Das Lamm ist würdig | (5,1-10)
Offenbarung Kapitel 5
Das Lamm ist würdig | (5,1-10)
Die Buchrolle mit den sieben Siegeln (5,1-5)
1 Und ich sah in der Rechten dessen, der auf dem Thron sass, ein Buch, beschrieben innen und aussen, mit sieben Siegeln versiegelt.
V 1 | Nun richtete Johannes seinen Blick wieder auf den, der auf dem Thron sass. Jetzt sah er die Hand Gottes im Vordergrund. Wie schon in Kapitel 1 gesehen, steht die „rechte Hand“ (Hand Gottes) für die Autorität und Macht Gottes, die „der auf dem Thron sass“ hat. In dieser Hand erkennt Johannes „ein Buch”. Damit ist eine Schriftrolle gemeint, auf die in der Antike geschrieben wurde. So wie sich im 4. Kapitel alles um den Thron Gottes drehte, geht es hier um diese Schriftrolle (5,1–9). Die Schriftrolle wird achtmal erwähnt und zeigt die Urkunde des zukünftigen Gerichts, das über diese Erde kommen wird. Dennoch ist das Buch nicht das Hauptthema dieses Kapitels. Vielmehr geht es um den, der würdig ist, die Siegel zu brechen und somit die Schriftrolle zu öffnen (5,6–7; 6,1.3.5.7.9.12; 8,1).
Das Besondere an diesem Buch ist, dass es „innen und auf der Rückseite beschrieben“ ist (Vgl. Hes 2,9–10). Es ist vollständig und bedarf keiner Ergänzung mehr. Darin sind alle Gerichte Gottes über die Sünde, Babylon und die grosse Hure aufgeschrieben. Diese Schriftrolle ist die Besitzurkunde von Gott, dem Schöpfer und Erlöser. Ihm gehört alles, Er besitzt Himmel und Erde. Er ist der Schöpfer (Kapitel 4) und wird den Menschen jetzt mit den Gerichten eine letzte Chance geben, sich für Ihn, ihren Erlöser, zu entscheiden.
Diese Schriftrolle ist mit „sieben Siegeln” versiegelt. Dies war auch bei römischen Testamenten der Fall. Auf jedes Siegel unterschrieb ein Zeuge mit seinem Namen, der auch bei der Eröffnung des Testaments anwesend sein musste.
2 Und ich sah einen starken Engel, der mit lauter Stimme ausrief: Wer ist würdig, das Buch zu öffnen und seine Siegel zu brechen? 3 Und niemand in dem Himmel noch auf der Erde noch unter der Erde vermochte das Buch zu öffnen noch es anzublicken.
V 2 - 3 | Anschliessend sah Johannes „einen starken Engel“. Es werden keine näheren Angaben zu diesem Engel gemacht, ausser dass er als stark bezeichnet wird. Es besteht die Möglichkeit, dass es Gabriel sein könnte, dessen Name „Held” oder „Stärke Gottes” bedeutet. Gabriel wird in der Bibel viermal erwähnt (Vgl. Dan 8,16; 9,21; Lk 1,19.26). In Dan 8,15–27 zeigt Gabriel Daniel, was am Ende der Zeit geschehen wird (Dan 8,17). Gabriel ist ein Bote Gottes, der den Menschen Verständnis lehren möchte. Dies ist auch in diesem Vers der Fall. Der starke Engel ruft mit lauter Stimme. Eine Stimme, die überall gehört wird.
„Wer ist würdig, das Buch zu öffnen und seine Siegel zu brechen?” In diesem Satz werden zwei Fragen laut gestellt. Zum einen geht es darum, herauszufinden, wer überhaupt würdig ist, und zum anderen, wer dies vermag. Auf die Frage, wer würdig ist, das Buch zu öffnen, folgt dreimal die Verneinung. „Niemand“ ist würdig. Der laute Ruf des Engels hallte durch den Himmel, über die Erde und in die Unterwelt. Diese Dreiteilung von Himmel, Erde und Unterwelt begegnet einem noch an anderen Stellen (Vgl. Ex 20,4; Phil 2,10). Sie umfasst die gesamte Schöpfung Gottes. Doch niemand war da, um es zu öffnen, ja nicht einmal, um es anzublicken. Kein Mensch, weder Herrscher noch Heiliger, war würdig, die Siegel zu brechen. Nicht einmal der mächtige und gottverehrte Kaiser Domitian, die Engel im Himmel, die verherrlichte Gemeinde oder bekannte Prediger konnten dies tun. Auch Verstorbene oder Dämonen konnten dies nicht. Viele Menschen halten sich für gross und einflussreich, auch politische Führer machen grosse Versprechen, doch letztlich sind sie machtlos, weil sie die entscheidenden Dinge nicht kontrollieren können. Nur einer ist würdig: Jesus Christus. Nur er hat alles im Griff. Alles besteht durch Ihn und für Ihn (Vgl. Kol 1,16–17). Er ist der Treue und Wahrhaftige (Vgl. Offb 19,11).
4 Und ich weinte sehr, weil niemand für würdig befunden wurde, das Buch zu öffnen noch es anzublicken.
V 4 | „Und ich weinte sehr“, schrieb Johannes. Es war nicht die Schadenfreude, welche Jona empfand, die Johannes zum Weinen brachte. Jona wollte das Gericht über die gottlosen Menschen, ihm ging es nicht um die Sünde, sondern um die Feinde Israels. Johannes hingegen war zutiefst bewegt, dass niemand für würdig befunden wurde, die Gerichte Gottes zu öffnen, um Sünde und Gottlosigkeit zu richten.
"Johannes weint, weil es ihm ein unerträglicher Gedanke ist, dass das Böse ewig regieren und nie gerichtet werden soll. Wie entsetzlich wäre das, wenn Unrecht nie bestraft würde; denn dann wäre die Erde ein ewiges Tränental, dann gäbe es nie und für niemanden Befreiung von der Willkür des Bösen. Wie dankbar sind wir daher, dass Gott das Böse eines Tages richten und schliesslich ganz aus Seiner Schöpfung verbannen wird. Darum zeugt es nur von vollständiger Blindheit, wenn Menschen ganz entrüstet jeden Gedanken von sich weisen, dass es einen Gott des Gerichts geben soll. Richtete Gott das Böse nicht, würde Willkür, Bosheit, Lüge, Quälerei, Hinterlist und Tücke am Ende das Universum regieren und uns ewig schinden und quälen. Wer kann denn so etwas wollen? Nur der Widersacher Gottes und der von ihm verblendete, sündige Mensch."[1]
Die grosse Tragik wird noch einmal unterstrichen mit den Worten „, weil niemand für würdig befunden wurde”. Wie tröstlich und ermutigend sind die nachfolgenden Verse für Johannes und alle Gläubigen!
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[1] Benedikt Peters, Geöffnete Siegel, S: 53
5 Und einer von den Ältesten spricht zu mir: Weine nicht! Siehe, es hat überwunden der Löwe, der aus dem Stamm Juda ist, die Wurzel Davids, das Buch zu öffnen und seine sieben Siegel.
V 5 | In die Traurigkeit von Johannes trat ein Ältester und sprach ihn an. Dieser Älteste sprach stellvertretend für die Gemeinde mit Johannes. Hier wird die Einsicht in die Gedanken Gottes aufgezeigt, welche die Gemeinde haben wird (wie schon in Vers 4,4 erwähnt). Er ermutigte ihn und sagte: „Weine nicht! Siehe, er hat den Satan überwunden.“ Johannes wurde durch einen Ältesten ermutigt und durch eine Vision in das Geschehen eingeführt, das das Brechen der Siegel ermöglichte. Für Johannes war das eine grosse Ermutigung und ein Trost, denn mitten in seiner Verzweiflung wurde ihm gezeigt, dass es jemanden gibt, der würdig ist: das Lamm. Dieser Zuspruch „Siehe, es hat überwunden” gab ihm eine neue Perspektive. Es ist ein Versprechen: Es hat jemand überwunden und ist würdig. Dies kann also nur jemand sein, der die entsprechende Würde und Macht hat. Wer ist Eigentümer der Erde und wer hat das Recht, die Erde zu lösen? „Hat er am Ende dieser Tage zu uns geredet im Sohn, den er zum Erben aller Dinge eingesetzt hat, durch den er auch die Welten gemacht hat;“ (Hebr 1,2). Paulus legt dies in seinem Brief an die Hebräer eindrücklich dar. Gott redet auch heute noch durch Seinen Sohn Jesus Christus zur Versammlung.
„Der Löwe aus dem Stamm Juda hat überwunden.“ Der Messias musste aus dem Stamme Juda hervorgehen. Dies wurde durch die fortschreitende Offenbarung des Messias und Seines ersten Kommens (Vgl. Gen 49,8–12) immer deutlicher. Der Löwe ist der König der Tiere (Vgl. Spr 30,30). Er ist ein Symbol der Macht und Majestät. Ihm, dem Herrn, kann niemand entgegentreten, nicht einmal die entsetzlichen Tiere aus Offb 13.
Der Löwe hat überwunden und wird die Erde von der Herrschaft der Sünde befreien. Als Lamm Gottes hat Er mit Seinem Tod auf Golgatha die Grundlage dafür gelegt, die Sünden der Welt zu richten und den Gläubigen, die Ihn als HERRN und Heiland annehmen, zu vergeben. In der Offenbarung wird der HERR Jesus sowohl als Lamm als auch als Löwe dargestellt. Als Lamm Gottes ist Er das Opfertier, das die Sünden der Welt wegnimmt, und als Löwe ist Er der Richter und König, der Seine Feinde richten wird. Bei Seinem ersten Kommen war Er das Lamm. Bei Seinem zweiten Kommen wird Er der Löwe sein.
Jesus Christus ist die „Wurzel Davids”, der rechtmässige König über Israel und alle Nationen. Er ist nicht nur würdig, das Buch mit den Plänen Gottes zu öffnen, sondern hat auch durch Seinen Sieg am Kreuz überwunden. Dieser Sieg verleiht Ihm das Recht, Gottes Ratschlüsse zu offenbaren. Durch Sein Erlösungswerk erhält der Gläubige Zugang zu Gottes Gedanken über Gegenwart und Zukunft. Nur durch Christus wird das Verständnis für Gottes Heilsplan möglich, ebenso wie die Gewissheit, dass sich alles erfüllen wird, was Gott beschlossen hat.
Wer ist würdig (5,6-10)
6 Und ich sah inmitten des Thrones und der vier lebendigen Wesen und inmitten der Ältesten ein Lamm stehen wie geschlachtet, das sieben Hörner und sieben Augen hatte; dies sind die sieben Geister Gottes, ausgesandt über die ganze Erde.
V 6 | Dann drehte sich Johannes zum Thron um. Er sah „vier lebendige Wesen und inmitten der Ältesten ein Lamm stehen, wie geschlachtet“. Er sah nicht den Löwen aus dem Stamme Juda, sondern ein Lamm, das aussah wie geschlachtet. Anstelle des imposanten Löwen sah er das gehorsame Lamm, das von den Ungläubigen verachtet wurde und auch in der Trübsalszeit noch verachtet werden wird.
"Johannes sieht dieses Lamm, ein niedriges und verachtetes Tier, in jeder Hinsicht das völlige Gegenteil eines Löwen. Ausserdem steht es hier als geschlachtet, d.h. ein Tier, dem soeben die Kehle durchgeschnitten wurde. Aber wo befindet es sich? Nicht mehr am Kreuz, auch nicht im Grab, sondern inmitten des Thrones Gottes, also in der Herrlichkeit. Das Werk ist vollbracht!"[1]
In der Offenbarung wird Jesus Christus am häufigsten als „Lamm“ bezeichnet, und zwar 29-mal (5,6.8.12.13; 6,1.16; 7,9.10.14.17; 12,11; 13,8.11; 14,1.4.10; 15,3; 17,14; 19,7.9; 21,9.14.22.23.27; 22,1.3). Im NT verwenden nur Johannes (Vgl. Joh 1,29.36; 21,15) und Petrus (Vgl. 1 Petr 1,19) diesen Titel für Jesus. Diese beiden Jünger waren für die Vorbereitung des Passamahls kurz vor dem Tod Jesu zuständig. „Es kam aber der Tag der ungesäuerten Brote, an dem man das Passah schlachten musste. Und er sandte Petrus und Johannes mit den Worten: ‚Geht hin und bereitet uns das Passah, damit wir es essen können!‘“ (Lk 22,7–8). Jesus Christus vereint in sich den scheinbaren Widerspruch von Löwe und Lamm.
Er ist zugleich mächtig und sanft, richterlich und barmherzig. Dies zeigte sich schon in Seinem Leben auf der Erde. Er segnete liebevoll Kinder und trieb zugleich mit Autorität die Händler aus dem Tempel. Diese Einheit von Stärke und Sanftmut ist vollkommen und einzigartig – ein wunderbares Zeugnis Seiner göttlichen Natur.
"Im Angesicht des Sünders ein Lamm, im Angesicht der Sünde ein Löwe – das ist die perfekte Kombination."[2]
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[1] W. J. Ouweneel, Die Offenbarung Jesu Christi, S: 222-223
[2] D. Pawson, Begleiten sie mich durch die Offenbarung, S: 125
7 Und es kam und nahm ⟨das Buch⟩ aus der Rechten dessen, der auf dem Thron sass.
V 7 | Johannes erlebte einen feierlichen Moment. Das Lamm ging zum Thron und nahm die Buchrolle entgegen. Damit wurde dem Sohn Gottes das gesamte Gericht übergeben (Vgl. Joh 5,22–23). Der Zeitpunkt, an dem die Siegel geöffnet werden und somit die Gerichte Gottes über diese Welt beginnen, rückt immer näher. Sein Heilsplan wird sich erfüllen!
Lobpreis im Himmel für das Erlösungswerk | (5,8-14)
Nachdem das Lamm das Buch genommen hatte, geschahen überwältigende Dinge im Himmel, auf der Erde und unter der Erde. Johannes sah das Lamm Gottes „inmitten des Thrones” (6). In der Folge werden drei Gruppen beschrieben, die in die Anbetung des Lammes und dessen, der auf dem Thron sitzt, einstimmen. Wie bei einem Mobileeffekt löst die Übernahme der Schriftrolle Lobpreis und Anbetung gegenüber dem Lamm Gottes und dem, der auf dem Thron sitzt, aus. Die erste Gruppe wird in den Versen 8–10 beschrieben: Es handelt sich um die vier lebendigen Wesen und die vierundzwanzig Ältesten (die Gemeinde). Diese sah und hörte Johannes klar und deutlich. Die zweite Gruppe ist eine unzählbare Schar von Engeln (Verse 11–12), die er sah und hörte. Zum Schluss hörte er die ganze Schöpfung, „jedes Geschöpf“, anbeten.
8 Und als es das Buch nahm, fielen die vier lebendigen Wesen und die vierundzwanzig Ältesten nieder vor dem Lamm, und sie hatten jeder eine Harfe und goldene Schalen voll Räucherwerk, welches die Gebete der Heiligen sind.
V 8 | Die erste Gruppe, die anbetete, waren „die vier lebendigen Wesen und die vierundzwanzig Ältesten”. Die Gemeinde steht am Anfang der Anbetung, so wie es ihrer Bestimmung entspricht. Schon heute ist sie dazu bestimmt, dem Lamm Ehre zu geben und in den himmlischen Lobpreis einzustimmen.
„Und sie hatten jeder eine Harfe, auf der sie spielten.” Mit den Worten „und sie” sind die vierundzwanzig Ältesten gemeint, die erlöste Gemeinde in ihrem priesterlichen Dienst. Die Harfe als Instrument der Anbetung Gottes wird in der Bibel erstmals im Buch Samuel beschrieben (Vgl. 1Sam 10,5; 2Sam 6,5; 1Chr 13,8 u. v. m.). Die Harfe ist ein Instrument des Lobpreises.
Dass diese Ältesten Priester waren, zeigen nicht nur die Harfen, sondern auch die „goldenen Schalen”. Diese Schalen waren voller Räucherwerk und symbolisieren die „Gebete der Heiligen“ (Vgl. Ps 141,2). Die Schalen mit dem Räucherwerk weisen somit auf den priesterlichen Dienst der Erlösten hin.
Harfen und goldene Schalen stehen somit für den Lobpreis und die Gebete der Heiligen. Wenn Jesus als Lamm und Löwe Gottes gesehen wird, fällt der Gläubige in Lobpreis und Anbetung.
9 Und sie singen ein neues Lied: Du bist würdig, das Buch zu nehmen und seine Siegel zu öffnen; denn du bist geschlachtet worden und hast für Gott erkauft, durch dein Blut, aus jedem Stamm und jeder Sprache und jedem Volk und jeder Nation,
V 9 | Dieses „neue Lied“ können nur die Erlösten singen, die vom Lamm Gottes durch Sein Blut erkauft und somit erlöst wurden (Vgl. Apg 16,25; Eph 5,19). In der Bibel steht das neue Lied immer im Zusammenhang mit Erlösung. Im Buch der Psalmen wird es besonders häufig erwähnt (Ps 33,3; 40,4; 96,1; 98,1; 144,9; 149,1; Jes 42,10; Offb 5,9; 14,3).
Es wird noch einmal unterstrichen, dass das Lamm würdig ist, das Buch zu nehmen. Ab hier wird nicht mehr von diesem Buch gesprochen, da es nun um die Anbetung des Lammes und Seines Erlösungswerkes geht. Jesus als Lamm wurde „geschlachtet” für die Sünden aller Menschen. Dies ist das erste Thema im neuen Lied. Jesus hat sich aus Liebe zu den Menschen hingegeben und dadurch das Gericht auf sich genommen. Er hat über die Macht der Sünde gesiegt. Durch Seinen Tod hat er die Menschen „für Gott erkauft”. Wie Paulus es Titus schrieb: „Er hat sich selbst für uns gegeben, damit er uns loskaufte von aller Gesetzlosigkeit und sich selbst ein Eigentumsvolk reinigte, das eifrig sei in guten Werken.“ (Tit 2,14) Dadurch hatte er die Gotteskindschaft aller Gläubigen der Gemeinde ermöglicht. Er hatte „sich selbst ein Eigentumsvolk gereinigt”. Die Gemeinde besteht aus Menschen „von jedem Stamm und jeder Sprache und jedem Volk und jeder Nation”. Der HERR hat alles getan, was nötig war, um den Menschen einen Ausweg zur Errettung zu ermöglichen. Menschen, die sich nicht retten lassen wollen, werden hingegen ins Gericht kommen. Gott ist alles andere als ein unbarmherziger und grausamer Richter, der die Menschen vernichten und ausrotten will. Er hat Sein eigenes Blut gegeben, um den Menschen die Möglichkeit zu geben, dem Gericht zu entkommen. Sein Tod würde für alle Menschen genügen.
10 und hast sie unserem Gott zu einem Königtum und zu Priestern gemacht, und sie werden über die Erde herrschen!
V 10 | Gott hat die Menschen erkauft, um sie zu einem Königtum und zu Priestern zu machen (siehe Kommentar zu 1,6).
11 Und ich sah: Und ich hörte eine Stimme vieler Engel um den Thron her und um die lebendigen Wesen und die Ältesten; und ihre Zahl war Zehntausende mal Zehntausende und Tausende mal Tausende,
V 11 | „Und ich sah“, sagte Johannes zum vierten Mal in diesem Kapitel (5, 1.2.6.11). Er sah eine unzählbare Schar von Engeln. Im Griechischen steht hierfür das Wort „Myriaden”. Dies ist die grösste Zahl im Griechischen. Unzählige Mengen von Engeln stimmen in die Anbetung des Lammes ein.
12 die mit lauter Stimme sprachen: Würdig ist das Lamm, das geschlachtet worden ist, zu empfangen die Macht und Reichtum und Weisheit und Stärke und Ehre und Herrlichkeit und Segnung.
V 12 „Die mit lauter Stimme sprachen.“ Diese Engel priesen das Lamm in dem sie sprachen. In der Bibel wird nirgendwo erwähnt, dass Engel singen. Sie besitzen weniger Einsicht als die vierundzwanzig Ältesten (die Gemeinde), da die Motive für ihren Lobpreis und ihre Anbetung nicht so tief gehen. Sie haben persönlich keinen Anteil an den Ergebnissen des grossen Erlösungswerks. Dennoch haben sie mit grosser Verwunderung den HERRN Jesus in Seinen unermesslichen Leiden auf Golgatha angesehen, der als das Lamm in Schwachheit gekreuzigt wurde (2Kor 13,4). Sie kennen nicht die enge Verbindung und Liebe, wie sie diejenigen erfahren, die durch das Blut des Lammes erkauft wurden. Doch auch der Inhalt ihres Lobpreises ist das herrliche Werk am Kreuz von Golgatha. Die Engel haben also allen Grund, sich zu freuen und ihn anzubeten. Sie sprechen einen siebenfachen Lobpreis aus.
„Macht” ist die Fähigkeit, etwas zu vollbringen oder ans Ziel zu führen. Sie beschreibt die tatsächliche Umsetzungskraft, das Vermögen, einen Plan oder ein Vorhaben auch wirklich zur Vollendung zu bringen.
„Reichtum” umfasst sowohl materiellen als auch geistlichen Besitz. In Bezug auf Gott bedeutet es insbesondere den Reichtum Seiner Herrlichkeit (Eph 3,16) sowie die Tiefe Seiner Weisheit und Erkenntnis (Vgl. Röm 11,33; Kol 2,3). Es ist ein unermesslicher Schatz göttlicher Fülle.
„Weisheit“ bezeichnet die Einsicht in das wahre Wesen einer Sache. Sie geht über blosses Wissen hinaus und erkennt Zusammenhänge im göttlichen Licht. Weisheit versteht nicht nur das „Was“, sondern auch das „Warum“.
„Stärke” beschreibt die innere Kraft, eine Aufgabe zu tragen oder zu bewältigen (Mk 12,30). Sie steht in Verbindung mit der „überschwänglichen Grösse seiner Kraft“ (Eph 1,19), der Dynamis, die aus der Wirksamkeit der göttlichen Macht hervorgeht. Es ist eine aktive, wirkende Kraft.
„Ehre” steht im Gegensatz zur Unehre. Sie bedeutet Wertschätzung, Anerkennung und Würdigung, insbesondere in Bezug auf Gott, der alle Ehre verdient (Offb 4,9).
„Herrlichkeit“ ist die sichtbare Schönheit und Erhabenheit Gottes. Im Gegensatz zur Entstellung Jesu am Kreuz (Jes 52,14) steht nun Seine vollkommene Verherrlichung, Seine göttliche Majestät, die in Seiner ganzen Pracht sichtbar wird.
„Segnung” bedeutet, gut über jemanden zu sprechen oder zu denken. Es ist der Ausdruck von Wert und Anerkennung, das „Gutsprechen“ über eine Person oder Sache. Im NT wird es oft mit „Preisen” übersetzt (Eph 1,3). Das Gegenteil davon ist das Fluchen.
13 Und jedes Geschöpf, das in dem Himmel und auf der Erde und unter der Erde und auf dem Meer ist, und alles, was in ihnen ist, hörte ich sagen: Dem, der auf dem Thron sitzt, und dem Lamm die Segnung und die Ehre und die Herrlichkeit und die Macht von Ewigkeit zu Ewigkeit!
V 13 | Hier beschreibt Johannes die dritte Gruppe, die er, so scheint es, nur hörte. Sie waren nicht mehr so nah am Zentrum des Lammes, aber es muss eine gewaltige Stimme gewesen sein, wenn die gesamte Schöpfung in die Anbetung des Lammes einstimmte (Vgl. Ps 69,35; 150,6). Sie priesen „den, der auf dem Thron sitzt, und das Lamm”. Es findet ein vierfacher Lobpreis statt: „Segnung und Ehre und Herrlichkeit und Macht von Ewigkeit zu Ewigkeit”. Johannes' Blick war immer noch auf den Thron und das Lamm gerichtet. Die Anbetung der drei Gruppen endet mit dem Ausspruch, der in der Offenbarung immer wieder hervorgehoben wird: „Von Ewigkeit zu Ewigkeit“ (Vgl. 1,6.18; 4,9.10; 5,13; 7,12; 10,6; 11,15; 14,11; 15,7; 19,3; 20,10; 22,5).
14 Und die vier lebendigen Wesen sprachen: Amen! Und die Ältesten fielen nieder und beteten an.
V 14 | Die Erscheinung des geschlachteten Lammes und dessen Sieg über die Mächte des Bösen wird mit einem grossen und beeindruckenden „Amen” der vier lebendigen Wesen sowie dem erneuten Niederfallen und Anbeten der Ältesten abgeschlossen.
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