Offenbarung Kapitel 12
Einschub V
Sieben Hauptpersonen | 11,19-15,8
Die Einschübe sind manchmal sehr kurz (nur einige Verse), ein andermal sehr lang. Dieser fünfte Einschub ist der längste von allen (11,19-15,8) und beginnt schon beim letzten Vers von Kapitel 11, der eigentlich der erste Vers von Kapitel 12 sein müsste. Ab 16,1 werden dann die sieben Zornschalen behandelt. Dieser lange Einschub gibt uns Einblick in die Ereignisse in der Mitte der Trübsal, die ihre Schatten in die zweite Hälfte der Trübsal hineinwerfen. Diese Ereignisse werden eine gewisse Zeit in Anspruch nehmen und ziehen sich darum bis in die zweite Hälfte Trübsal hinein. Vieles über das Geschehen in der Mitte und der zweiten Hälfte der Trübsal wissen wir aus diesem langen Einschub.
In den Kapiteln 12-14 werden sieben Hauptpersonen beschrieben:
(1) die Frau (Israel) | 12,1-2
(2) der Drache (Satan) | 12,3.9
(3) der Sohn (Christus) | 12,5
(4) der Erzengel Michael | 12,7
(5) das Tier aus dem Meer (Diktator des wiedererstandenen Römischen Reiches) | 13,1-10.18
(6) das Tier aus der Erde (der Antichrist / der falsche Prophet) | 13,11-17
(7) die grosse Hure Babylon (das politische Weltsystem der Endzeit) | 14,8
An dieser Stelle sei angemerkt, dass die Kapitel 12 + 13 den exklusiven heilsgeschichtlichen Vorrang des Volkes Israel und der damit verbundenen Verantwortung und Autorität zeigen. Gott hat sich untrennbar mit dem Volk der Juden verbunden und somit ist Rettung und Erlösung der Menschen nur in diesem Verbund Gott / Juden zu finden!
Die Frau (Israel bei Jesu ersten Kommen) | 12,1-2
1 Und ein großes Zeichen erschien in dem Himmel: Eine Frau, bekleidet mit der Sonne, und der Mond war unter ihren Füßen, und auf ihrem Haupt war eine Krone von zwölf Sternen.
V 1 | Johannes sah ein "grosses Zeichen". Es ist eine schwangere Frau in Geburtswehen, "bekleidet mit der Sonne, und der Mond war unter ihren Füßen, und auf ihrem Haupt war eine Krone von zwölf Sternen." Diese Frau steht für den gläubigen Überrest Israels, durch den der Messias in die Welt gekommen ist (Vgl. V 4+5; Röm 9,5). Nicht nur der Hinweis auf den Messias identifiziert die Frau als Israel, sondern auch "die Sonne" (Vgl. Ps 104,1-2; Dan 12,3; Mal 3,20; Joh 8,12), "der Mond" (Vgl. Gen 37,9-11) und die "zwölf Sterne", welche die zwölf Stämme Israels darstellen (Vgl. Gen 37,9).
2 Und sie ist schwanger und schreit in Geburtswehen und in Schmerzen zu gebären.
V 2 | In V 2 erfüllt sich die erste prophetische Ankündigung des Messias: "Und Gott der HERR sprach zu der Schlange: Weil du dies getan hast, sollst du verflucht sein vor allem Vieh und vor allen Tieren des Feldes! Auf deinem Bauch sollst du kriechen und Staub fressen alle Tage deines Lebens. 15 Und ich werde Feindschaft setzen zwischen dir und der Frau und zwischen deinem Samen [Samen = Antichrist] und ihrem Samen [Samen = Messias]; er wird dir den Kopf zermalmen, und du wirst ihm die Ferse zermalmen. 16 Zu der Frau sprach er: Ich werde die Mühsal deiner Schwangerschaft sehr mehren, mit Schmerzen sollst du Kinder gebären." (Gen 3,14-16a)
Im Blick auf die leidensvolle und mit vielen Schmerzen geprägten Geschichte der Juden, kann diese Zeit sehr wohl mit Geburtswehen und Schmerzen verglichen werden. Paulus schreibt: "Als aber die Fülle der Zeit gekommen war, sandte Gott seinen Sohn, geboren von einer Frau (Maria), geboren unter Gesetz (Jude)." (Gal 4,4)
Anmerkung
Die Frau ist das erste Zeichen in Rahmen dieses Einschubs. Das zweite Zeichen finden wir in V 3, nämlich den grossen feuerroten Drachen. Vom dritten und letzten Zeichen lesen wir dann in 15,1, nämlich den sieben Engeln mit den sieben letzten Plagen. Diese drei Zeichen hängen zusammen, was jeweils durch das Wort "anderes" ausgedrückt wird. Diese drei Zeichen stehen für Israel, Satan und Gott und schildern die Geschichte der verbleibenden 3½ Jahre der Trübsal. Der allmächtige Gott wird ganz Israel retten (Vgl. Röm 11,26) und Satan und die Feinde Israels im Gericht völlig vernichten.
Der Drache (Satan) | 12,3-4
3 Und es erschien ein anderes Zeichen in dem Himmel: Und siehe, ein großer, feuerroter Drache, der sieben Köpfe und zehn Hörner hatte und auf seinen Köpfen sieben Diademe;
V 3 | Das griechische Wort für Drachen ist "drakon". Es kommt im NT nur in der Offb vor (13x gesamt, 8x in Kp 12). In der Offb steht das Wort "Drache" immer für Satan und ist das primäre Bild für Satan. Der "feuerrote Drache" wird in V 9 klar als "der große Drache, die alte Schlange" und als "Teufel und Satan" identifiziert. Die "feuerrote" Farbe symbolisiert sein mörderisches Wesen. Die "sieben Köpfe, die zehn Hörner und die sieben Diademe" beschreiben Satans Herrschaft und Autorität über die gottlosen Reiche dieser Welt, aber insbesondere über das wiedererstandene Römische Reich in seiner letzten Phase. Der Drache bevollmächtigt die Regierungen dieser Welt (Dan 2 und Dan 7) und wird auch dem Tier aus dem Meer (13,1) und dem Tier aus der Erde (13,11) seine Macht geben.
4 und sein Schwanz zieht den dritten Teil der Sterne des Himmels mit sich fort; und er warf sie auf die Erde. Und der Drache stand vor der Frau, die im Begriff war zu gebären, damit er, wenn sie geboren hätte, ihr Kind verschlänge.
V 4 | Beim Fall Satans hat sich ein Drittel der Engel in seiner Rebellion gegenüber Gott angeschlossen und sind somit mit ihm gefallen und so zu Dämonen geworden (Vgl. Jes 14,12ff; Hes 28,11ff). Satan mit allen gefallenen Engeln versammelten sich in Israel, um die Jungfrauengeburt des Messias zu verhindern. Satan und seine gesamte Dämonenarmee versuchte, das Kind durch einen von den Behörden (Herodes) verordneten Kindermord zu "verschlingen" (Mt 2,13-18) oder von der Volksmenge töten zu lassen (Lk 4,28-29).
Jesus ist gekommen, um für die Sünden der Menschen zu sterben. Der Zeitpunkt für Sein Leiden und Sterben hat Gott festgelegt, nämlich zur Zeit des jüdischen Passahfestes. Sämtliche Anschläge und Mordversuche durch Satan und seiner Armee, sei es durch Schwert oder Steinigung, mussten scheitern, denn Seine Stunde war noch nicht gekommen.
In diesem zwölften Kapitel wird dargelegt, warum Satan seit jeher einen solchen abgrundtiefen Hass auf die Juden hat. Der Schlüssel zum Heil aller Nationen ist von Gott der jüdischen Nation übergeben. Das macht Israel einzigartig unter allen Völkern, denn es allein ist von Gott erwählt zu Seinem Eigentum. Dazu möchte ich nochmals Paulus zitieren: "Als aber die Fülle der Zeit gekommen war, sandte Gott seinen Sohn, geboren von einer (jüdischen) Frau, geboren unter (jüdischem) Gesetz." (Gal 4,4)
Der Sohn (Messias) | 12,5
5 Und sie gebar einen Sohn, ein männliches Kind, der alle Nationen weiden soll mit eiserner Rute; und ihr Kind wurde entrückt zu Gott und zu seinem Thron.
V 5 | Jesus Christus ist Jude, abstammend von Abraham, aus dem Stamm Juda, aus dem Samen Davids (Mt 1,1; 2Tim 2,8). Trotz vielen Versuchen Satans, Israel und damit die messianische Linie zu vernichten, fand Jesu Geburt so statt, wie die Propheten sie vorausgesagt haben (Vgl. Jes 7,14; 9,5-6; Mi 5,1). Bei Seinem ersten Kommen ist Jesus als Retter Seines Volkes erschienen. Bei Seinem zweiten Kommen wird der Messias als Richter und König kommen um "alle Nationen" zu richten und im 1000-jährigen Reich als König mit "mit eiserner Rute" zu regieren (Vgl. 11,15; 19,15; Ps 2,6-9).
Das Kind der Frau wurde "entrückt zu Gott". Gemeint ist hier Christi Auferstehung und Himmelfahrt (Apg 1,9; Apg 2,33-34; Hebr 1,1-3; Hebr 12,2).
Die Frau (Israel vor Jesu zweitem Kommen) | 12,6
6 Und die Frau floh in die Wüste, wo sie eine von Gott bereitete Stätte hat, damit man sie dort ernährte 1260 Tage.
V 6 | Da Satan Jesus Christus (Israels Sohn) nicht vernichten konnte, setzt er alles daran Israel (Mutter) zu verfolgen und zu töten. Jeglicher Antisemitismus entspringt dem Wesen Satans, dem Reich der Finsternis und dem sündigen Herzen des Menschen. Der Grund für den abgrundtiefen Hass Satans gegen Israel ist die Tatsache, dass Gott durch Israel Seinen Heilsplan vollenden wird (Vgl. Joh 4,22).
In der Mitte der Trübsal wird es zu einer Flucht des gläubigen jüdischen Überrests kommen. Sie werden in die Berge Judäas fliehen (Mt 24,16) und schlussendlich einen Ort in der "Wüste" finden (V 6). Gemäss den prophetischen Ankündigungen wird der Ort in der Wüste Bozra (Petra) sein (heutiges Jordanien), wo der gläubige Überrest von den Heiden "ernährt" werden wird. Das Exil dieses Überrestes in Bozra wird 3½ Jahre andauern, bis zu dem Zeitpunkt, an dem der Herr Jesus bei Seinem zweiten Kommen sich mit diesem Überrest verbindet, um dann gemeinsam mit ihm in einer militärischen Auseinandersetzung sämtliche feindlichen Armeen im Land vollständig zu vernichten.
Der Engelsfürst Michael | 12,7-8
7 Und es entstand ein Kampf in dem Himmel: Michael und seine Engel kämpften mit dem Drachen. Und der Drache kämpfte und seine Engel; 8 und er gewann nicht die Oberhand, auch wurde ihre Stätte nicht mehr in dem Himmel gefunden.
V 7-8 | Im vorangegangenen Vers wurde die Flucht der "Frau" geschildert, aber es wurde nicht erklärt, warum sie floh. Dies wird im zweiten Teil dieses Kapitels erklärt und der Grund für die Verfolgung Israels durch Satan wird dargelegt.
In der Trübsal gibt es nicht nur auf der Erde einen grossen geistlichen Konflikt, sondern auch einen Krieg im Himmel. Michael der Erzengel (Jud 9), ist der Anführer der Engelsarmee Gottes. Er ist der grosse Fürst, der für die Juden eintritt. Das jüdische Volk ist das einzige Volk, welches von Gott einen Engelsfürsten zugeteilt bekommen hat. Alle anderen Nationen haben Dämonenfürsten über sich. (Vgl. Dan 10,13.21; 12,1).
Johannes sah, wie der Engelsfürst Michael zusammen mit "seinen Engeln " Krieg führte gegen Satan. Satan und "seine Engel" konnten nicht standhalten und wurden geschlagen und wurden aus dem Himmel geworfen.
Der Erzengel Michael hatte in der Wüste Moab schon einmal mit Satan gekämpft (Jud 9). Damals über den Leichnam des Mose im Jahr 1566 v.Chr. in der Wüste Moab, bzw. auf dem Berg Nebo. Der Kampf hier aber findet nicht auf der Erde statt, sondern im Himmel in der Mitte der Trübsalszeit.
Satan wird auf die Erde geworfen | 12,9
9 Und es wurde geworfen der große Drache, die alte Schlange, welcher Teufel und Satan genannt wird, der den ganzen Erdkreis verführt, geworfen wurde er auf die Erde, und seine Engel wurden mit ihm hinabgeworfen.
V 9 | Hier bezeichnete Gott den Drachen als "Satan", was Widersacher bedeutet. Die Bezeichnung "alte Schlange" unterstreicht seinen hinterlistigen und bösartigen Charakter (Vgl. 20,2; Gen 3,1-5; Lk 10,18-19; Röm 16,20; 2Kor 11,3).
Der Name "Teufel" bedeutet Ankläger, Verleumder oder Denunziant. Dieser letztgenannte Titel für Satan hatte für die Leser im 1. Jhd. eine vielsagende Bedeutung. Das lateinische Wort ist "Delator". Das waren bezahlte Denunzianten während des römischen Reiches im 1. Jhd. Diese Denunzianten (Delatoren) verdienten ihren Lebensunterhalt damit, Menschen vor den Behörden anzuklagen, entweder um sich die Gunst der Behörden zu erschleichen oder sich selbst persönliche Vorteile zu verschaffen. Satan wird es von diesem Zeitpunkt an, d.h. von der Mitte der 70. Jahrwoche Daniels an, nie mehr möglich sein, die "Brüder" "Tag und Nacht" (V 10) vor Gott anzuklagen und bösartig zu verleumden.
Satan und seine Dämonen wurden zur Zeit ihrer ursprünglichen Rebellion aus dem Himmel geworfen, hatten aber immer noch Zugang zum Himmel (Vgl. Hi 1,6; 2,1). Nun wird ihnen der Zugang auf ewig verwehrt werden. Die dreimalige Wiederholung des Wortes "geworfen" in diesem Vers unterstreicht das endgültige und schändliche Schicksal Satans und der Dämon.
Jubel im Himmel – Wehe auf Erden | 12,10-12
10 Und ich hörte eine laute Stimme in dem Himmel sagen: Nun ist das Heil und die Macht und das Reich unseres Gottes und die Gewalt seines Christus gekommen; denn hinabgeworfen ist der Verkläger unserer Brüder, der sie Tag und Nacht vor unserem Gott verklagte.
V 10 | Nun hörte Johannes Lobpreis im Himmel. Dieser Jubel im Himmel hatte einen Grund: Satan und die Dämonen wurden für immer aus dem Himmel geworfen! Ein nächster wichtiger Schritt hin zur endgültigen Manifestation der Macht Gottes und "seines Christus" ist geschehen. Im Himmel ist Satan für immer geschlagen und verbannt! Seine gerechte Strafe auf Erden rückt immer näher. Satans Einfluss in himmlischen Regionen ist nun abgeschnitten! Nun wird im Himmel wahr, was Salomo in Spr 26,20 niedergeschrieben hat: "Wenn kein Holz mehr da ist, verlöscht das Feuer, und wenn kein Verleumder mehr da ist, beruhigt sich der Streit."
11 Und sie haben ihn überwunden um des Blutes des Lammes und um des Wortes ihres Zeugnisses willen, und sie haben ihr Leben nicht geliebt bis zum Tod!
V 11 | Dieser Vers ist die zweite Strophe des Lobliedes, das in V 10 begann. "Sie" bezieht sich auf die Gläubigen, die Satan zuvor vor Gott angeklagt hatte. Der Tod des HERRN Jesus Christus, d.h. das Blut des Lammes und ihr Bekenntnis zu dem Christus ist seit jeher die Grundlage gewesen für den Sieg der Gläubigen über Satan, Sünde und diese Welt! Keine Anklage kann gegen die Erlösten Bestand haben, da sie durch das vollkommene Erlösungswerk des HERRN Jesus für immer mit Gott versöhnt worden sind (Vgl. Röm 8,33-39).
12 Darum seid fröhlich, ihr Himmel und die ihr in ihnen wohnt! Wehe der Erde und dem Meer! Denn der Teufel ist zu euch hinabgekommen und hat große Wut, da er weiß, dass er wenig Zeit hat.
V 12 | Noch einmal werden die Bewohner des Himmels aufgerufen sich zu freuen über das vollzogene Gericht an Satan und seinen Dämonen. Doch zugleich ertönt ein Wehe über die Erde und das Meer: "Der Teufel weiss", dass seine Zeit nur noch begrenzt ist - es bleiben ihm noch 3½ Jahre. Deshalb wird er seinen grossen Zorn mit umso "grösserer Wut" gegen Gott und die Menschheit entfesseln, besonders aber gegen das jüdische Volk (V 13.17).
Die Rache des Drachen an der Frau | 12,13-17
13 Und als der Drache sah, dass er auf die Erde geworfen war, verfolgte er die Frau, die das männliche Kind geboren hatte.
V 13 | In V 6 sahen wir, wie die Frau - ein Bild für Israel - vor der Verfolgung in die Wüste fliehen musste. Nun wird uns die Erklärung dafür gegeben: Es ist die "große Wut" Satans über seinen Hinauswurf aus dem Himmel. Sein Zorn richtet sich nun gezielt gegen die Frau auf der Erde. Die weltweite Verfolgung der Juden wird dadurch massiv zunehmen. Bereits in der Vergangenheit musste Israel fliehen, damals vor dem halsstarrigen Pharao (Vgl. Ex 14,5; Jos 24,6). Jesus selbst hat diese Flucht zur Mitte der Trübsalszeit in seiner Ölbergrede vorausgesagt (Mt 24,15-28; Mk 13,14-23).
14 Und der Frau wurden die zwei Flügel des großen Adlers gegeben, damit sie in die Wüste fliege, an ihre Stätte, wo sie ernährt wird eine Zeit und Zeiten und eine halbe Zeit, fern vom Angesicht der Schlange.
V 14 | Die "zwei Flügel des großen Adlers" stehen bildlich für die schnelle Flucht, Schutz Gottes und Gottes Stärkung für den gläubigen Überrest (Vgl. Ex 19,4; Lk 13,34; Jes 40,31). Wie schon in V 6 gesehen, wird Gott diesen geflüchteten gläubigen Überrest der Juden an ihrem Ort, das ist Bozra, für die zweite Hälfte der Trübsal mit allem Notwendigen versorgen lassen.
15 Und die Schlange warf aus ihrem Mund Wasser, wie eine, hinter der Frau her, um sie mit dem Strom fortzureißen.
V 15 | In seiner Wut wirft Satan "Wasser wie ein Strom" aus seinem "Mund" hinter der Frau her. Die Absicht ist klar, "die Schlange" will den gläubigen Überrest töten. Das Symbol des Stromes, bzw. der Flut, begegnet uns häufig in der Bibel und steht im jeweiligen Kontext oft für eine militärische Invasion. Ein treffendes Beispiel dafür finden wir in Dan 9,26, wo die römische Invasion und die Zerstörung Jerusalems im Jahr 70 n.Chr. als eine "überströmende Flut" beschrieben werden.
16 Und die Erde half der Frau, und die Erde tat ihren Mund auf und verschlang den Strom, den der Drache aus seinem Mund warf.
V 16 | Hier wird der Grund für das Scheitern Satans und seiner Absichten dargelegt. "Die Erde" wird der Frau auf der Flucht vor der Schlange helfen. Die feindlichen Armeen, die sich wie eine Flut über Israel ergiessen werden, werden von der Erde verschlungen werden. Vielleicht geschieht das in Ver-bindung mit einem der zahlreichen Erdbeben während dieser Zeit (6,12; 8,5; 11,13.19; 16,18; Mt 24,7).
Schon in der Vergangenheit wurde z.B. die Armee des Pharao von den Fluten des Schilfmeeres verschlungen (Ex 15,12). Später verschlag die Erde die "Rotte Korahs" (Num 16,28-33; 26,10; Dt 11,6; Ps 106,17).
17 Und der Drache wurde zornig über die Frau und ging hin, Krieg zu führen mit den Übrigen ihrer Nachkommenschaft, die die Gebote Gottes halten und das Zeugnis Jesu haben.
V 17 | Das Kapitel schliesst mir der grossen Wut Satans, der die flüchtenden Juden nicht vernichten konnte. In diesem Vers wird berichtet, wie Satan einen globalen Krieg führen wird gegen das jüdische Volk. D.h. gegen alle Juden, "die die Gebote Gottes halten und das Zeugnis Jesu haben." Gemeint hier ist der gläubige Überrest. Zu ihnen gehören alle Judenchristen jener Zeit, einschliesslich der 144'000.
Auch wenn der Kontext deutlich macht, dass Satans Hauptziel die endgültige Vernichtung der Juden ist, wird die Verfolgung dennoch global sein und alle an Christusgläubigen mit einschliessen.
Satan verfolgt ein klares Ziel in seiner Absicht alle gläubigen Juden zu vernichten. Denn sollte es ihm (Satan) gelingen, alle gläubigen Juden zu töten, wird das zweite Kommen des HERRN Jesus nicht stattfinden können. Satan weiss, dass der HERR Jesus Christus bei seiner Wiederkunft seiner begrenzten Freiheit ein Ende setzen wird, und zwar für tausend Jahre. Am Ende des Friedensreiches wird er schliesslich endgültig in den Feuersee geworfen und für immer in die völlige Unfreiheit verbannt.
Die Grundlage, bzw. die zweifache Voraussetzung für das zweite Kommen des HERRN Jesus ist erstens, dass ein gläubiger Überrest des jüdischen Volkes samt seiner Leiterschaft die Sünde der Verwerfung des Messias bei seinem ersten Kommen bekennt. Zweitens müssen sie den Namen des Messias anrufen und ihn bitten, wiederzukommen, um sie zu retten. (Vgl. Lev 26,40-42; Jer 3,11-18; Sach 12,10; Hos 5,15; Mt 23,37-39).
Wie schon in V 4 dargelegt ist der gläubige und treue Überrest der Juden dem gläubigen Überrest aus den Nationen heilgeschichtlich "übergeordnet". Ihnen allein ist prophetisch der Schlüssel gegeben, das zweite Kommen des Messias auszulösen, nämlich indem sie Seinen Namen anrufen werden (Vgl. Joel 2,12; 3,5a; Apg 2,21; Röm 10,13). Jesus Christus hielt fest gegenüber der samaritischen Frau: "Ihr betet an, was ihr nicht kennt; wir beten an, was wir kennen, denn das Heil ist aus den Juden." (Joh 4,22)
"Offb 12 zeichnet ein anschauliches Bild von der blutigen Verfolgung der Juden durch Satan während der Trübsal. Sie wird um die Mitte der Zeit beginnen, wenn Satan auf die Erde geworfen worden ist. Er wird ein Programm zur Vernichtung aller Juden starten, die dann noch leben. Warum er das tut, werden wir in Kapitel 13 sehen. Der erste Versuch Satans um die Mitte der Trübsal wird scheitern. Deshalb organisiert er einen weltweiten Verfolgungskreuzzug, um auf der ganzen Welt ein für alle Mal alle Juden zu vernichten."[1]
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[1] Arnold Fruchtenbaum – Handbuch der biblischen Prophetie
18 Und er stand auf dem Sand des Meeres.
V 18 | Dieser unscheinbare Vers bildet eine dramatische Überleitung zu dem, was nun folgen wird. Es geht hier um den Drachen (Satan), der nach seiner Niederlage im Himmel, nun auf der Erde wütet. Nachdem er vergeblich versucht hatte, das Kind der Frau (Christus) und die Nachkommen der Frau (die Gläubigen) zu vernichten, positioniert er sich nun "auf dem Sand des Meeres".
Das "Meer" steht in der Bibel oft für das chaotische, gottfeindliche Völkermeer (Vgl. Dan 7,2-3; Offb 17,15), aus dem in der Folge das Tier emporsteigen wird (13,1). Der "Sand des Meeres" bildet einen Übergang von der Erde zum Meer. Dies offenbart dem Leser bildlich, welche Strategie Satan für die ihm verbleibende Zeit verfolgen will: Die Einsetzung einer satanischen Dreieinigkeit auf Erden durch das Tier aus dem Meer (Nationen) und dem Tier aus der Erde (Israel).
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