Offenbarung Kapitel 16
Die sieben Schalengerichte
Verursacht durch den Sündenfall des Menschen ist dieser Planet Erde zu einem äusserst gefährlichen Ort geworden. Bezeichnend dafür ist, dass die grausamen Folgen der Sünde schon bei den ersten Menschen sich schnell offenbarten. Z.B. durch den Brudermord Kains an Abel. Heutzutage werden weltweit jährlich über 50 Mio. Kinder durch Abtreibung umgebracht, ohne dass sie jemals die Chance bekommen haben, das Licht dieser Welt zu sehen.
Dieser Planet Erde hat schon viele schlimme Zeiten gesehen. Die schlimmste davon war die globale Sintflut als direkte Folge der Sünde des Menschen. Nur acht Menschen, d.h. Noah und seine Familie fanden Gnade vor Gott und überlebten so diese Katastrophe gigantischen Ausmasses. Denken wir an die Inquisition der röm.-kath. Kirche, dem 1. + 2. Weltkrieg, usw., nur um ein paar wenige Beispiele zu nennen, so kann man leicht erkennen, dass dieser Planet seit dem Sündenfall, gelinde gesagt, kein friedvoller Ort mehr gewesen ist.
Wenn man in die Zukunft schaut, so wird diese Erde noch sehr schlimme Zeiten erleben. Katastrophen von noch nie dagewesenen Ausmassen, ehe dann der Herr Jesus durch Sein zweites Kommen (fast) paradiesische Zustände schaffen wird auf dieser Erde. Das Ende der Trübsal ist nicht das Ende der Welt. Ja, diese Erde wird vollständig untergehen, aber erst 1000 Jahre nach der Trübsal.
Dieses Kapitel nun beinhaltet die sieben letzten Gerichte, welche in der zweiten Hälfte der Trübsal über diese Welt ausgegossen werden. Mit diesen letzten Plagen wird das Gericht Gottes über diese Erde vollendet. Die sieben Zornschalen-Gerichte erfolgen in schneller Abfolge, wobei jedes folgende Gericht heftiger sein wird als das vorangegangene. Im Gegensatz zu den vorangegangenen Gerichts-Reihen, werden diese letzten Gerichte nicht mehr einzeln angekündigt, sondern werden ohne Warnung ausgegossen.
Das Ausgiessen der Schalengerichte ist weder Ausdruck des Zornes Gottes über die Sünde im Allgemeinen, noch ist es eine Bestrafung für individuelle Vergehen. Sämtliche Trübsal-Gerichte Gottes betreffen die gottlosen und götzendienerischen Menschen jener Zeit, sind aber rein physischer Art, d.h. dass das Gericht den physischen Tod der ungläubigen Menschen wirken wird. Mit dem Tod aber endet die Möglichkeit, sich für oder gegen Gott zu entscheiden. Das eigentliche Endgericht Gottes über die individuelle Sünde des unbussfertigen und somit ungläubigen Menschen erfolgt 1000 Jahre später vor dem grossen weissen Thron (Vgl. 20,11-15).
Der Zorn Gottes wird nun global über jene ausgegossen, die Gottes Heilswirken am Ende des Zeitalters der Nationen vereiteln wollen. Primär über das Tier aus dem Meer, aber auch über das Tier aus der Erde. Auch jene die loyal zum Tier sind, nämlich die Tieranbeter (V 2) (Vgl. 14,9-11), sind Gegenstand des Zornes Gottes. Die Schalengerichte sind Gottes Antwort auf den Versuch der teuflischen Dreieinigkeit, das Kommen des Herrn Jesus als König und Richter zu vereiteln.
Letztendlich wird der Zorn Gottes über alle Nationen und deren Regierungen jener Zeit ausgegossen. Besondere Erwähnung finden die "Könige vom Sonnenaufgang" (16,12b). Kp. 17 berichtet vom Gericht über die "grosse Hure" Babylon, d.h. dem antichristlichen religiösen System jener Zeit. Dieses Gericht findet in der Mitte der Trübsal statt. Kp. 18 hingegen beschreibt den Fall der "grossen Stadt" Babylon, d.h. des politischen und wirtschaftlichen Systems jener Zeit, welches am Ende der Trübsalszeit gerichtet werden wird (Vgl. 14,8; 16,19). In dieser 3½ Jahre dauernden letzten Gerichtsreihe kommt das Zeitalter der Nationen zu einem endgültigen Ende.
Die Posaunengerichte und die Schalengerichte treffen beide dieselben Bereiche, ohne dass es sich jedoch um Wiederholungen handelt. In Kapitel 8, d.h. in den Posaunengerichten geht es um den dritten Teil der Zerstörung, in Kapitel 16, d.h. den Schalengerichten ist keine Begrenzung der Zerstörung mehr angegeben. Dies zeigt unmissverständlich auf, dass die verbleibenden Gerichte schrecklicher, heftiger und umfassender sein werden als die zwei Gerichtsreihen der ersten Hälfte der Trübsal.
Weiter ist zu beachten, dass in der ersten Hälfte der Trübsal (inkl. Mitte Trübsal), Gott auf verschiedenste Weise die gottlosen Menschen zur Umkehr aufrufen wird. In der zweiten Hälfte der Trübsal, wo der Grimm Gottes ausgegossen, bzw. vollendet werden wird, ist von Aufruf und Umkehr nichts mehr zu lesen.
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Posaunen |
Gericht |
Schalen |
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8,7 |
Erde |
16,1-2 |
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8,8-9 |
Meer |
16,3 |
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8,10-11 |
Flüsse |
16,4-7 |
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8,12-13 |
Universum |
16,8-9 |
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9,1-2 |
Menschen |
16,10-11 |
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9,13-21 |
Invasion |
16,12-16 |
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11,15-19 |
Nationen |
16,17-21 |
Die erste Schale | 16,1-2
1 Und ich hörte eine laute Stimme aus dem Tempel zu den sieben Engeln sagen: Geht hin und gießt die sieben Schalen des Grimmes Gottes auf die Erde aus.
V 1 | In diesem Vers wird nun das Geschehen wieder aufgenommen, welches in 11,15-19 seinen Anfang nahm, indem der siebte Engel posaunte (siebtes Posaunengericht, beinhaltend die sieben Schalengerichte). Gott selbst spricht mit einer "lauten Stimme aus dem Tempel" und befielt "den sieben Engeln", dass sie nun hingehen sollen, um die "sieben Schalen des Grimmes Gottes auf die Erde" zu giessen. Gottes Langmut hat ein Ende gefunden, und nun kommt das Gericht in rascher Abfolge.
2 Und der erste ging hin und goss seine Schale auf die Erde aus; und es kam ein böses und schlimmes Geschwür an die Menschen, die das Malzeichen des Tieres hatten und die sein Bild anbeteten.
V 2 | Der "erste" trat hervor "und goss seine Schale über die Erde aus". "Ein böses und schlimmes Geschwür" befällt alle, die das Malzeichen des Tieres haben und sein Bildnis anbeten. Der gläubige Überrest ist von diesem Gericht nicht betroffen (Vgl. Ex 9,8-12).
Innerlich sind die Tieranbeter in Sünde und Gotteshass verkommen und hässlich, nun wird auch äusserlich ihr gottloses Wesen sichtbar. Ohne Heilungsmöglichkeit werden die Tieranbeter die letzten 3½ Jahre in Hässlichkeit und Schmerzen leben müssen.
"Ein böses und schlimmes Geschwür; das ist höchstes Unwohlsein und abstossende Hässlichkeit. Welch passende Antwort des Himmels auf eine Zivilisation – kann man sie noch so nennen? -, die das Stillen jeder Lust (Vgl. Ex, 20,17; Mt 16,24) und die selbstverliebte Pflege äusserlicher Schönheit (Vgl. Ps 147,10; Spr 31,30; 1Petr 3,3-4) zu obersten Lebensgrundsätzen erhoben hat! Die innere, die moralische Hässlichkeit des Menschen bricht hervor und entstellt sein Äusseres. Gott redet durch seine Schläge."[1]
"Die Septuaginta (LXX) beschreibt mit demselben gr. Wort die Beulen, mit denen die Ägypter geplagt wurden (2Mo 9,9-11) und die Hiob peinigten (Hi 2,7). Im NT bezeichnet das Wort die offenen Geschwüre auf dem Körper des armen Bettlers Lazarus (Lk 16,21). Auf der ganzen Welt werden die Menschen von unheilbaren, offenen, eiternden Geschwüren gequält werden."[2]
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[1] Benedikt Peters – Geöffnete Siegel
[2] John MacArthur - Studienbibel
Die zweite Schale | 16,3
3 Und der zweite goss seine Schale auf das Meer aus; und es wurde zu Blut, wie von einem Toten, und jede lebendige Seele starb, alles, was in dem Meer war.
V 3 | Als die zweite Schale auf das Meer ausgegossen wurde, wurde das Wasser "zu Blut wie von einem Toten" und "jede lebendige Seele (im Meer) starb". Während beim zweiten Posaunengericht der dritte Teil des Meeres zu Blut wurde und der dritte Teil der Meereslebewesen starb, und der dritte Teil der Schiffe zerstört wurde (8,8-9), wird beim zweiten Schalengericht das gesamte übrige Meerwasser in Blut verwandelt, wodurch alles Leben im Meer stirbt. Der Gestank und die Krankheiten, die dieses Gericht mit sich bringt, insbesondere an den Meeresküsten, übersteigt jegliche menschliche Vorstellungskraft.
Im Schöpfungsbericht lesen wir wie Gott sprach, dass das Wasser von Lebewesen wimmeln soll (Gen 1,20). Was Gott als Ort des überfliessenden Lebens geschaffen hat, wird nun als Folge des Ausgiessens des Grimmes des Zorn Gottes, zum Ort des Todes.
Die dritte Schale | 16,4-7
4 Und der dritte goss seine Schale auf die Ströme und auf die Wasserquellen aus, und sie wurden zu Blut.
V 4 | Der "dritte" Engel goss seine Schale aus, diesmal nicht auf die Erde oder das Meer, sondern in die "Ströme und Wasserquellen", also auf das Trinkwasser, eine unabdingbare Lebensquelle der Menschen. Als Folge werden diese Gewässer zu Blut, ähnlich wie bei der ersten ägyptischen Plage (Ex 7,17-21). Diese dritte Plage steht aber nicht nur für die Ungeniessbarkeit des Trinkwassers, sondern ist auch Gottes Antwort auf das vergossene Blut der Heiligen (V 6). Die Ströme, die eigentlich Leben spenden sollten, spiegeln nun den gerechten Zorn Gottes wider: Statt Wasser – Blut. Statt Leben – Gericht.
5 Und ich hörte den Engel der Wasser sagen: Du bist gerecht, der da ist und der da war, der Heilige, dass du so gerichtet hast. 6 Denn Blut von Heiligen und Propheten haben sie vergossen, und Blut hast du ihnen zu trinken gegeben; sie sind es wert.
V 5-6 | Im Gegensatz zum Gericht über das Meer in V 3, durch welches alle Meereslebewesen getötet worden sind, ist das Süsswasser, obwohl stark verschmutzt, nicht giftig und somit immer noch trinkbar. An dieser Stelle bestätigt der "Engel der Wasser" die heilige Gerechtigkeit der Gerichte Gottes. Gottes Gerichte sind gerecht und angemessen! Sie haben das Blut von Heiligen und Propheten vergossen, nun müssen sie selbst Blut trinken, um zu überleben. Ja, dieses Gericht haben sie sich wahrlich verdient!
7 Und ich hörte den Altar sagen: Ja, Herr, Gott, Allmächtiger, wahrhaftig und gerecht sind deine Gerichte.
V 7 | Die Tieranbeter haben seit Anbeginn der Menschheit, Gottes gutes Wort und Wirken abgelehnt und jene getötet, die davon gezeugt haben. Tausende von Jahren hat Gottes Langmut zugewartet mit dem Gericht, obwohl das Gericht schon lange "verdient" gewesen wäre. Doch nun ist diese Gnadenzeit endgültig abgelaufen und somit bestätigt nun auch der Himmel: "Ja, Herr, Gott, Allmächtiger, wahrhaftig und gerecht sind deine Gerichte."
Die vierte Schale | 16,8-9
8 Und der vierte goss seine Schale auf die Sonne aus; und es wurde ihr gegeben, die Menschen mit Feuer zu versengen.
V 8 | Beim vierten Posaunengericht haben wir gesehen, dass sich die Sonneneinstrahlung auf der Erde um ein Drittel verringert hatte. Als Folge kam es zu einem enormen Temperatursturz mit entsprechenden schwerwiegenden Umweltfolgen (siehe Kommentar zu 8,12). Dieser Zustand war jedoch zeitlich begrenzt, denn das vierte Schalengericht wird es nun umkehren und die Kraft der Sonnenstrahlung wird sich unerträglich intensivieren. Die Temperatur wird so stark ansteigen, dass die Menschen - die Tieranbeter - von der Hitze versengt werden. Bereits in Mal 3,19a wurde prophetisch angekündigt, dass "der Tag (des HERRN) kommt, brennend wie ein Ofen." Die Konsequenzen dieses Gerichts übersteigen die Vorstellungskraft.
"Die intensive Sonneneinstrahlung wird wiederum große Mengen von Wasser aus den Meeren und anderen Oberflächengewässern verdampfen lassen, sodass der Meeresspiegel und die Wasserstände sinken. (...) Daraufhin wird mehr und mehr Wasserdampf in der Atmosphäre verbleiben. (...) Regen und Hagel, die die Oberfläche (der Erde) erreichen, werden vermutlich in Form heftiger Gewitter und Wirbelstürme auftreten und das Elend der Erde noch vergrößern. Doch die glühende Hitze der Sonne hat auch noch andere Auswirkungen, die zumindest eine gewisse Zeit lang das Verdampfen des Meerwassers ausgleichen: Die mächtigen Eisschichten von Grönland und dem antarktischen Kontinent werden schmelzen. Es wird vermutet, dass in diesen großen Sammelbecken genug Eis gespeichert ist, um den Meeresspiegel auf der ganzen Welt um insgesamt 60 Meter anzuheben, falls alles abschmilzt. (...) Wenn tatsächlich die mächtigen Polkappen eines Tages plötzlich abschmelzen, würden viele der größten Städte der Welt größtenteils überflutet und zerstört."[1]
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[1] Henry Morris
9 Und die Menschen wurden von großer Hitze versengt; und sie lästerten den Namen Gottes, der die Gewalt über diese Plagen hat, und taten nicht Buße, ihm Ehre zu geben.
V 9 | Statt zu Gott umzukehren und Busse zu tun, "lästerten" die Tieranbeter "den Namen Gottes". Sie anerkennen zwar Gottes Macht "der die Gewalt über diese Plagen hat", aber sie weigern sich, Busse zu tun und ihm die Ehre zu geben (Vgl. Röm 1,28; 1Tim 6,1; Jak 2,7). Die gerechten Gerichte Gottes über die Tieranbeter verhärtet ihr Herz noch mehr, wie das schon beim Pharao geschehen war (Ex 7,3-4; Röm 9,17-18).
Dieses Kapitel ist das einzige im Buch der Offenbarung, das von einer weltweiten Lästerung des Namens Gottes berichtet. In Kapitel 13 wird über das Tier aus dem Meer gesagt: "Und es öffnete seinen Mund zu Lästerungen gegen Gott, seinen Namen zu lästern und seine Hütte und die, die ihre Hütte in dem Himmel haben." (13,6) (Vgl. 13,1.5; 17,3) – Die Tieranbeter haben den Charakter ihres "Gottes", d.h. des Tieres angenommen. Anstatt über ihre eigene Sündhaftigkeit Busse zu tun und den allmächtigen Gott zu ehren, stimmen sie lieber ein in eine globale Gotteslästerung.
Die fünfte Schale | 16,10-11
10 Und der fünfte goss seine Schale auf den Thron des Tieres aus; und sein Reich wurde verfinstert; und sie zerbissen ihre Zungen wegen der Qual, 11 und sie lästerten den Gott des Himmels wegen ihrer Qualen und wegen ihrer Geschwüre, und sie taten nicht Buße von ihren Werken.
V 10-11 | Zu den verschiedenen Auswirkungen des fünften Posaunengerichts (9,1-12) gehörte auch die dritte Sonnenfinsternis der Endzeit. Sie wurde ausgelöst durch Satan, als er den Schlund des Abgrundes öffnete, um eine Dämoneninvasion einzuleiten. Beim fünften Schalengericht kommt es nun zur vierten Sonnenfinsternis der Endzeit.
Die fünfte Schale wird über den "Thron des Tieres" ausgegossen und bringt tiefste Finsternis über seinen Regierungssitz und seinen gesamten Einflussbereich. Dieses Gericht erinnert stark an die neunte Plage, die Gott über Ägypten kommen liess – eine Finsternis, die das Land drei Tage lang bedeckte (Ex 10,21-23). Auch damals war die Finsternis Ausdruck des göttlichen Gerichts über eine gottlose Macht, die Sein Volk unterdrückte.
Schon zu Beginn der zweiten Hälfte Trübsal, d.h. beim ersten Schalengericht, wurden die Tieranbeter mit bösen, schlimmen und unheilbaren Geschwüren geschlagen. Zu diesen andauernden Geschwür-Schmerzen kommt jetzt noch zusätzlich diese Finsternis dazu. Es ist so schlimm, dass "sie ihre Zungen zerbissen wegen der Qual". Trotz Gericht und Schmerzen, sind sie dennoch nicht bereit zur Umkehr und zur "Busse von ihren Werken", sondern "lästern" in ihrem götzendienerischen und gottesfernen Wesen den "Gott des Himmels".
Die fünf Sonnenfinsternisse der Endzeit:
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Joel 3,4 |
Vor der Trübsal Hier wird der "Tag des Herrn" genannt, d.h. die Trübsal. Die erste Sonnenfinsternis wird vor dieser Trübsalszeit eintreten. |
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Off 6,12 |
Beim sechsten Siegel Sonne und Mond verlieren ihren Schein und ein Meteoritenhagel ergiesst sich über die Erde. |
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Offb 9,2 |
Bei der fünften Posaune Sonnenfinsternis als Folge des Öffnens des Abgrundes. |
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Offb 16,10 |
Bei der sechsten Schale Sonnenfinsternis, nachdem die Schale auf den Thron des Tieres ausgegossen worden ist. Als Folge kommt eine tiefe Finsternis über seinen Einflussbereich. |
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Mt 24,29-30 Mk 13,24-26 Lk 21,25-27 |
Bei der Wiederkunft des Herrn Jesus Die letzte Sonnenfinsternis wird das zweite Kommen des Herrn Jesus ankündigen. In dieser totalen Finsternis wird das Zeichen des Menschensohnes am Himmel erscheinen und der Herr Jesus kommt in grosser Kraft und Herrlichkeit (Schechina). |
Die Harmagedon-Auseinandersetzung
Zum besseren Verständnis dieses Kapitels eine kurze Zusammenstellung der sieben Phasen der Harmagedon-Auseinandersetzung. Sie wird sich am Ende der Trübsal ereignen und beschreibt die verschiedenen Phasen der physischen Befreiung Israels, Jerusalems und der ganzen Welt von den Feinden Gottes!
Die sechste Schale | 16,12
12 Und der sechste goss seine Schale auf den großen Strom, den Euphrat, aus; und sein Wasser versiegte, damit der Weg der Könige bereitet würde, die von Sonnenaufgang herkommen.
V 12a | Ähnlich wie beim fünften Siegelgericht, d.h. dem "Rache-Gebet" der Märtyrer, löst auch die sechste Schale kein unmittelbares Gericht aus, sondern dient als Vorbereitung für das Versammeln fremder Armeen zum endgültigen und entscheidenden Showdown in Israel.
Das sechste Schalengericht wird den grossen Fluss Euphrat austrocknen lassen, dessen Wasser zuvor durch das dritte Schalengericht zu Blut geworden ist. Dadurch wird das Überqueren des Flusses für die Truppen "Könige von Sonnenaufgang her" vereinfacht. Der Euphrat ist der grösste Fluss im Südwesten Asiens. Im Gegensatz zu den meisten Flüssen im Nahen Osten gibt es keinerlei geschichtliche Aufzeichnungen die belegen würden, dass der Euphrat irgendwann mal ausgetrocknet sei. Möglich ist, dass durch die Folgen des vierten Schalengerichts, wo sich die Strahlkraft der Sonne ins unerträgliche gesteigert hat, grosse Mengen an Schmelzwasser Überschwemmungen auslösen werden, so dass Übergänge und Brücken des Euphrat nicht mehr benutzt werden können.
V 12b | Wer diese "Könige von Sonnenaufgang her" sind, ist Gegenstand vieler (wilden) Spekulationen. So wurde z.B. vorgebracht, dass es sich um Japan (Land der aufgehenden Sonne), China oder Indien handeln könnte. Dazu muss man anfügen, dass diese Länder vollkommen ausserhalb des prophetischen Gesichtsfeldes liegen. Auch wurden die "Könige von Sonnenaufgang her" in Verbindung gebracht mit der 200 Millionen-Armee aus Offb 9 (sechste Posaune). Doch auch hier ist diese Spekulation nicht haltbar. Die 200 Millionen-Armee in Kapitel 9 wird umfassend als eine Dämonen-Armee beschrieben.
Aber um wen handelt es sich denn nun bei den "Könige von Sonnenaufgang her"? Für diese Allianz hat die Bibel drei Begriffe, die dasselbe meinen: "König des Nordens", "den vom Norden kommende" oder "Assyrien" (Vgl. Joel 2,20; Jes 10,5-19; Jes 14,24-25; Jes 30,27-33; Dan 11,40-45; Sach 14,1-2) Diese Könige bilden eine islamische Allianz die sich grundsätzlich aus folgenden Staaten/Gebieten zusammensetzt: Syrien, Libanon, Gebiete der Türkei, Aserbaidschan, Turkmenistan, Usbekistan, Kirgistan, Tadschikistan, Pakistan, Irak, Iran.
Diese Armee ist angeführt vom König des Nordens (Grosssyrien, Vgl. Dan 11,40ff) der kommen wird und Israel von Norden her, wie eine Flut überrollen wird. Der König des Nordens wird sich gegen den König des Südens (Ägypten) wenden und ihn besiegen. Dort in Ägypten wird er Gerüchte hören und nach Israel zurückkehren um dort sein Quartier aufrichten (zwischen Mittelmehr und Jerusalem). Dort wird der Herr selbst bei seiner Wiederkunft dem König des Nordens ein Ende setzen. Die Leichen werden zerstreut herumliegen zwischen dem Mittelmehr und dem Toten Meer und der Verwesungsgeruch wird aufsteigen. Die Invasion der "Könige von Sonnenaufgang her" bildet die erste Phase der Harmagedon-Auseinandersetzung.
Die "Könige von Sonnenaufgang her", die in grosser militärischer Stärke gegen Ägypten auszeihen, "relativieren" den weltweiten Einfluss des ersten Tieres. Wohlwissend, dass das Tier einen Bund mit dem Antichristen, d.h. mit Israel geschlossen hat, wird diese islamische Allianz in die Länder eindringen und sie militärisch besiegen. Dies führt zur Schlussfolgerung, dass diese Länder und Gebiete sich nie wirklich unter die Herrschaft des Tieres gestellt haben.
Einschub VI
Zweite Phase der Harmagedon-Auseinandersetzung | 16,13-16
In den V 13-16 finden wir einen Einschub, der uns beschreibt, was zwischen der sechsten und der siebten Schale geschehen wird. Auch dieser Einschub folgt dem bekannten Muster, dass jeweils zwischen dem sechsten und siebten Gericht ein Einschub platziert ist.
13 Und ich sah aus dem Mund des Drachen und aus dem Mund des Tieres und aus dem Mund des falschen Propheten drei unreine Geister kommen, wie Frösche;
V 13 | Johannes sah "drei unreine Geister, wie Frösche" aus dem Mund der teuflischen Dreieinigkeit hervorkommen: Dem Drachen (Satan), dem ersten Tier (13,1-10) und dem zweiten Tier, d.h. dem Antichristen, der hier das erste Mal "falscher Prophet" genannt wird (13,11-17).
Die drei unreinen Geister sind wie "Frösche". Frösche sind gemäss Lev 11,10-11 unreine Tiere. Die zweite Plage über Ägypten waren wirkliche Frösche (Ex 8,1-10.41), aber diese unreinen Geister sind nur "wie Frösche".
14 denn es sind Geister von Dämonen, die Zeichen tun, die zu den Königen des ganzen Erdkreises ausgehen, um sie zu versammeln zu dem Krieg des großen Tages Gottes, des Allmächtigen.
V 14 | Anknüpfend an den V 13 wird nun in diesem Vers die Phase zwei der Harmagedon-Auseinandersetzung beschrieben. Aufgrund der militärischen Invasion durch die "Könige vom Sonnen-aufgang her", erfolgt ein Aufruf zum Krieg in Israel (Vgl. Joel 4,9). Die Militär-Allianz des endzeitlichen Diktators und des Antichristen versammeln sich im Norden Israels in der Ebene Jesreel (Harmagedon).
Dieses Szenario ist von Gott gewollt und herbeigeführt und entspricht Seinem heilsgeschichtlichen Vorsatz. Dazu hat er den Euphrat austrocknen lassen, um "die Könige vom Sonnenaufgang her" schlussendlich in Israel versammelt zu haben. Noch fehlt die Allianz des Tieres. Dazu benutzt er die unreinen Geister (Dämonen), die die beiden Tiere zu "Zeichen" bevollmächtigen, um die "Könige der Erde" (die Tierallianz) dazu zu bringen, sich in Israel zu versammeln. Nun ist alles bereitet für den ultimativen und letzten Showdown. Völlig ohne Erkenntnis über das Heilswirken Gottes, erwartet diese Armeen eine bitterböse Überraschung!
15a Siehe, ich komme wie ein Dieb.
V 15a | Das zweite Kommen des Herrn Jesus wird für die Feinde eine böse Überraschung darstellen, denn Er wird kommen "wie ein Dieb", d.h. plötzlich, unerwartet und unerwünscht. Mit dem Eingreifen des HERRN Jesus haben die versammelten Armeen nicht gerechnet (Vgl. Mt 24,43; Lk 12,39; 1Thess 5,2).
15b Glückselig, der wacht und seine Kleider bewahrt, damit er nicht nackt einhergehe und man seine Schande sehe!
V 15b | Wie anders wird es sein für die Heiligen, denn sie werden "Glückselig" genannt. Für sie wird das Kommen des HERRN Jesus nicht überraschend und nicht plötzlich sein! Sie leben in der Naherwartung des HERRN, sind nüchtern und besonnen (Vgl. 1Petr 4,7). Sie beschmutzen ihre Gerechtigkeit nicht mit dem Götzendienst der Tier-Religion. Für die Tieranbeter wird das zweite Kommen des HERRN eine böse Überraschung sein und ihnen den Tod bringen. Für die Seinen aber, wird Jesus Christus kommen, damit sie Leben haben und es in Überfluss haben (Vgl. Joh 10,10b).
16 Und er versammelte sie an den Ort, der auf Hebräisch Harmagedon heißt.
V 16 | Der Ort, wo sich die Allianz des Tieres für den Gegenangriff formieren wird, heisst auf Hebräisch Harmagedon. Oft wird von der letzten Schlacht in Harmagedon geredet. Doch in Wirklichkeit stimmt diese Beschreibung nicht wirklich, denn in der Jesreel-Ebene wird keine Schlacht stattfinden. Harmagedon dient für die Armeen der Tier-Allianz als Aufmarsch-Platz und um sich zu formieren gegen die Könige vom Sonnenaufgang. Aus diesem Grund bezeichnen wir dieses Versammeln der feindlichen Armeen als "Harmagedon-Auseinandersetzung". Damit soll in den prophetisch angekündigten Phasen beschrieben werden, was zur Wiederkunft des HERRN Jesus führen wird bis hin zu Seinem endgültigen Triumpf auf dem Ölberg.
"Der hebr. Name für den Berg Megiddo, etwa 100 km nördlich von Jerusalem. Die Schlacht wird in der nahen gelegenen Ebene wüten. Sie war Schauplatz von Baraks Sieg über die Kanaaniter (Ri 4) und von Gideons Sieg über die Midianiter (Ri 7). Napoleon bezeichnete dieses Tal als das größte Schlachtfeld, das er jemals gesehen hat. Doch die Schlacht von Harmagedon wird sich nicht auf die Ebene von Megiddo beschränken, sondern Palästina in seiner ganzen Länge umfassen."[1]
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[1] John MacArthur - Studienbibel
Die siebte Schale | 16,17-21
Das siebte Schalengericht bringt die Vollendung der gerechten Gerichte Gottes über die Trübsalszeit. In diesem Zusammenhang werden auch Ereignisse geschildert, die zur siebten Phase der Harmagedon-Auseinandersetzung gehören. Satans Versuch, durch sein endzeitliches System die Wiederkunft des Herrn Jesus zu verhindern, wird nun selbst zum Ziel des göttlichen Gerichts. Bereits zur Mitte der Trübsal wurde sein religiöses System, die abgefallene Kirche, dargestellt als die grosse Hure Babylon (Kapitel 17), gerichtet. Nun folgt das Gericht über sein politisches System, die Stadt Babylon (Kapitel 18) sowie über sein militärisches System (Kapitel 19).
Das letzte Gericht bringt massive Zerstörung und erschütternde Verwüstungen mit sich. Die apokalyptischen Ereignisse, die dem triumphalen Wiederkommen des Herrn Jesus vorausgehen, übersteigen jede menschliche Vorstellungskraft.
17 Und der siebte goss seine Schale in die Luft aus; und es kam eine laute Stimme aus dem Tempel hervor, von dem Thron her, die sprach: Es ist geschehen.
V 17 | Nun goss der siebte Engel "seine Schale in die Luft aus". Damit wird angezeigt, dass die Herrschaft Satans zu einem (vorläufigen) Ende gekommen ist. Gemäss Eph 2,2 ist Satan der "Fürst der Macht [Bereich] der Luft". Auch für den Menschen ist der Luftbereich überlebensnotwendig. Das siebte Schalengericht trifft somit sowohl den Einflussbereich Satans als auch den Lebensbereich des Tieres und seiner Anbeter. Gottes endgültiges Gericht über die gottfeindliche Ordnung bricht über die Erde herein.
Eine "laute Stimme aus dem Tempel, vom Thron her spricht: Es ist geschehen!" Das siebte Schalengericht beinhaltet die grössten Schreckens-Auswirkungen aller Trübsal-Gerichte, und in diesem letzten Gericht wird der Zorn Gottes vollendet, d.h. soweit er die Trübsal betrifft.
Jesu rettende Worte am Kreuz waren: "Es ist vollbracht"! (Joh 19,30) Die Menschen haben aber grösstenteils sein gnädiges Erlösungs-Angebot brüsk abgelehnt. Nun ist es zu spät! Die Worte Jesu vor Seiner unmittelbar bevorstehenden Wiederkunft als Richter sind entsprechend: "Es ist geschehen"! Die Gnadenzeit ist abgelaufen!
18 Und es geschahen Blitze und Stimmen und Donner; und ein großes Erdbeben geschah, wie es nicht geschehen ist, seitdem die Menschen auf der Erde waren, solch ein Erdbeben, so groß.
V 18 | Die Wortreihe "Blitze und Stimmen und Donner" kommen nur im Buch der Offenbarung vor, gesamt vier Mal, in diesem Vers zum letzten Mal. Diese Wortreihe steht immer im Zusammenhang mit Gottes Thron und Gottes Tempel, mit Gottes Wirken und Gottes Handeln. Es ist und bleibt der Himmel, der das letzte Wort in allem hat. Der Himmel regiert!
"Es geschah ein grosses Erdbeben". Alle drei Gerichtsreihen enden mit einem Erdbeben. Doch dieses (globale) Erdbeben wird in diesem Vers zwei Mal "gross" genannt und bedeutet unmissverständlich, dass ein solches Erdbeben noch nie da gewesen ist, "seitdem die Menschen auf der Erde waren".
19 Und die große Stadt wurde in drei Teile geteilt, und die Städte der Nationen fielen, und Babylon, die große, kam ins Gedächtnis vor Gott, dass ihr der Kelch des Weines des Grimmes seines Zornes gegeben werde.
V 19 | Dieses Erbeben wird hauptsächlich auf drei Städte / Städtegruppen massivste Auswirkungen haben. Einmal wird sich "die grosse Stadt" (Vgl. 11,8), d.h. Jerusalem, topographisch massiv verändern und in drei Teile gespalten werden (Vgl. Sach 14,4.8). Dies wird den Heiligen in Jerusalem in jener Zeit helfen, zu flüchten und dient gleichzeitig auch als Vorbereitung für das 1000-jährige Reich.
Was zum Segen für Jerusalem ausschlagen wird, wird zum Untergang für die "Städte der Nationen". Sie werden durch das "grosse Erdbeben" zerstört werden. Besonders erwähnt wird die "grosse Stadt Babylon". Ihrer wird im Speziellen vor Gott gedacht und ihr wird "der Kelch des Weines des Grimmes seines Zornes gegeben". Die "grosse Stadt Babylon" bezieht sich hier auf die Hauptstadt des wiedererstanden Römischen Reiches, d.h. auf das "politische Babylon" und seinen Herrscher - dem Tier aus dem Meer (13,1-10). Wie an anderer Stelle schon erwähnt, wird Europa im Besonderen Ziel des Grimmes Gottes sein (16,10). Das grosse Erdbeben bringt nicht nur nie dagewesene geographische und topographische Umwälzungen mit sich, sondern setzt den Schlusspunkt hinter der Regierung des Tieres und bedeutet damit auch das Ende für alle politischen Regierungen der Erde. Die Zeiten der Nationen sind nun endgültig vorbei und der Herr Jesus Christus wird den gläubigen Überrest Israels wiederum zur führenden Nation erhöhen.
20 Und jede Insel entfloh, und Berge wurden nicht gefunden.
V 20 | "Und jede Insel entfloh, und Berge wurden nicht gefunden." Viele geographische und topographische Umwälzungen sind Folge dieses grossen Erdbebens. In beispielloser Weise wird die Erde in ihren Grundfesten erschüttert werden.
21 Und große Hagelsteine, wie ein Talent schwer, fallen aus dem Himmel auf die Menschen herab; und die Menschen lästerten Gott wegen der Plage des Hagels, denn seine Plage ist sehr groß.
V 21 | "Große Hagelsteine, wie ein Talent schwer, fallen aus dem Himmel". Ein Talent war das schwerste Gewicht, das ein normaler Mensch tragen konnte (etwa 35 kg). Die enorme Grösse der Hagelsteine lässt auf bisher unbekannte atmosphärische Umwälzungen schliessen. Derart massive Eisstücke werden unvorstellbare Zerstörung anrichten und viele Todesopfer fordern.
Obwohl die drei Gerichtsreihen der Trübsalszeit so schwer und umfassend sind, wird es dennoch Menschen geben, die diese Gerichtszeit überleben. Doch die gottlosen Überlebenden der Trübsalszeit werden trotzdem nicht umkehren, sondern weiterhin das tun, was sie schon seit Jahren tun: Sie "lästern Gott". So wird der Ruf des HERRN Jesus Christus an die Überlebenden der Trübsalszeit ergehen, sich im Tal der Entscheidung (Tal Josaphat) zum Völkergericht zu versammeln (Vgl. Joel 4,14, Jes 63,1-6; Mt 25,31-46; Offb 14,17-20).
Einschub VI
Einführung in die Kapitel 17 und 18
Kapitel 17: Der Fall des religiösen Babylons | Die falsche Braut – das abgefallene Christentum
Kapitel 18: Der Fall des politischen Babylons und dessen Wirtschaftssystem
In diesem zweitletzten Einschub (17-19,6) geht es um den Fall und die endgültige Zerstörung Babylons. Babylon ist das nachsintflutliche antigöttliche, religiöse und politisch-wirtschaftliche System Satans, dem Fürst dieser Welt (Vgl. Joh 12,31; 14,30; 16,11; 2Kor 4,4).
Auf dessen Zerstörung wurde schon zwei Mal kurz Bezug genommen (14,8; 16,19), nun aber wird in diesem Abschnitt der Fall Babylons mit vielen Einzelheiten beschrieben.
Der Schwerpunkt in Kp. 17 liegt auf dem Fall der "grossen Hure" Babylon, d.h. des religiösen Babylons, und ist zeitlich in der Mitte der Trübsal einzuordnen.
Der Schwerpunkt des Kp. 18 hingegen liegt auf dem Fall der "grossen Stadt", dem politischen Babylon, bzw. auf dessen Wirtschaftssystem. Kp. 18 ist zeitlich am Ende der Trübsal einzuordnen.
19,1-10 berichtet von einem zweifachen "Halleluja" des Himmels über den endgültigen Untergang Babylons und dem Aufruf an alle Gottesfürchtigen, den Gott des Himmels zu loben.
Ca. 1/8 des gesamten Buches der Offenbarung, d.h. ca. fünfzig Verse von insgesamt 405, ist dem Thema des Gerichts über Babylon gewidmet (14,8-10; 16,17-19,5).
Zwei politische- und zwei religiöse Systeme in der Trübsalszeit
Während der Trübsal wird es in der Welt zwei globale politische Systeme geben, d.h. eines in der ersten Hälfte, nämlich das der zehn Könige (dritte Phase des röm. Reiches) und eines in der zweiten Hälfte, nämlich das des Tieres aus dem Meer (vierte Phase des röm. Reiches). Gleichermassen wird es zwei religiöse Systeme in dieser Zeit geben. Die grosse Hure Babylon in der ersten Hälfte und die Anbetung des Tieres in der zweiten Hälfte der Trübsalszeit.
Babylon – Inbegriff des Okkulten, Bösen und Gottlosen
Der Name Babylon zieht sich wie ein roter Faden durch die Bibel: Vom Buch Genesis bis hin zum Buch der Offenbarung. Die Stadt Babylon ist das Gegenstück zu Jerusalem, der Stadt des Königs Gottes, und gilt seit seinen nachsintflutlichen Anfängen als Wiege des Götzendienstes und ist der Inbegriff des Okkulten und Gottfernen.
Babel steht für den götzendienerischen Abfall vom echten Glauben an den einzig wahren Gott nach der Sintflut (2463 v.Ch.), d.h. während dem Zeitalter der Regierung. Seine Anfänge liegen ca. um das Jahr 2300 v.Chr., als Babel im Lande Schinar (Babylon) von Nimrod (der Widerstreitende, sich Empörende), ein Sohn des Kusch, des Sohnes Hams, des Sohnes Noahs gegründet wurde (Gen 10,8-10). Nimrod war der erste Gewaltherrscher auf Erden. "Von diesem Land zog er aus nach Assur" (Gen 10,11) und baute Ninive und andere Städte. Nimrod und seine Nachkommen gründeten also sowohl Babylon als auch Ninive. Babylonien wurde auch das Land Nimrods genannt.
Nimrods Herrschaftsgebiet beschränkte sich anfangs "nur" auf die Städte Babel, Erech, Akkad und Kalne, die alle im Land Schinar lagen. Daher ist anzunehmen, dass unter seiner Leitung mit dem Bau von Babel und dessen Turm begonnen wurde. Dies stimmt auch mit der traditionellen Überlieferung der Juden überein. Der jüdische Geschichtsschreiber Josephus schrieb:
"Allmählich verkehrte er [Nimrod] sein Benehmen in Tyrannei, weil er die Menschen umso eher von Gott abzuwenden gedachte, wenn sie der eigenen Kraft hartnäckig vertrauten. Er wolle, sagte er, sich an Gott rächen, falls er mit erneuter Flut die Erde bedränge, und er wolle einen Turm bauen, so hoch, dass die Wasserflut ihn nicht übersteigen könne. So werde er für den Untergang seiner Vorfahren Vergeltung üben. Die Menge pflichtete den Absichten Nebrods [Nimrods] bereitwillig bei, da sie es für Feigheit hielt, Gott noch zu gehorchen. Und so machten sie sich an die Erbauung des Turmes, der . . . schnell in die Höhe wuchs (Jüdische Altertümer, übersetzt von H. Clementz, 1. Buch, Kap. 4, Abs. 2, 3, S. 31, 32.)."
In Gen 11,1-9 finden wir die innerbiblische Bestätigung dieser von Josephus dargelegte Überlieferungs-Tradition. "Wohlan, bauen wir uns eine Stadt und einen Turm, dessen Spitze an den Himmel reicht, und machen wir uns einen Namen, dass wir nicht zerstreut werden über die ganze Erde!" (Gen 11,4) Die Absicht zum Turmbau war götzendienerisch und entsprang einem rebellischen und sündigen Herzen. Die Menschen sollten davon abgehalten werden, sich über die ganze Erde zu verbreiten — damit widersetzten sie sich der ausdrücklichen Anweisung Gottes, genau das zu tun. Auch sollten der Turm und seine Spitze bis "an den Himmel" reichen, und somit unerreichbar für Gottes Gericht werden. Dieser Turmbau zu Babel markiert die erste kollektive Rebellion gegen Gott.
Zudem ist dieser Turm ein Prototyp der vielen sog. Zikkurat, die später in diesem ganzen Gebiet gebaut wurden zu Ehren heidnischer Götzen. Ein Zikkurat ist ein quadratisch angelegter Tempelturm und ist stufenförmig aufgebaut. Sinn und Zweck der Zikkurat war es, den Göttern möglichst nahe zu sein. Auf der obersten Stufe der Zikkurat stand ein Tempel, zu dem eine steile Treppe führte.
In den Kapiteln 17 und 18 wird nun diese unermessliche Vermessenheit der götzendienerischen Menschen zu einem endgültigen Ende kommen. Das religiöse Babylon wird durch das erste Tier, dem letzten Gewaltherrscher auf Erden, zerstört werden als Gericht Gottes und ist gleichzeitig die Erhörung des "Rachegebets" der Märtyrer in 6,10 (fünftes Siegelgericht).
Ausserbiblische Quellen berichten zudem, dass die Frau Nimrods Oberhaupt der babylonischen Mysterienkulte war, welche Teil des babylonischen Götzenkultes waren. Ihr Name war Semiramis, und sie soll einen Sohn geboren haben, Tammuz, der den Anspruch erhob, ein Retter und die Erfüllung der Verheissung an Eva aus Gen 3,15 zu sein. Sie wird oft als Königin des Himmels (Jer 7,18; 44,17-19.25 - Bibelstellen beziehen sich auf die Göttin Astarte) erwähnt mit ihrem auf wunderbare Weise empfangenen Sohn Tammuz (Hes 8,14) auf dem Arm. Er wurde als Retter seines Volkes angesehen, der angeblich durch ein wildes Tier getötet und wieder lebendig wurde. Das Bild der Madonna mit dem Kind in der röm.-kath. Kirche geht direkt auf diese babylonische Vorstellung zurück. Tammuz wurde mit dem Gott Baal gleichgesetzt (Tammuz – der unheilige Sohn Gottes). Der vierte babylonische Monat, der Juli, wurde Tammuz genannt.
Hammurabi verhalf um das Jahr 1750 v.Chr. Babylon zu einer religiösen Macht, indem er den Götzen Marduk zum Gott der Stadt Babylon und zum Oberhaupt eines Pantheons von 1300 Gottheiten ernannte. Die Blütezeit erlebte Babylon unter der Regierung Nebukadnezars (605-562 v.Chr.). Doch im Jahre 539 wurde Babylon von dem Mederkönig Kyros erobert, und die Bedeutung der Stadt nahm merklich ab. Seit ungefähr 300 v.Chr. ist die Stadt verfallen. Doch im Jahre 1986 begann Saddam Hussein, der sich selbst als der Nachfolger Nebukadnezars betrachtete, die alte Stadt Babylon wiederaufzubauen, die ungefähr 80 km südlich von Bagdad im heutigen Irak liegt.
Babylon – gottloses System (religiös und politisch) des Zeitalters der Nationen
Das babylonische Reich empfing seine Macht und Autorität durch Gott (Vgl. Hab 1,5-11; Dan 2,37; Jer 27,1-22; usw.) um als "Zuchtrute" gegenüber Israel zu dienen. Nebukadnezar aber nutzte seine Macht zum Götzendienst (Dan 4,1-30).
Gleichzeit wird durch die Berufung Babylons das Zeitalter der Nationen eingeläutet, welches erst beim zweiten Kommen des HERRN Jesus enden wird. Nebukadnezar war der erste Herrscher dieses Reiches, und somit auch der erste "Unterdrücker" des Volkes Israel seit ihrem Auszug aus Ägypten. Doch Nebukadnezar, und mit ihm alle nachfolgenden Herrscher der Nationen, missbrauchten ihre Macht und unterdrückten Israel übermassen: "Und der Engel, der mit mir redete, sprach zu mir: Rufe aus und sprich: So spricht der HERR der Heerscharen: Ich habe mit großem Eifer für Jerusalem und für Zion geeifert, 15 und mit großem Zorn zürne ich über die sicheren Nationen; denn ich habe ein wenig gezürnt, sie aber haben zum Unglück geholfen." (Sach 1,14-15)
Kurz nach dem Fall Babylons sieht Sacharja in seinem siebten Nachtgesicht (5,5-11), wie eine Frau, die "Gesetzlosigkeit" genannt wird, durch zwei Frauen mit Flügeln (wie Störche) dort zurückkehren soll, woher sie, d.h. die Gottlosigkeit hergekommen ist, nämlich nach Sinear (Babel). Störche sind unreine Vögel sind (Lev 11,19; Dt 14,18) und stellen somit die dämonischen und satanischen Kräfte dar, die dieses babylonische System der Sünde und des Götzendienstes aufgerichtet haben. Das götzendienerische religiöse System Babylons verbreitete sich über einen grossen Teil des Ostens bis hin nach Rom. Die röm.-kath. Kirche konnte später in dieser Region überall Fuss fassen, indem sie viele Elemente aus dem babylonischen Götzendienst verchristlichte und vereinnahmte.
Politisches Babylon
Nebukadnezar war der erste Herrscher dieses babylonischen Systems und das Tier aus dem Meer (13,1-10) wird der letzte politische Herrscher dieses babylonischen, d.h. gottlosen, stolzen und selbstsüchtigen Systems sein. Das Tier wird sich in der Mitte der Trübsal als der letzte Unterdrücker der Juden zu erkennen geben. Beide, d.h. Nebukadnezar, sowie das Tier aus dem Meer werden durch den gesalbten Gottes gerichtet, woraufhin Israel jeweils wiederhergestellt wird. Nebukadnezar durch Kyrus (Jes 44,28; 45,1) und das Tier aus dem Meer durch den Sohn Gottes, den HERRN Jesus Christus (19,11-21). Zudem verlangte Nebukadnezzar von allen Völkern, Nationen und Sprachen vor einem von ihm aufgestellten goldenen Bildnis sich nieder zu werfen. Wer aber nicht niederfällt und anbetet, der soll sofort in den brennenden Feuerofen geworfen werden (Vgl. Dan 3,1-30). Das Tier aus dem Meer wird global Bildnisse aufstellen lassen, mit der ultimativen Aufforderung niederzufallen und anzubeten. Wer sich weigern wird, muss mit dem Leben bezahlen. Jesus Christus wird durch Sein zweites Kommen dem Zeitalter der Nationen ein gewalttätiges Ende bereiten und somit dem politischen Babylon ein definitives Ende setzen (Kp 18).
Religiöses Babylon (Falsche Kirche)
Das Tier aus dem Meer "trägt" die Frau, die "grosse Hure Babylon", welche das endzeitliche götzendienerische religiöse System Babylons darstellt. Die biblischen Vorgaben für eine Trennung von Kirche und Staat werden nicht mehr gegeben sein, sondern Kirche und Staat verschmelzen zu einer unheiligen Symbiose. In der Mitte der Trübsal aber wird das Tier die Hure Babylon vernichten, um selbst Gegenstand der Abgötterei und Anbetung zu werden. Somit wird das Tier aus dem Meer in den letzten 3½ Jahren des Zeitalters der Nationen sowohl Gegenstand weltweiter Anbetung sein, als auch politisch-wirtschaftlicher Führer. Somit werden durch das zweite Kommen des HERRN Jesus sämtliche gottlosen Systeme dieser Welt, seien sie religiös, politisch oder wirtschaftlich, zu einem endgültigen Ende kommen! (Vgl. Sach 5,5-11)
In Jer 50 und 51 (Fall Babylons) sehen wir viele Parallelen zu Offb 17 und 18. In Seinem zweiten Kommen wird der Herr Jesus beides wiederherstellen. Wahre politische Herrschaft und wahre Anbetung Gottes in Geist und Wahrheit.
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