Offenbarung Kapitel 9
Zwei Invasionen von Dämonen | 9,1-21
Das fünfte und sechste Posaunengericht wurde schon vom Propheten Joel (ca. 880 v.Chr.) angekündigt (Joel 1,15-2,17). Joel hatte zuvor seinen Zeitgenossen eine umfassende Zerstörung durch Heuschreckenplagen angekündigt. Was aber am Tag des Herrn über Israel, bzw. über diese Erde kommen wird, wird ungleich schlimmer sein als die Plagen zur Zeit Joels. In Joel finden wir viele Hinweise zu dem fünften und sechsten Posaunengericht (Erstes und zweites Wehe).
Die fünfte Posaune | 9,1-12 | Erste Wehe - Invasion aus dem Abgrund
1 Und der fünfte Engel posaunte: Und ich sah einen Stern, der vom Himmel auf die Erde gefallen war; und ihm wurde der Schlüssel zum Schlund des Abgrunds gegeben.
V 1 | Im Gegensatz zu den anderen herabgestürzten Sternen (6,13; 8,8) handelt es sich bei diesem um ein Engelwesen, d.h. Satan selbst (Vgl. Jes 14,12ff; Hes 28,12-19). Der "Abgrund" wird siebenmal in der Offb erwähnt und bezieht sich immer auf den Ort, an dem ein Teil der Dämonen festgehalten und gefangen ist (9,1.2.11; 11,7; 17,8; 20,1.3) (Vgl. Lk 8,31; 2Pt 2,4; Jud 6.7). Diese Gefangenschaft ist auf eine bestimmte Zeit befristet, denn der endgültige Bestimmungsort für die gefallenen Engel wird der Feuersee sein. Diese Dämonen warten darauf, zu einem von Gott festgesetzten Zeitpunkt freigelassen zu werden, um Gottes Gerichte über diese Welt zu bringen.
2 Und er öffnete den Schlund des Abgrunds; und Rauch stieg aus dem Schlund auf wie der Rauch eines großen Ofens, und die Sonne und die Luft wurden von dem Rauch des Schlundes verfinstert. 3 Und aus dem Rauch kamen Heuschrecken hervor auf die Erde, und ihnen wurde Gewalt gegeben, wie die Skorpione der Erde Gewalt haben.
V 2-3 | Wenn Satan den Schlund des Abgrundes öffnen wird, wird es zur dritten Sonnenfinsternis kommen. Aber nicht diese Finsternis macht das fünfte Posaunengericht zum ersten Wehegericht, sondern aus "dem Schlund" wird aus einer grossen Anzahl von Dämonen freigelassen, um die erste von zwei grossen Dämonen-Invasionen die über diese Erde kommen werden, auszulösen. Dieses erste Wehegericht ist also eine furchterregende Dämonen-Armee, die heute zwar noch im Abgrund eingekerkert ist, aber dann zur Zeit des fünften Posaunenstosses losgelassen werden wird. Diese Dämonen haben die "Macht", wie "Skorpione" unerträgliche Schmerzen und Leid den Menschen zuzufügen.
4 Und ihnen wurde gesagt, dass sie nicht das Gras der Erde noch irgendetwas Grünes noch irgendeinen Baum beschädigen sollten, sondern die Menschen, die nicht das Siegel Gottes an ihren Stirnen haben. 5 Und ihnen wurde gegeben, dass sie sie nicht töteten, sondern dass sie fünf Monate gequält würden; und ihre Qual war wie die Qual eines Skorpions, wenn er einen Menschen sticht.
V 4-5 | Der Wirkungskreis der Dämonen-Armee wird von Gott vorgegeben. Sie dürfen der Vegetation auf Erden keinen Schaden zufügen, sondern allein den Menschen, "die nicht das Siegel Gottes an den Stirnen haben." Das sind alle Menschen auf der Erde mit Ausnahme der beiden Gruppen, die in Kp 7 genannt wurden, d.h. die 144'000 jüdischen Evangelisten und ihre Bekehrten.
Des Weiteren wird den Dämonen befohlen, niemanden zu töten, sondern die Menschen fünf Monate (150 Tage) lang zu quälen. Auch hier wieder geschieht eine Eingrenzung des Gerichts. Gott gibt allen Menschen "die auf der Erde wohnen" die Möglichkeit zur Busse und Umkehr.
6 Und in jenen Tagen werden die Menschen den Tod suchen und werden ihn nicht finden und werden zu sterben begehren, und der Tod flieht vor ihnen.
V 6 | Aufgrund der von den Dämonen verursachten Qualen werden die Menschen "den Tod suchen", aber nicht in der Lage sein, ihrem Schmerz zu entkommen. Sie "zu sterben begehren", anstatt Busse zu tun. Jeder Versuch der gequälten Menschen Selbstmord zu begehen, wird erfolglos bleiben. Die Menschen werden diese Qualen in ihrer ganzen Härte erdulden müssen.
Seit Kapitel 4, Vers 1 hatte Johannes beschrieben, was er gesehen hatte, doch nun spricht er wie ein Prophet, der zukünftige Ereignisse ankündigt.
7 Und die Gestalten der Heuschrecken waren gleich zum Kampf gerüsteten Pferden, und auf ihren Köpfen war es wie Kronen gleich Gold, und ihre Angesichter waren wie Angesichter von Menschen; 8 und sie hatten Haare wie Frauenhaare, und ihre Zähne waren wie die von Löwen. 9 Und sie hatten Panzer wie eiserne Panzer, und das Geräusch ihrer Flügel war wie das Geräusch von Wagen mit vielen Pferden, die in den Kampf laufen; 10 und sie haben Schwänze gleich Skorpionen, und Stacheln, und ihre Gewalt ist in ihren Schwänzen, die Menschen fünf Monate zu beschädigen.
V 7-10 | In den folgenden Versen beschreibt Johannes detailliert diese Dämonen-Armee. Die Beschreibung dieser Armee ist wahrlich furchteinflössend und zeigt ein Bild eines mächtigen Feindes: "Die Gestalten der Heuschrecken waren gleich zum Kampf gerüsteten Pferden, und auf ihren Köpfen war es wie Kronen gleich Gold". Mit ihren menschlich erscheinenden Gesichtern sind sie intelligente Wesen. "Ihre Zähne" sind wie die "von Löwen" und ihre Haut ist wie aus "Eisen" gepanzert. Wenn sie fliegen, hört es sich an wie eine Armee galoppierender Pferdegespanne. Sie haben "Schwänze" und "Stacheln" "gleich Skorpionen" um die Menschen "die auf der Erde wohnen" "fünf Monate" lang zu quälen. Anmerkung: Die normale Lebenserwartung einer Heuschrecke liegt bei etwa fünf Monaten (Mai bis September), und solange wird dieses Gericht dauern.
"Die Beschreibung der "Heuschrecken-Skorpione" in den Versen 7-10 zeigt deutlich, dass es sich nicht um die bisher bekannten Skorpione oder Heuschrecken handelt; ihre Herkunft, – der Abgrund, – weist sie als Dämonen aus. Es ist für Dämonen und gefallene Engel durchaus nicht ungewöhnlich, dass sie tierähnliche Merkmale besitzen."[1]
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[1] Arnold Fruchtenbaum – Handbuch der biblischen Prophetie
11 Sie haben über sich einen König, den Engel des Abgrunds; sein Name ist auf Hebräisch Abaddon, und im Griechischen hat er den Namen Apollyon. 12 Das eine Wehe ist vorüber; siehe, es kommen noch zwei Wehe nach diesen Dingen.
V 11-12 | In Sprüche 30,27 lesen wir, dass echte Heuschrecken keinen König haben. Aber diese Dämonen-Armee folgt der Herrschaft Satans, dem Engel des Abgrundes. Er heisst auf "Hebräisch Abaddon" und "im Griechischen Apollyon", beides bedeutet "Verderber". "Der Dieb (Satan) kommt nur, um zu stehlen und zu schlachten und zu verderben." (Joh 10,10a)
Nun ist das erste der drei "Wehe" vorüber. Doch das Schlimmste kommt noch, denn die Gerichte werden immer furchtbarer.
Die sechste Posaune | 9,13-21 | Zweite Wehe – Invasion aus dem Osten
13 Und der sechste Engel posaunte: Und ich hörte eine Stimme aus den vier Hörnern des goldenen Altars, der vor Gott ist, 14 zu dem sechsten Engel, der die Posaune hatte, sagen: Löse die vier Engel, die an dem großen Strom Euphrat gebunden sind. 15 Und die vier Engel wurden gelöst, die sich bereit gemacht hatten auf Stunde und Tag und Monat und Jahr, damit sie den dritten Teil der Menschen töteten.
V 13-15 | Hier wird "der goldene Altar, der vor Gott ist" erwähnt. Dieser Altar steht für den Ort, wo Gott die Gebete seines Volkes erhört. Dies verbindet das nächste Wehe mit den Gebeten der Heiligen (Vgl. 6,10).
"Der sechsten Engel posaunte" und eine Stimme vom "goldenen Altar" her beauftragte ihn damit: "Löse die vier Engel, die an dem großen Strom Euphrat gebunden sind." Diese gelösten vier Engel sind gefallene Engel (Dämonen), da heilige Engel nicht gebunden sind. Während die erste Invasion von Satan angeführt wurde, hat die zweite Invasion "vier" Anführer (Dämonen-Armee aufgeteilt in vier Divisionen). Sie werden freigelassen, um den dritten Teil der Menschen zu töten. Deshalb ist das zweite Wehe schlimmer als das erste Wehe.
Die Freilassung dieser vier Engel erfolgt auf "Stunde und Tag und Monat und Jahr". Gott führt seinen vorbestimmten und anabänderbaren Plan zur von IHM festgesetzten Zeit aus (Vgl. Mt 24,36; Apg 1,7).
16 Und die Zahl der Reitertruppen war zweimal zehntausend mal zehntausend; ich hörte ihre Zahl.
V 16 | Über die hier angegebene Zahl von zweihundert Millionen wurde viel spekuliert.
"Anzahl der an der zweiten Invasion beteiligten Dämonen wird mit zweihundert Millionen angegeben. Mit dieser gewaltigen Zahl hat sich ein weites Feld für phantastische Spekulationen ergeben. Sie können aber nur bestehen, wenn man die Zahl aus dem Zusammenhang herauslöst und mit Ereignissen unserer Zeitgeschichte in Verbindung bringt. Das kommunistische China hat einmal erklärt, es könne ein Heer von zweihundert Millionen Mann ins Feld führen. Auch wenn man die Wahrheit einer solchen Erklärung nicht bezweifelt, haben viele fälschlich geschlossen, diese Zahl deute auf eine chinesische Invasion im Nahen Osten hin. Der Textzusammenhang unserer Stelle verbietet das jedoch.
Zur Untermauerung ihrer Theorie führen die Vertreter einer chinesischen Invasion an, die Invasion werde von den "Königen des Ostens" angeführt, und „Osten" beziehe sich hier auf China. Zuerst finden wir die "Könige des Ostens" in Kapitel 16, und zwar nicht in Verbindung mit den zweihundert Millionen von Kapitel 9. Die "Könige des Ostens" stehen im Zusammenhang mit den Zornschalengerichten, die zweihundert Millionen jedoch mit den Posaunengerichten. Sie haben also nichts miteinander zu tun. Beide Ereignisse sind durch einen gewissen Zeitraum voneinander getrennt. Außerdem ist es vom sonstigen Gebrauch her erforderlich, dass wir die "Könige des Ostens" mit mesopotamischen Königen und nicht mit China in Verbindung bringen. Wer die "Könige des Ostens" sind, soll in Kapitel 14 erklärt werden. Es genügt hier darauf hinzuweisen, dass „Osten" in der Bibel immer Mesopotamien und niemals China bedeutet.
Die Zweihundert-Millionen-Armee besteht aus Dämonen und nicht aus Chinesen. Es sind überhaupt keine Menschen, denn die Armee wird von vier gefallenen Engeln angeführt. Hinzu kommt, dass der Ausgangspunkt der Invasion der Euphrat ist. Er liegt nicht in China, sondern in Mesopotamien, im alten Babylonien. Das ist ein Ort, den die Bibel oft mit Dämonen in Verbindung bringt.
Der Ankündigung über die Grösse der Armee folgt eine Beschreibung ihres Aussehens (V 17-19). Man müsste den Sinn dieser Worte schon sehr pressen, wollte man auch nur einen einzigen Chinesen finden, der so aussieht – geschweige denn zweihundert Millionen. Die Beschreibung der Armee schliesst aus, dass es sich um Menschen handelt, und spricht dafür, dass es Dämonen sind. Ausserdem weist die Art, mit der ein Drittel der Weltbevölkerung vernichtet wird (Feuer, Rauch, Schwefel) eher auf etwas Übernatürliches als auf etwas Natürliches.
Fassen wir noch einmal die Argumente dafür zusammen, dass es sich bei den zweihundert Millionen nicht um Chinesen, sondern um Dämonen handelt: erstens werden sie durch vier gefallene Engel angeführt; zweitens ist der Ort, von dem aus dieses Invasionsheer auftritt, der Euphrat, wo auch Babylon liegt; drittens spricht die Beschreibung des Heeres dagegen, dass es aus Menschen besteht; und viertens haben die "Könige des Ostens" überhaupt nichts mit all dem zu tun."[1]
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[1] Arnold Fruchtenbaum – Handbuch der biblischen Prophetie
17 Und so sah ich die Pferde in dem Gesicht und die, die auf ihnen saßen: Und sie hatten feurige und hyazinthene und schweflige Panzer; und die Köpfe der Pferde waren wie Löwenköpfe, und aus ihren Mäulern geht Feuer und Rauch und Schwefel hervor.
V 17 | Erneut beschrieb Johannes das Aussehen dieser Invasions-Armee aus dem Osten. Die Pferde trugen ebenso wie ihre Reiter feuerrot, dunkelblau und schwefelgelb glänzende "Panzer". Mächtig wie Löwenköpfe waren die Köpfe der Pferde. Feuer, Rauch und brennender Schwefel kommt aus ihren Mäulern.
18 Von diesen drei Plagen wurde der dritte Teil der Menschen getötet, von dem Feuer und dem Rauch und dem Schwefel, die aus ihren Mäulern hervorgehen. 19 Denn die Gewalt der Pferde ist in ihrem Maul und in ihren Schwänzen; denn ihre Schwänze sind gleich Schlangen und haben Köpfe, und damit beschädigen sie.
V 18-19 | Diese drei Begriffe "Feuer … Rauch und … Schwefel" beschreiben die "drei Plagen", mit dem "der dritte Teil der Menschen" getötet wird.
Aber nicht nur aus ihren Mäulern kommen Tod und Zerstörung, auch mit "ihren Schwänzen" können sie die Menschen umbringen. "Denn ihre Schwänze sind gleich Schlangen und haben Köpfe", mit denen sie den Menschen Schaden zufügen werden.
Was Johannes hier sah, erinnert uns an Gottes Gericht über Sodom und Gomorra (Vgl. Gen 19,24.28; Jud 7) Diese Worte sind eine Warnung Gottes, dass Menschen, die sich auf die sündigen, widergöttlichen Wege Sodoms einlassen, am Ende unweigerlich auch so gerichtet werden wird wie Sodom damals (Gen 19,14).
20 Und die Übrigen der Menschen, die durch diese Plagen nicht getötet wurden, taten nicht Buße von den Werken ihrer Hände, dass sie nicht anbeteten die Dämonen und die goldenen und die silbernen und die kupfernen und die steinernen und die hölzernen Götzenbilder, die weder sehen noch hören noch gehen können.
V 20 | Zwei Drittel der Menschen werden von Gott verschont werden, um ihnen Raum zur Umkehr zu geben, doch sie tun nicht Busse. Nach wie vor beten sie die Dämonen an und ihre selbst gemachten Götzen aus Gold, Silber, Bronze, Stein oder Holz, "die weder sehen noch hören noch gehen können." Diese Menschen sind geistlich tot und beten tote Götzen an. Gefangen in ihrer Sünde, verharren sie in ihrem sündigen Wandel.
21 Und sie taten nicht Buße von ihren Mordtaten noch von ihren Zaubereien noch von ihrer Hurerei noch von ihren Diebstählen.
V 21 | Dieser Ver schliesst dieses Kapitel ab und bringt das traurige Ergebnis des fünften und sechsten Posaunengerichts auf den Punkt: "Sie taten nicht Busse". Trotz der gewaltigen Gerichte und Qualen, verweigern die Menschen weiterhin die Umkehr. Die genannten Sünden sind ihre Mordtaten, Zaubereien, Hurerei (Unzucht) und Diebstähle. Die Menschheit verharrt bewusst in ihren bösen Taten, statt sich von den Gerichten zur Busse führen zu lassen.
Das Herz der Menschen wird böse und verstockt sein und so weigern sie sich, trotz dieser furchtbaren Gerichte, Busse zu tun. Jene Menschen, die im Zeitalter der Gemeinde das Evangelium gehört haben, werden nach der Entrückung keine Möglichkeit zur Busse erhalten (2Thes 2,7-12). Die Erlösten der Trübsal werden vornehmlich jene sein, die zuvor das "Evangelium des Reiches" (Mt 24,14) noch nicht (vollständig) gehört hatten.
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