Offenbarung Kapitel 10



Einschub IV

Geöffnetes Büchlein | 10,1-11,13

Wir haben schon einen Einschub zwischen dem sechsten und siebten Siegelgericht gesehen. Nun folgt ein weiter Einschub zwischen dem sechsten und dem siebten Posaunengericht, nämlich den Einschub des "geöffneten Büchleins". Dieser markiert den Beginn der Ereignisse in der Mitte der siebenjährigen Trübsal. An dieser Stelle eine kurze Übersicht über die Ereignisse der Trübsalszeit (Kp 16-19):

 

Erste Hälfte | 6-9 und 17

 

Chronologisch:

Bund Israels mit dem Tier | Jes 28,15; Dan 9,27a

Siegelgerichte | Kp 6

Posaunengerichte | Kp 8-9

 

Parallel:

Dienst Elias | Mal 3,23-24

Wirken der 144000 und die weltweite Erweckung | Kp 7

Der Dienst der beiden Zeugen Kp 11 | Sach 5,14

Herrschaft des Tieres | 17,3.8

Herrschaft der Hure Babylon (Falsche Kirche) | Kp 17

 

Mitte | 10-15

Das geöffnete Büchlein (Unterbrechung der Gerichte) | Offb 10,1-3.9-10

Krieg des Tieres mit den zehn Königen. 3 Könige werden getötet, 7 unterwerfen sich | Dan 7,7-8

Satan wird auf die Erde geworfen | Offb 12,9

Tod und Auferstehung der beiden Zeugen | Offb 11,7-14

Die Hure Babylon (Falsche Kirche) vernichtet | Offb 17,6

Bruch des Siebenjahres-Bündnisses | Dan 9,27b

Beendigung des Opferdienstes | Dan 9,27b

Der falsche Prophet (Antichrist) stellt im Trübsal-Tempel ein Götzenbild des Tieres auf. Der Gräuel der Verwüstung | Dan 11,31; Dan 12,11; Mt 24,15

Anbetung des Tieres (Endzeit-Diktator) | Offb 13,9.15

Die Zahl des Tieres 666 / Malzeichen | Offb 13,16-18

Weltweite Verfolgung der Juden | Mt 24,15-28

 

Hinweise:

- In der Mitte der Trübsal treten eine Menge an Ereignissen ein, die man schwer in eine zeitliche Abfolge einordnen kann. Obige Reihenfolge mag einer gewissen Logik entsprechen.
- Verschiedene Mitte-Trübsal- Ereignisse werfen ihr Licht, bzw. ihren Schatten in die zweite Hälfte Trübsal.

 

Zweite Hälfte |16 und 18-19

Zornschalengerichte | Kp 16

Fall des politischen Babylons | Kp 18

Das zweite Kommen des Herrn Jesus | Kp 19

Der Messias nimmt die Erde in Besitz | 10,1-4

1 Und ich sah einen anderen starken Engel aus dem Himmel herabkommen, bekleidet mit einer Wolke, und der Regenbogen war auf seinem Haupt, und sein Angesicht war wie die Sonne, und seine Füße waren wie Feuersäulen;

V 1 | Schon zum dritten Mal wird uns von einem "anderen (allos) Engel" berichtet (Vgl. 7,2; 8,3; 14,6; 18,1). Bei der Erwähnung in 7,2 und 14,6 handelt es sich um wirkliche Engel.  Das mag uns nicht erstaunen, denn Engel werden in der Offenbarung mehr als 60 Mal erwähnt. An dieser Stelle in 8,3 und 18,1, ist aber der Messias Gottes gemeint. Seine Hoheit und Herrlichkeit sind jeweils noch teilverborgen, wird aber dann bei Seinem zweiten Kommen völlig geoffenbart werden (Vgl. 19,11-16).

Folgende Beschreibungen identifizieren den Engel als den Sohn Gottes:  

(a) "Er ist bekleidet mit einer Wolke." Diese Bezeichnung finden wir oft im Zusammenhang mit Gottes Herrschaft, Herrlichkeit und Führung (Vgl. Ex 16,10; 19,9). Eine Wolke nahm Jesus auf, als er in den Himmel auffuhr (Apg 1,9). In Mt 24,30b lesen wir: "… und sie werden den Sohn des Menschen kommen sehen auf den Wolken des Himmels mit großer Macht und Herrlichkeit."

(b) "Der Regenbogen war auf seinem Haupt." Diesen Regenbogen haben wir schon in 4,3 gesehen, wo dieser Regenbogen rings um den Thron war, und ist Symbol für Gottes Treue und Barmherzigkeit. Es ist das Zeichen des noachidischen Gnadenbundes Gottes mit den Menschen. Inmitten dieser schrecklichen Gerichte erinnert sich der Herr Jesus an den Bund mit Noah.

(c) "Sein Angesicht war wie die Sonne". Dies ist Ausdruck seiner göttlichen Herrlichkeit und Majestät. Diese Beschreibung haben wir schon in 1,16 gelesen: "… und sein Angesicht war, wie die Sonne leuchtet in ihrer Kraft."

(d) "Seine Füße waren wie Feuersäulen." Die Feuersäule erinnert an die Feuersäule in der Wüste. Eine Manifestation der Heiligkeit und Barmherzigkeit Gottes aber auch des Gerichts Gottes. Diese Füsse wie Feuersäulen legen unmissverständlich dar, dass die kommenden Gerichte unabänderlich sind und die Ankündigungen der heiligen Propheten in Bezug auf den Tag des Herrn allesamt in Erfüllung gehen werden.

A.2 Die Sünde | 1,2-4

2 und er hatte in seiner Hand ein geöffnetes Büchlein. Und er stellte seinen rechten Fuß auf das Meer, den linken aber auf die Erde;

V 2 | Der Messias Israels hat ein "geöffnetes Büchlein" in seiner Hand. Hier handelt es sich nicht um die siebenfach versiegelte Buchrolle aus Kp 5,5ff, ist aber zweifellos eine Aufzeichnung der kommenden Gerichte. In Kp 5 haben wir gesehen, dass nur das Lamm Gottes würdig war, die Siegel zu öffnen. So ist es auch hier das Lamm Gottes, welches den Inhalt des schon geöffneten Büchleins offenbart und Johannes beauftragen wird, diese Botschaft über Völker, Nationen, Sprachen und viele Könige zu weissagen.

Der Sohn Gottes "stellt seinen rechten Fuss auf das Meer und den linken Fuss auf die Erde". Dies ist eine Pose eines (Rück-) Eroberers, der sein Territorium in Besitz nimmt. Satan hat diese Welt illegal an sich gerissen. Nun naht der Zeitpunkt, wo der Sohn Gottes seinen rechtmässigen Anspruch geltend machen wird. Bald wird der wahre König für alle Menschen sichtbar kommen und seine Herrschaft mit eisernem Zepter aufrichten und es wird in Erfüllung gehen, was Mose angekündigt hat: "Siehe, dem HERRN, deinem Gott, gehören der Himmel und die Himmel der Himmel, die Erde und alles, was in ihr ist." (Dt 10,14) (Vgl. 24,1; 95,4-5; Ex 9,29; 1Sam 2,8; 1Chr 29,11; 1Kor 10,26)

"Er hatte in seiner Hand ein geöffnetes Büchlein" (V 2). Das erinnert uns an Offb 5, wo wir ein Buch in der Hand dessen sahen, der auf dem Thron saß. Da war es kein Büchlein, sondern ein Buch, und es war geschlossen. Das Buch bezog sich auf die ganze Erde und enthielt die Ratschlüsse und Gerichtsankündigungen für die ganze Erde, während dieses kleine Büchlein, wie wir noch sehen werden (11,1-13), nur mit einem kleinen Winkel dieser Erde, mit Palästina bzw. Jerusalem zu tun hat.  Dieses Büchlein ist nicht geschlossen. In Offb 5 musste der Herr Jesus das Buch öffnen, denn es enthielt Gerichte, die noch nirgendwo in der Schrift geoffenbart waren. Was jedoch Jerusalem angeht, ist im Prinzip nicht unbekannt. Die Propheten des AT haben uns viele Einzelheiten über Jerusalem und Israel bezüglich der Endzeit, die dem Kommen des Herrn voraufgeht, genannt. Obwohl dieses Büchlein klein ist, der relativ kleinen Fläche des betreffenden Gebietes entsprechend, ist es ein geöffnetes Büchlein, weil wir uns hier auf dem bekannten Gebiet der alttestamentlichen Prophetie befinden."[1]

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[1] Willem Ouweneel – Das Buch der Offenbarung

3 und er rief mit lauter Stimme, wie ein Löwe brüllt. Und als er rief, redeten die sieben Donner ihre Stimmen.

V 3 | Um seinem Territorial-Anspruch Nachdruck zu verleihen, ruft der Messias Gottes "mit lauter Stimme, wie ein Löwe brüllt." Dies erinnert uns an 5,5. Er ist der mächtige Löwe aus dem Stamm Juda der mit "lauter Stimme" seinen Anspruch auf das Erbe, welches sein Vater ihm versprochen hat (Ps 2,6-9), geltend macht. Der Himmel, d.h. "die sieben Donner" bestätigen seinen königlichen Anspruch.

4 Und als die sieben Donner redeten, wollte ich schreiben; und ich hörte eine Stimme aus dem Himmel sagen: Versiegle, was die sieben Donner geredet haben, und schreibe es nicht.

V 4 | Johannes wollte aufschreiben, was "die sieben Donner" redeten, aber eine Stimme aus dem Himmel wies ihn an, das Geredete zu versiegeln. So bleibt dieses Reden des Himmels für uns versiegelt in einem Buch, das ansonsten entsiegelt ist. Spekulationen über das, was die Stimmen geredet haben, sind nutzlos. Der Kontext macht jedoch klar, dass der Himmel regiert und der, der auf dem Thron sitzt, das Lamm Gottes, der Löwe aus dem Stamm Juda das letzte Wort haben wird!

Der Messias bringt das Geheimnis Gottes zur Vollendung | 10,5-7

5 Und der Engel, den ich auf dem Meer und auf der Erde stehen sah, erhob seine rechte Hand zum Himmel 6 und schwor bei dem, der da lebt von Ewigkeit zu Ewigkeit, der den Himmel erschuf und das, was in ihm ist, und die Erde und das, was auf ihr ist, und das Meer und das, was in ihm ist, dass keine Frist mehr sein wird,

V 5-6 | Mit einem feierlichen Schwur (Eid) erhebt der Mensch-Gott Jesus Christus "seine rechte Hand" und schwört bei seinem Gott und Vater. Dieser Eid unterstreicht die Gewissheit und die Unausweichlichkeit dessen, was nun angekündigt werden wird. Es wird "keine Frist mehr sein", d.h. es wird kein Aufschub mehr geben. Damit erfüllt sich das Gebet Habakuks: "HERR, belebe dein Werk inmitten der Jahre, inmitten der Jahre mache es kund; im Zorn gedenke des Erbarmens!" (Hab 3,2b) Die Gerichte Gottes kommen nun ohne Verzögerung. Die siebte Posaune wird ertönen (11,15), und die sieben Schalengerichte werden sich über diese Erde ergiessen. Es bleibt nicht mehr viel Zeit zur Umkehr, das Ende ist nahe (Vgl. 2Petr 3,1-9)!

7 sondern in den Tagen der Stimme des siebten Engels, wenn er posaunen wird, ist auch das Geheimnis Gottes vollendet, wie er seinen Knechten, den Propheten, die gute Botschaft verkündigt hat.

V 7 | In den Tagen der kommenden Gerichte wird sich "das Geheimnis Gottes" vollständig offenbaren, bzw. es wird sich das erfüllen, was von den Knechten Gottes, den Propheten, angekündigt worden ist. Das Geheimnis des Planes Gottes ist, der Bosheit und dem Bösen ein Ende zu bereiten, eine weltweite Erweckung zu wirken, ein Überrest Israels zu retten, die Rückkehr des König-Messias Israels auf die Erde herbeizuführen und das ewige Königsreich des Sohnes Gottes aufzurichten.

Gott hat es "seinen Knechten, den Propheten" offenbart und sie haben diese Botschaft seit jeher treu verkündigt. Johannes nun ist der letzte dieser Propheten Gottes und Gott wird darüber hinaus nichts mehr offenbaren. Auch an dieser Stelle sehen wir den prophetischen Dienst des Johannes dargelegt. Dort, auf der Insel Patmos, bald 100-jährig, schliesst Johannes die lange und mit viel Leiden und Entbehrungen verbundene Geschichte der Knechte Gottes, der Propheten, ein für alle Mal ab und ist somit der letzte aller biblischen Schriftpropheten.

Die Botschaft Gottes ist süss und bitter zugleich | 10,8-11

8 Und die Stimme, die ich aus dem Himmel hörte, redete wieder mit mir und sprach: Geh hin, nimm das geöffnete Buch in der Hand des Engels, der auf dem Meer und auf der Erde steht.

V 8 | "Die Stimme", die Johannes geboten hatte zu versiegeln, was die sieben Donner geredet hatten (V 4), gab ihm nun die Anweisung zum Engel mit dem geöffneten Büchlein hinzugehen und das Büchlein an sich zu nehmen.

9 Und ich ging zu dem Engel und sagte ihm, er möge mir das Büchlein geben. Und er spricht zu mir: Nimm es und iss es auf; und es wird deinen Bauch bitter machen, aber in deinem Mund wird es süß sein wie Honig. 10 Und ich nahm das Büchlein aus der Hand des Engels und aß es auf; und es war in meinem Mund süß wie Honig, und als ich es gegessen hatte, wurde mein Bauch bitter gemacht.

V 9-10 | Auch in dieser Begebenheit sehen wir, wie gehbereit, bzw. gehorsam Johannes als Jünger des HERRN Jesus gewesen war. Es heisst: "Und ich ging zu dem Engel und sagte ihm, er möge mir das Büchlein geben". Nach diesem Gehorsamsschritt wird Johannes als nächstes angewiesen, das Büchlein nicht nur an sich zu nehmen, sondern es zu essen. Durch seine Gehbereitschaft bekommt Johannes Schritt für Schritt neue Offenbarung von Gottes Heilsplan für die Menschen.

"Nimm es und iss es auf". Der Apostel wird nun angewiesen, das Büchlein aufzuessen. In seinem Mund schmeckt es süss wie Honig, aber in seinem Bauch wird es bitter. Was diese symbolische Zeichenhandlung bedeutet, wird uns in V 11 gesagt werden.

Das Essen des Büchleins beschreibt, was Gottes Wort beinhaltet und welche Wirkung Gottes Wort auf das Leben der Menschen hat. Auch Hesekiel (2,8; 3,3) wurde ebenfalls angewiesen, die Schriftrolle zu essen. Dies veranschaulicht, dass der Gläubige die Botschaft Gottes geistlich verinnerlichen soll. Das Büchlein schmeckt "süss wie Honig", wird aber "bitter im Bauch" des Johannes. Dies bezieht sich auf den Inhalt des Büchleins, der sich aus Segen und Fluch zusammensetzt. Für die wahren Nachfolger des Herrn ist das Wort Gottes süss, sowohl im Hören als auch im Tun (Vgl. Ps 19,10-11; Jer 15,16). Doch für jene Menschen, die Christus und sein Wort verwerfen, wird dasselbe Wort Gottes bitter, d.h. es wird ihnen zum Gericht (Vgl. Joh 12,48; 2Kor 2,15-16). Das Bittere des Wortes Gottes soll aber den Gläubigen immer daran erinnern, dass der Auftrag, das Evangelium allen Menschen zu verkündigen noch nicht abgeschlossen ist. Das Gericht über alle Gottlosen kommt! (Dienst der Versöhnung 2Kor 5,18-21)

Für das Volk Gottes ist die Botschaft des "Büchleins" eine süsse Hoffnung, denn durch das baldige zweite Kommen des Herrn Jesus Christus wird alles Bittere zu einem Ende kommen. SEIN Volk ist berufen, auf ewig mit Christus zu herrschen (Vgl. 22,5).

11 Und es wurde mir gesagt: Du musst wieder weissagen über Völker und Nationen und Sprachen und viele Könige.

V 11 | Dieser Vers markiert einen Übergang und zugleich eine Bestätigung des prophetischen Auftrags des Johannes. Nachdem er das Büchlein gegessen hatte (V 10), das süss im Mund und bitter im Magen war, wird ihm nun gesagt, dass seine prophetische Mission weitergeht. Die Aussage, "du musst wieder weissagen", zeigt, dass trotz allem, was bereits offenbart wurde, noch weitere Offenbarungen folgen müssen, und zwar mit weltweiter Bedeutung. Es geht nicht nur um Israel oder Jerusalem, sondern um "Völker und Nationen und Sprachen und viele Könige."



 

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