Offenbarung Kapitel 8



Die Kapitel 8 und 9 gehören zusammen und beschreiben die ersten sechs Posaunengerichte. Die Öffnung des siebten Siegels leitet die zweite Gerichtsreihe, d.h. die sieben Posaunengerichte ein, was bedeutet, dass die sieben Posaunengerichte das siebte Siegel sind. Das siebte Posaunengericht seinerseits wird wiederum die sieben Zornschalengerichte einleiten. Somit kann man sagen, dass das siebte Siegel alle kommenden Gerichte beinhaltet.

Einschub III

Vorbereitung zur Öffnung des siebten Siegels | 8,1b-6

1 Und als es das siebte Siegel öffnete, entstand ein Schweigen in dem Himmel, etwa eine halbe Stunde. 2 Und ich sah die sieben Engel, die vor Gott stehen; und es wurden ihnen sieben Posaunen gegeben.

V 1-2 | Das "siebte Siegel" wird geöffnet und plötzlich "entstand ein Schweigen im Himmel für etwa eine halbe Stunde". Nichts ist mehr zu hören! Keine Musik, keine Anbetung, keine Gebete, keine Stimmen. Alles ist vor dem Thron Gottes verstummt! Diese respektvolle Stille leitet die kommenden dramatischen Ereignisse und Gerichte ein.

"Sieben Engeln", die vor Gott stehen, werden "sieben Posaunen gegeben". Die Posaunen sind silberne Posaunen die in der Stiftshütte (Num 10,2) und später im Tempel (2Chr 5,12-13) verwendet wurden. Diese Posaunen sind Ausdruck königlicher Autorität und ein Zeichen göttlichen Handelns. Posaunen wurden gebraucht, um Ereignisse anzukündigen, in Kriegszeiten Signale zu geben oder Alarm zu schlagen. Hier kündigen die von Engeln geblasenen Posaunen dramatische und furchterregende Gerichte an.

3 Und ein anderer Engel kam und stellte sich an den Altar, und er hatte ein goldenes Räucherfass; und es wurde ihm viel Räucherwerk gegeben, damit er Kraft gebe den Gebeten aller Heiligen auf dem goldenen Altar, der vor dem Thron ist. 4 Und der Rauch des Räucherwerks stieg mit den Gebeten der Heiligen auf aus der Hand des Engels vor Gott. 5 Und der Engel nahm das Räucherfass und füllte es von dem Feuer des Altars und warf es auf die Erde; und es geschahen Stimmen und Donner und Blitze und ein Erdbeben. 6 Und die sieben Engel, die die sieben Posaunen hatten, machten sich bereit, um zu posaunen.

V 3-6 | Johannes sieht einen "anderen" (weiteren) Engel, der zum Altar tritt. An dieser Stelle wird der Begriff "anderer Engel" zum zweiten Mal gebraucht. Während bei der ersten Erwähnung in 7, 2 ein wirklicher Engel (Bote) gemeint ist, so ist es hier der verherrlichte, aber teilverborgene Sohn Gottes. In diesem Zusammenhang in Seiner Funktion als Priester.

Ihm ist "viel Räucherwerk gegeben", das er für die Gebete der Heiligen auf den goldenen Altar gab, der vor dem Thron ist. Der "andere Engel" fungiert hier als Vermittler in einem priesterlichen Akt. Dies erinnert an den Hohenpriester im Alten Bund, der Rauchopfer darbrachte, während er für das Volk eintrat. Doch hier wird es der grosse Hohepriester Jesus Christus sein, der sich für die Seinen verwendet. Dass der "andere Engel" die Gebeten der Heiligen mit "viel Räucherwerk" befeuert, bedeutet, dass die Posaunengerichte eine Antwort auf die Gebete der Heiligen darstellen, die schon während des fünften Siegelgerichts vor Gott gebracht wurden.

Diese wiederholte Erwähnung der Gebete des Volkes Gottes zeigt, dass diese Gebete der Heiligen ein wichtiges Element im Heilswirken Gottes mit den Menschen darstellen. Dies darf auch uns ermutigen und motivieren, im Gebet vor Gott zu sein. So wie die Gebete der Heiligen Auswirkungen haben auf die endzeitlichen Gerichte, so können wir gemäss den neutestamentlichen Vorgaben uns im Gebet zu Gott wenden. Der Apostel Johannes schrieb in seinem ersten Brief: "Und dies ist die Zuversicht, die wir zu ihm haben, dass er uns hört, wenn wir etwas nach seinem Willen bitten. 15 Und wenn wir wissen, dass er uns hört, was wir auch bitten, so wissen wir, dass wir das Erbetene haben, das wir von ihm erbeten haben." (1Joh 5,14+15)

Der Engel nimmt das Räuchergefäss, füllt es mit Feuer und wirft es als Warnung für die Bewohner der Erde auf die Erde. Die sieben Engel machen sich bereit, die sieben Posaunen zu blasen.

Die Posaunengerichte und die Schalengerichte treffen beide dieselben Bereiche:

 

Posaunen

Gericht

Schalen



8,7

Erde

16,1-2

‚

8,8-9

Meer

16,3

ƒ

8,10-11

Flüsse

16,4-7

„

8,12-13

Universum

16,8-9

…

9,1-2

Menschen

16,10-11

†

9,13-21

Invasion

16,12-16

‡

11,15-19

Nationen

16,17-21

Die ersten vier Posaunen | 8,7-13

Die zweite Gerichtsserie nimmt nun seinen Anfang. Wie bei den Siegelgerichten bilden hier die ersten vier Posaunengerichte eine Gruppe, auf die zwei weitere Gerichte folgen, die sich von den ersten vier Gerichten unterscheiden. Die siebte Posaune leitet dann die letzte der drei Gerichtsreihen an, nämlich die Zornschalengerichte.

 

"In der Offenbarung kündigen Posaunen in erster Linie ein bevorstehendes Gericht an. Die Posaunengerichte sind noch intensiver als die Siegelgerichte, jedoch nicht so zerstörerisch wie schlussendlich die Schalengerichte (Vgl. 16,1-21). Die ersten vier kündigen die übernatürliche Zerstörung des Ökosystems der Erde an (V. 6-12), während die letzten drei ein dämonisches Verderben der Erdenbewohner darstellen (9,1-21; 11,15ff.)."[1]

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[1] John MacArthur - Studienbibel

Die erste Posaune | 8,7 | die Erde

7 Und der erste posaunte: Und es entstand Hagel und Feuer, mit Blut vermischt, und wurde auf die Erde geworfen. Und der dritte Teil der Erde verbrannte, und der dritte Teil der Bäume verbrannte, und alles grüne Gras verbrannte.

V 7 | "Hagel und Feuer, mit Blut vermischt, wird auf die Erde geworfen." Diese erste Posaune bringt Gericht über die Erde und die Vegetation. Die schon bestehende Nahrungsknappheit, die durch das dritte Siegel verursacht wurde, wird nun durch die erste Posaune noch viel schlimmer! "Der dritte Teil der Erde verbrannte, und der dritte Teil der Bäume verbrannte." Dies zeigt auf, dass Gott die vollständige Vernichtung zurückhält. Die vollständige Vernichtung der Erde wird erst dann geschehen, wenn am Ende des Friedensreiches alles Böse endgültig gerichtet werden wird und Gott eine neue, ewige Ordnung einsetzen wird mit einem neuen Himmel und einer neuen Erde.

Die zweite Posaune | 8,8-9 | das Meer (Salzwasser)

8 Und der zweite Engel posaunte: Und etwas wie ein großer, mit Feuer brennender Berg wurde ins Meer geworfen; und der dritte Teil des Meeres wurde zu Blut. 9 Und es starb der dritte Teil der Geschöpfe, die im Meer waren, die Leben hatten, und der dritte Teil der Schiffe wurde zerstört.

V 8-9 | Johannes sprach nicht direkt von einem brennenden Berg, sondern von einem brennenden Objekt (Z.B. gewaltiger Meteorit, Vulkan, usw.) welches ins Meer geworfen wird. Die Folge ist ein dreifaches Gericht: "Der dritte Teil des Meeres wurde zu Blut" (Vgl. Ex 7,19-21), "der dritte Teil" der Meereslebewesen starb und ein Drittel "der Schiffe" wurden zerstört.

Was hier beschrieben wird, ist eine ökologische und wirtschaftliche Katastrophe noch nie dagewesenen Ausmasses. In Anbetracht dessen, dass die Meeresoberfläche ¾ der Gesamtoberfläche der Erde ausmacht, kann man die Folge dieser Katastrophe erahnen. Die Verschmutzung des Wassers und der Tod der Meereslebewesen wird zu unlösbaren Problemen führen.

Gemäss einer Mitteilung des deutschen Bundesamtes für Umwelt im Jahre 2019, sind über 90'000 Schiffe unterschiedlicher Grösse auf den Weltmeeren unterwegs. Diese Flotte an Seeschiffen transportiert rund 90 Prozent des weltweiten Warenverkehrs. Diese Zahlen sind eindrücklich und unterstreichen das gewaltige wirtschaftliche Ausmass der Katastrophe dieses zweiten Posaunengerichts.

Im März 2021 lief das Containerschiff "Ever Given" im Suezkanal auf Grund. Sechs Tage blockierte der 400 Meter lange Frachter die wichtige Wasserstrasse zwischen Asien und Europa. Hunderte Schiffe konnten nicht passieren, was den weltweiten Handel erheblich und nachhaltig störte. Wenn schon ein solch verhältnismässig kleiner Zwischenfall sich weltweit negativ auf die Wirtschaft auswirkte, was wird geschehen, wenn der dritte Teil aller Schiffe (mit Ladung) auf einen Schlag vernichtet werden wird? Die Auswirkungen dieses Gerichts auf die Weltwirtschaft liegen jenseits unserer Vorstellungskraft.

Die dritte Posaune | 8,10-11 | Flüsse (Süsswasser)

10 Und der dritte Engel posaunte: Und vom Himmel fiel ein großer Stern, brennend wie eine Fackel, und er fiel auf den dritten Teil der Ströme und auf die Wasserquellen. 11 Und der Name des Sterns heißt Wermut; und der dritte Teil der Wasser wurde zu Wermut, und viele der Menschen starben von den Wassern, weil sie bitter gemacht waren.

V 10-11 | Ein weiterer Himmelskörper (vermutlich bei Eintritt in die Atmosphäre zersplittert) trifft auf die Erdoberfläche. Der "dritte Teil der Ströme" und "die Wasserquellen" schmecken nun bitter wie Wermuth und sind für Mensch und Tier nicht mehr trinkbar.

Aktuell gibt es heute 45'203 Flüsse. Seit jeher siedelten die Menschen überall auf der Welt bevorzugt an Flüssen und Bächen. Trink- und Nutzwasser sind unerlässliche Ressourcen für den Lebensalltag und werden oft auch genutzt als wichtige Transportwege. Der dritte Teil davon wird auf Grund dieses Gerichtes giftig. Eine Katastrophe apokalyptischen Ausmasses.

"Wermut" ist eine bittere Pflanze und steht für Gottes Gericht und menschliches Leid (Vgl. Dt 29,17; Spr 5,4; Jer 9,14; 23,15; Kla 3,15.19; Am 5,7).

In der Beschreibung dieses Gerichts müssen wir beachten, dass es sich um ein von Gott gewirktes und übernatürliches Gericht handelt. So sollten wir nicht versuchen, nach physikalischen, bzw. wissenschaftlichen Gesetzmässigkeiten, dieses Gerichtsereignis entsprechend zu erklären.

Die vierte Posaune | 8,12 | Sonne, Mond und Sterne

12 Und der vierte Engel posaunte: Und es wurde geschlagen der dritte Teil der Sonne und der dritte Teil des Mondes und der dritte Teil der Sterne, damit deren dritter Teil verfinstert würde und der Tag nicht schiene seinen dritten Teil, und die Nacht ebenso.

V 12 | Diesmal kündigte der Posaunenstoss das Gericht an über den "dritten Teil der Sonne und den dritten Teil des Mondes und den dritten Teil der Sterne". Die Finsternis ist ein häufiges Symbol des Gerichts im Alten Testament (Vgl. Ex 10,21-23).  Der Tag des Herrn wird eine Zeit sowohl der bildlichen als auch der wörtlichen Finsternis sein. Die Bibel kündigt an, dass nach der Entrückung der Gemeinde fünf solcher Finsternisse geschehen werden.

Der Prophet Joel kündigte an: "Stoßt in die Posaune auf Zion, und blast Lärm auf meinem heiligen Berg! Beben sollen alle Bewohner des Landes; denn es kommt der Tag des HERRN, denn er ist nahe: 2 ein Tag der Finsternis und der Dunkelheit, ein Tag des Gewölks und der Wolkennacht. Wie die Morgendämmerung ist es ausgebreitet über die Berge, ein großes und mächtiges Volk, wie seinesgleichen von Ewigkeit her nicht gewesen ist und nach ihm nicht mehr sein wird bis in die Jahre der Geschlechter und Geschlechter." (Joel 2,1-2) (Vgl. Am 5,18; Jes 13,10; Zeph 1,15; Mk 13,24).

In diesem Gericht wird Gott nicht den dritten Teil von Sonne, Mond und Sternen vernichten, sondern wird deren Strahlkraft um einen Drittel reduzieren. Diese Einbusse an Sonnenwärme wird zu einem enormen Temperatursturz führen und schwerwiegende meteorologische, botanische und biologische Veränderungen nach sich ziehen (Vgl. Lk 21,25-28). Dieser Zustand ist jedoch zeitlich begrenzt, denn das vierte Schalengericht wird es umkehren und die Kraft der Sonne wird sich unerträglich intensivieren (Vgl. 16,8-9).

Gegen Ende der Trübsal werden Sonne und Mond erneut verdunkelt werden, um die Wiederkunft des Herrn Jesus anzukündigen (Vgl. Mt 24,29-30).

Ankündigung der letzten drei Posaunen | 8,13 | Dreifaches Wehe

13 Und ich sah: Und ich hörte einen Adler inmitten des Himmels fliegen und mit lauter Stimme sagen: Wehe, wehe, wehe denen, die auf der Erde wohnen, wegen der übrigen Stimmen der Posaune der drei Engel, die posaunen werden!

V 13 | Das dreifache Wehe, das der "Adler" ausruft, bezieht sich auf die kommenden drei Posaunengerichte. Diese werden noch viel verheerender sein als die Bisherigen. Die Botschaft des Boten ist unmissverständlich: "Wenn ihr glaubt, dass die vergangenen Gerichte schrecklich gewesen sind, so wisst, dass das Schlimmste noch kommt!" Wenn die ersten vier Posaunen die Lebensumstände der Menschen betroffen haben, so wird nun der Mensch selbst zum direkten Ziel des Gerichts.

Wir können festhalten, dass das Ankündigen der drei kommenden Wehe bedeutet, dass die ersten vier Posaunen zusammen gehören und die letzten drei eine Einheit bilden.

Die Botschaft richtet sich an jene "die auf der Erde wohnen". Diese Formulierung finden wir 12 Mal in der Offb. Gemeint hier sind jene Menschen, die für die Erde und die irdischen Dinge leben. Diese irdisch gesinnten Menschen lieben alles, was in der Welt ist, nämlich die Begierde des Fleisches, die Begierde der Augen und der Hochmut des Lebens (Vgl. 1Joh 2,16). Über diese Menschen spricht der Bote ein dreifaches Wehe aus. Der Apostel Johannes schreibt: "Und die Welt vergeht und ihre Begierde; wer aber den Willen Gottes tut, bleibt in Ewigkeit." (1Joh 2,17) "Die auf der Erde wohnen" werden zusammen mit dieser Welt vergehen.

Jene aber, die den Willen Gottes tun, sie sind genau das Gegenteil von diesen irdisch gesinnten Menschen, denn sie haben ihr Bürgerrecht im Himmel (Vgl. Phil 3,18-21). Diese sind wiedergeboren aus Wasser und Geist (Vgl. Joh 3,6-7), sind gesegnet mit jeder geistlichen Segnung in der Himmelswelt in Christus (Vgl. Eph 1,3). Sie sind gerettet aus der Macht der Finsternis, versetzt in das Reich des Sohnes Gottes und in diesem haben sie die Erlösung, die Vergebung der Sünden (Vgl. Kol 1,13-14).



 

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© Bibeltext: Elberfelder Übersetzung (Edition CSV Hückeswagen), © Christliche Schriftenverbreitung, Hückeswagen, alle Rechte vorbehalten, www.csv-bibel.de

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