Habakuk - Einleitung
Autor
Der Name Habakuk bedeutet "umarmen". Durch die Verdopplung des letzten Konsonanten wird die Bedeutung verstärkt, sodass sein Name sinngemäss "innige Umarmung" oder "volle Umarmung" bedeutet. Abgesehen von den beiden Nennungen seines Namens im Buch Habakuk selbst, wissen wir nur sehr wenig über seine Person. In beiden Fällen bezeichnet er sich als "Habakuk, der Prophet" (Hab 1,1; 3,1). Es gibt Hinweise darauf, dass Habakuk möglicherweise einen priesterlichen Hintergrund hatte und am Tempeldienst beteiligt war. Diese Annahme stützt sich auf den letzten, psalmartigen Vers des Buches: "Dem Vorsänger, mit meinem Saitenspiel!" (3,19). Aufgrund dieses Hinweises können wir auch davon ausgehen, dass Habakuk in Jerusalem, oder in unmittelbarer Umgebung davon lebte.
Datierung
Die Datierung des Buches Habakuk lässt sich aufgrund einiger Aussagen zeitlich gut einordnen. Aus 1,5 können wir entnehmen, dass Babylon noch nicht zur Grossmacht aufgestiegen ist. Gott sagte, "Seht unter den Nationen und schaut und erstaunt, staunt; denn ich wirke ein Werk in euren Tagen – ihr würdet es nicht glauben, wenn es erzählt würde." Daher können wir annehmen, dass das Buch Habakuk noch vor dem Fall von Ninive, der Hauptstadt des assyrischen Reiches, verfasst wurde. Dieser fand im Jahr 612 v.Chr. statt. Der psalmartige Schlussvers des Buches (3,19) weist zudem darauf hin, dass der Tempeldienst zu dieser Zeit noch intakt war. Aus der Regierungszeit König Josias wissen wir, dass er umfassende Reformen durchführte und den Tempel reinigen sowie renovieren liess, besonders in den Jahren 628 bis 622 v.Chr. Vor diesem Hintergrund lässt sich das Buch Habakuk zeitlich gut in diesen Zeitraum einordnen.
Politische Situation
Habakuk lebte und wirkte zur selben Zeit wie der Prophet Jeremia, in einer Zeit grosser politischer Umbrüche. Was über Jahrhunderte hinweg als stabil gegolten hatte, begann sich nun rapide zu verändern. Etwa 300 Jahre lang war das assyrische Reich die dominierende Weltmacht im Nahen Osten gewesen. Doch zur Zeit Habakuks verlor Assyrien zunehmend an Macht und Einfluss. In dieses entstehende Machtvakuum versuchte Ägypten vorzudringen - ein Reich, das in seiner Geschichte immer wieder versucht hatte, an seinen früheren Ruhm anzuknüpfen. Seit dem Exodus allerdings, bei dem Ägypten sowohl militärisch als auch wirtschaftlich schwer geschwächt wurde, hatte es seine Vormachtstellung nie wieder vollständig zurückerlangen können.
Gleichzeitig erstarkte eine weitere Grossmacht: Babylon. Seit fast einem Jahrhundert strebte Babylon bereits danach, zur führenden Macht aufzusteigen. Inmitten dieses Ringens zwischen den drei Grossmächten, Assyrien, Ägypten und Babylon, lag das kleine Königreich Juda. Geografisch und politisch lag es genau zwischen diesen Mächten und war damit in akuter Gefahr unter die Räder zu geraten. Die Propheten Gottes, darunter auch Habakuk, sagten übereinstimmend voraus, dass Babylon das Werkzeug des göttlichen Gerichts sein werde (Vgl. 1,5-6).
Hauptpunkte
Das Buch Habakuk weist auf vier wichtige Punkte hin.
1. Sünde bringt Gericht! Für alle Menschen gilt unausweichlich, dass der Zeitpunkt kommt, an dem Gott Sünde, bzw. den Sünder richten wird.
2. Sünde ist selbstzerstörerisch! Der Sünde Lohn ist der Tod (Vgl. Röm 6,23).
3. Der Gerechte wird aus dem Glauben leben!
4. Alle Ungerechtigkeiten werden durch das zweite Kommen des Herrn Jesus beseitigt!
Hauptthema
Das Hauptthema des Buches ist, dass "Der Gerechte aus dem Glauben leben wird." Genau dieses Thema wurde später zum Thema des Römerbriefs.
Neutestamtliche Zitate
Im NT wird Habakuk vier Mal zitiert:
- 1,5 in Apg 13,41
- 2,4 in Röm 1,17 und Gal 3,11 - In diesen beiden Paulusbriefen behandelt der Apostel besonders die Frage des Lebens aus Glauben, d.h. Erlösung durch Glauben, Rechtfertigung durch Glauben, Heiligung durch Glauben und schlussendlich die Verherrlichung durch den Glauben. Gemäss Paulus ist unser ganzes Leben "aus dem Glauben".
- 2,3-4 in Hebr 10,37-38
Einzigartigkeit des Buches
Habakuk ist der einzige AT-Schriftprophet, bei dem ausschliesslich ein Dialog (Last: Ausspruch Gottes) zwischen Prophet und Gott stattfindet. Eine Verkündigung der Botschaft Habakuks finden wir im Buch selbst nicht, sondern dieser "Dialog" zwischen Prophet und Gott wurde aufgeschrieben und ist somit die Botschaft (Ausspruch) Habakuks.
Spiegelstruktur (Chiastische Struktur)
A Zwei Fragen des Propheten an Gott: Wie lange? Warum greifst du nicht ein? (1,1-4)
B Erste Antwort Gottes: Die Chaldäer als Zuchtrute Gottes (1,5-11)
C Dritte Frage: Wie kann Gott ein götzendienerisches Volk gebrauchen? (1,12-2,1)
D Zweite Antwort Gottes: Der Gerechte wird durch Glauben leben (2,2-4)
C' Fünf Weherufe gegen die Unterdrücker (2,5-20)
B' Sieges-Psalm über die Feinde (3,1-15)
A' Glaube und Zuversicht des gläubigen Überrests trotz Bedrängnis (3,16-19)
Kurzerklärung der Spiegelstruktur
A / A' Beginn und Ende des Buches spiegeln sich im persönlichen Erleben des Propheten: von der Klage (Unverständnis) über Gottes Handeln hin zu Verständnis und
Lobpreis. Es beginnt mit einer Frage (Unverständnis) und endet mit Glaube und Zuversicht trotz Bedrängnis.
B / B' B Gott ist nicht untätig! Er wird sehr wohl die Sünde Judas in Kürze durch die Zuchtrute Babylon richten.
B' In einem Sieges-Psalm beschreibt der Prophet das endgültige Gericht über die Feinde durch das zweite Kommen des HERRN Jesus.
C / C' C Dritte Frage: Wie kann Gott ein so sündiges und götzendienerisches Volk gebrauchen, um ein weniger sündiges Volk (Juda) zu züchtigen?
C' nennt fünf Weherufe, die das Gericht über das sündige Babylon beschreiben.
D Zentrale Aussage: "Der Gerechte aber wird durch seinen Glauben leben" (2,4b) – ein Schlüsselvers, der auch im NT (Röm 1,17; Gal 3,11; Hebr 10,38) zentral ist.
Übersicht
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