Offenbarung Kapitel 20



Das 1000-jährige Reich – das letzte Zeitalter | 20,1-10

Satan wird gebunden | 20,1-3

1 Und ich sah einen Engel aus dem Himmel herabkommen, der den Schlüssel des Abgrunds und eine große Kette in seiner Hand hatte.

V 1 | Das Wort "Und" zeigt auf, dass die nun kommenden Ereignisse in diesem Kapitel chronologisch auf die vorangegangenen folgen, d.h. der Wiederkunft Jesu Christi und der Harmagedon-Auseinandersetzung. Der hier erwähnte "Abgrund" ist nicht der Feuersee (Hölle). Siebenmal wird der Begriff "Abgrund" (Abyssos) in der Offb erwähnt und bezeichnet immer den Ort, an dem die Dämonen gebunden sind und auf ihre letztendliche Verurteilung zum Feuersee warten (Vgl. 2Pet 2,4).

In Kapitel 12 haben wir gelesen, wie Satan und seine Engel aus dem Himmel geworfen wurden. Somit ist hier die Beobachtung des Johannes folgerichtig, denn er sah "einen Engel vom Himmel herabkommen." Dieser Engel hatte den Schlüssel, d.h. die Vollmacht von Gott über den "Abgrund". In Offb 9 wird berichtet, wie dieser Engel (Engel des fünften Posaunengerichts) den Abgrund aufschloss, um eine Dämoneninvasion zu ermöglichen. Hier ist der Schlüssel erneut nötig, aber diesmal, um den "Abgrund" über Satan und seine Engel zu verschliessen.

2 Und er griff den Drachen, die alte Schlange, die der Teufel und der Satan ist; und er band ihn tausend Jahre 3 und warf ihn in den Abgrund und schloss zu und versiegelte über ihm, damit er nicht mehr die Nationen verführe, bis die tausend Jahre vollendet sind. Nach diesem muss er eine kleine Zeit gelöst werden.

V 2-3 | Der Schlüsselhalter des Abgrundes wird "den Drachen, die alte Schlange, die der Teufel und der Satan ist" ergreifen und ihn binden für "1000 Jahre". Nur 3½ Jahre nach seinem Rauswurf aus dem Himmel, wird Satan, zusammen mit seinen Engeln von der Erde in den "Abgrund" geworfen, und erlebt sozusagen seinen zweiten Rauswurf innert kurzer Zeit. Diese Verbannung in den "Abgrund" ist Voraussetzung für das anstehende Friedensreich des HERRN Jesus, d.h. der zerstörerische Einfluss der Mächte der Finsternis werden 1000 Jahre unterbunden, was heute noch nicht der Fall ist (1Petr 5,8).

Hier bekommt Satan vier Namen um seine Identität, bzw. seinen Charakter zu beschreiben. Der "Drache": Dies betont seine Bestialität und Grausamkeit. "Die alte Schlange" steht für Satans Auftreten im Garten Eden (Gen 3,1ff) als er Eva verführte (Vgl. 2Kor 11,3; 1Tim 2,14). Der Name "Teufel" stammt von einem griech. Verb, das so viel bedeutet wie "verleumden" oder "fälschlicherweise anklagen". Der Teufel ist der Vater der Lüge (Joh 8,44) und ein Verkläger der Gläubigen (12,10). "Satan" bedeutet "Widersacher" oder "Feind" und kommt insbesondere in Hiob und den Evangelien vor.

V 3 | Der Engel wird Satan "in den Abgrund" werfen und diesen "verschliessen" und "versiegeln". Diese beiden Begriffe garantieren die vollumfängliche Macht- und Wirkungslosigkeit Satans und seiner Engel während des gesamten Millenniums. Seit seiner Erschaffung, wird es hier das erste Mal sein, dass der Einfluss Luzifers auf die Schöpfung vollends unterbunden sein wird. Das nichtvorhandensein Satans und seiner Engel wird ein wesentliches Merkmal sein im 1000-jährigen Reich, ehe er dann nach den 1000 Jahren für kurze Zeit losgelassen werden wird.

Gesamt wird in den ersten sieben Versen sechsmal die "tausend Jahre" erwähnt (V 3.4.5.6.7). Das NT erwähnt die Lehre des 1000-jährigen Reiches nicht, ausser in diesem Kapitel. Das 1000-jährige Reich ist das letzte der sieben Heilszeitalter Gottes und ist Thema von vielen AT-Prophezeiungen, sodass diese Wahrheit im NT nicht wiederholt werden muss. Was in dieser NT-Erwähnung neu offenbart wird, ist die Dauer dieses Zeitalters, nämlich "tausend Jahre".

Die Vollendung der ersten Auferstehung | 20,4-6

4a Und ich sah Throne, und sie saßen darauf, und es wurde ihnen gegeben, Gericht zu halten;

V 4a | Mit dem Wort "Und" wird nun erneut ein nächstes Ereignis angekündigt. Johannes "sah Throne, und sie sassen darauf, und es wurde ihnen gegeben, Gericht zu halten." Diese (Menschen) auf den Thronen sind die Heiligen des Zeitalters der Gemeinde, die mit Christus herrschen werden (Vgl. 4,4; 4,10; 5,8). Sie, die einst von den Herrschern und den Gerichten dieser Welt aufgrund ihres Glaubens als des Todes würdig erachtet wurden, ihnen wird nun von Gott die Herrschaft (Throne) und das Gericht übergeben.

4b und ich sah die Seelen derer, die um des Zeugnisses Jesu und um des Wortes Gottes willen enthauptet worden waren, und die, die das Tier nicht angebetet hatten noch sein Bild, und das Malzeichen nicht angenommen hatten an ihre Stirn und an ihre Hand. Und sie wurden lebendig und herrschten mit dem Christus tausend Jahre.

V 4b | Johannes sah noch zwei weitere Gruppen, die uns in der Offb schon begegnet sind. Die erste Gruppe sind jene, "die um des Zeugnisses Jesu und um des Wortes Gottes willen enthauptet worden waren." Bei dieser zweiten Gruppe handelt es sich Gläubige, die sich nach der Entrückung bekehrt haben und in der ersten Hälfte der Trübsal "geschlachtet" worden waren (6,9).

Auch die dritte Gruppe sind Märtyrer, "die das Tier nicht angebetet hatten noch sein Bild, und das Malzeichen nicht angenommen hatten an ihre Stirn und an ihre Hand." Diese sind Märtyrer der zweiten Hälfte der Trübsal (13,5).

Während die erste Gruppe, d.h. die Gläubigen des Gemeindezeitalters bei der Entrückung schon auferstanden sind, ist bei den beiden letztgenannten Gruppen nun der Zeitpunkt der Auferstehung gekommen - "sie wurden lebendig". Sie werden mit Christus herrschen in seinem Reich.

5 Die Übrigen der Toten wurden nicht lebendig, bis die tausend Jahre vollendet waren. Dies ist die erste Auferstehung.

V 5 | Die Auferstehung der AT-Heiligen erfolgt in der 75-tägigen Übergangszeit zum Millennium (Jes 26,19; Dan 12,2) wird aber in diesem Text nicht erwähnt, gehört aber trotzdem zur ersten Auferstehung. "Die Übrigen der Toten", d.h. die ungläubig Verstorbenen werden nicht zu jenem Zeitpunkt auferstehen, sondern erst nach dem nun anbrechenden 1000-jährigen Reich.

A.3 Die Krankheit durch die Sünde | 1,5-6

6 Glückselig und heilig, wer teilhat an der ersten Auferstehung! Über diese hat der zweite Tod keine Gewalt, sondern sie werden Priester Gottes und des Christus sein und mit ihm herrschen tausend Jahre.

V 6 | Dieser Vers ist eine Seligpreisung und zugleich eine Verheissung für die, die an der ersten Auferstehung "teilhaben" – also die in den vorangegangenen erwähnten Gruppen an Gläubigen, die in Christus gestorben sind und nun auferweckt oder bewahrt werden vor dem kommenden Gericht. Sie werden als "glückselig und heilig" bezeichnet, das heisst: gesegnet, in Gottes Gegenwart angenommen und für ihn ausgesondert. Dann wird erfüllt werden was der HERR Jesus der Marta, der Schwester des Lazarus angekündigt hatte: "Jesus sprach zu ihr: Ich bin die Auferstehung und das Leben; wer an mich glaubt, wird leben, auch wenn er stirbt; und jeder, der lebt und an mich glaubt, wird nicht sterben in Ewigkeit." (Joh 11,25-26a)

Es steht: "Über diese hat der zweite Tod keine Gewalt." Der erste Tod betrifft den Leib, der zweite Tod ist das ewige Getrenntsein von Gott (Vgl. 20,14; 21,8), der endgültige geistliche Tod. Wer "teilhat an der ersten Auferstehung" wird Gottes Gericht nicht erfahren müssen: "Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Wer mein Wort hört und dem glaubt, der mich gesandt hat, hat ewiges Leben und kommt nicht ins Gericht, sondern ist aus dem Tod in das Leben übergegangen." (Joh 5,24)

Diese Überwinder werden "Priester Gottes und des Christus" genannt, eine Formulierung, die ihre Berufung beschreibt, nämlich, in der Gegenwart Gottes zu dienen, geheiligt, mit unmittelbarem Zugang zu ihm. Aber nicht nur das, denn sie werden "mit ihm herrschen tausend Jahre."

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Der letzte Aufstand und Satans endgültiges Gericht | 20,7-10

7 Und wenn die tausend Jahre vollendet sind, wird der Satan aus seinem Gefängnis losgelassen werden 8 und wird ausgehen, um die Nationen zu verführen, die an den vier Ecken der Erde sind, den Gog und den Magog, um sie zum Krieg zu versammeln, deren Zahl wie der Sand des Meeres ist.

V 7-8 | Wie in V 3 angekündigt, wird Satan am Ende des 1000-jährigen Reiches aus seinem "Gefängnis (Abyss) losgelassen werden". In der Folge werden zwei Gründe dafür angegeben: Einmal, um die unveränderte Bösartigkeit Satans darzulegen und zum andern, um die Verdorbenheit des ungläubigen Menschen zu demonstrieren.

Unmittelbar nach ihrer Freilassung wird die alte Schlange, das ist der Teufel, ihr Werk wieder aufnahmen, "um die Nationen zu verführen". Die Verführung der Menschen durch Satan wird so massiv sein, dass die Zahl der verführten "wie der Sand des Meeres" sein wird. Die Worte "vier Ecken der Erde" beschreibt die weltweite Rebellion, die sich gegen den HERRN Jesus formieren wird.

In V 8 wird "Gog und Magog" als jene identifiziert, die sich zum Krieg gegen Israel versammeln. Dies erinnert stark an die Schilderungen in Hes 38-39, doch offensichtlich werden zwei verschiedene Angriffskriege geschildert: Umstände, Ausmass (Hes 38,1-6), Zeitpunkt (Hes 38,16) und Gericht (Hes 38,19-22), usw. unterscheiden sich voneinander. Während die Hesekiel-Schilderung zeitlich zwar auch in das 1000-jährige Reich einzuordnen ist, ist sie doch markant früher als diese Schilderung, welche am Ende des 1000-jährigen Reiches geschehen wird. In Bezugnahme auf den Hesekiel-Angriffskrieg durch eine Völker-Allianz, welche angeführt werden wird von Gog, den Fürsten von Rosch aus dem Lande Magog, ist hier in diesem Vers die Bezeichnung "Gog und den Magog", ähnlich wie der Begriff "Babylon", zu einem über alle Zeitalter hinweg gültigen Synonym geworden für eine gottlose und unbussfertige Menschheit und deren Herrscher, die sich bereitwillig verführen lassen, um mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln der Bösartigkeit, die Herrschaft Gottes und Seines Christus niederzureissen.

Dies alles mag auf den ersten Blick erstaunen, werden doch während des 1000-jährigen Reiches fast paradiesische Lebensbedingungen herrschen – die besten seit dem Sündenfall des Menschen. Und doch werden es keine perfekten Verhältnisse sein. Sünde und Tod werden zwar stark eingeschränkt sein, aber noch nicht endgültig beseitigt.

"In gewissem Sinne wird das tausendjährige Reich all das „zusammenfassen‘“, was Gott über das Herz des Menschen in den verschiedenen Geschichts-abschnitten (Zeitalter) gesagt hat. Es wird eine Herrschaft des Gesetzes sein, und doch wird das Gesetz das sündige Herz des Menschen nicht verändern können. Der Mensch wird sich noch immer gegen Gott auflehnen. Das Millennium wird eine Zeit des Friedens und der perfekten Bedingungen sein, eine Zeit, in der Ungehorsam schnell und gerecht bestraft werden wird; und doch ‚werden die Untertanen des Königs am Ende Satan folgen und sich gegen den Herrn auflehnen. Perfekte Bedingungen allein können kein perfektes Herz hervorbringen!"[1]

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[1] Warren W. Wiersbe

9 Und sie zogen herauf auf die Breite der Erde und umzingelten das Heerlager der Heiligen und die geliebte Stadt; und Feuer kam von Gott aus dem Himmel herab und verzehrte sie.

V 9 | Die Bibel berichtet uns von drei grossen Kriegen (Schlachten) der Nationen gegen Jerusalem und den HERRN Jesus nach der Entrückung der Gemeinde. Jede dieser Auseinandersetzungen endet mit dem Gericht Gottes über seine Feinde!

Einmal ist es die Harmagedon-Auseinandersetzung bei Seinem zweiten Kommen als König und Richter. Das Gericht über die Feinde Gottes: "Und das Tier wurde ergriffen und der falsche Prophet, … lebendig wurden die zwei in den Feuersee geworfen, der mit Schwefel brennt. Und die Übrigen wurden getötet mit dem Schwert dessen, der auf dem Pferd saß, dem Schwert, das aus seinem Mund hervorging; und alle Vögel wurden von ihrem Fleisch gesättigt." (19,20-21)

Die zweite Auseinandersetzung ist der Angriffskrieg von "Gog vom Land Magog, den Fürsten von Rosch, Mesech und Tubal" (Hes 38-39) und wird zu einem unbekannten Zeitpunkt im 1000-jährigen Reich erfolgen. Dieser Angriffskrieg aus dem äussersten Norden wird eine von Russland angeführte antigöttliche Allianz sein, die es auf die Schätze Israel abgesehen haben. Gottes Gericht über diesen kriegerischen Aufstand wird in Hes 38,22 beschrieben: "Und ich werde Gericht an ihm üben durch die Pest und durch Blut; und einen überschwemmenden Regen und Hagelsteine, Feuer und Schwefel werde ich regnen lassen auf ihn und auf seine Scharen und auf die vielen Völker, die mit ihm sind."

Hier nun wird die dritte und somit letzte Schlacht geschildert. Gog und Magog (siehe Kommentar zu V 8), werden heraufziehen "auf die Breite der Erde und umzingelten das Heerlager der Heiligen und die geliebte Stadt". Es scheint ein letzter grosser Angriff auf das Volk Gottes bevorzustehen. Doch dieser gigantische Aufmarsch endet nicht in einem Kampf, denn Gott selbst greift ein: "Feuer kam von Gott aus dem Himmel herab und verzehrte sie." Dieses Feuer vom Himmel erinnert an frühere Gerichtsszenen in der Bibel, z. B. bei Sodom und Gomorra (Gen 19,24) oder beim Propheten Elia auf dem Karmel (2Kön 1,10-12). Dies wird der letzte Krieg der Geschichte sein. Von nun an wird es nie mehr eine kriegerische Auseinandersetzung geben, noch einen Aufstand oder eine Rebellion.

10 Und der Teufel, der sie verführte, wurde in den Feuer- und Schwefelsee geworfen, wo sowohl das Tier ist als auch der falsche Prophet; und sie werden Tag und Nacht gepeinigt werden von Ewigkeit zu Ewigkeit.

V 10 | Nun ist das endgültige Ende des Teufels gekommen. Satans letzter Versuch, Gott zu besiegen und vom Thron zu stossen endet für ihn in einem Desaster und seine Macht und seine Verführungen haben nun ein endgültiges Ende. Gott wird ihn in den "Feuer- und Schwefelsee" werfen (Vgl. Jes 14,9-17), in den schon der das Tier und der falsche Prophet geworfen wurden 1000 Jahre zuvor. Anstatt zu herrschen, wird Satan "Tag und Nacht gepeinigt werden von Ewigkeit zu Ewigkeit." Dieser letzte aller Kriege besiegelt den ewigen Untergang Satans.

Die zweite Auferstehung | 20,11-15

In den Versen 11-15 wird die zweite Auferstehung zum Gericht vor dem grossen weissen Thron beschrieben. Während bei der ersten Auferstehung nur die Gläubigen auferweckt werden, gilt die zweite Auferstehung nur den Ungläubigen. Zwischen diesen beiden Ereignissen liegen eintausend Jahre.

Der grosse weisse Thron | 20,11-13

11a Und ich sah einen großen weißen Thron und den,

V 11a | "Und ich sah" leitet nun ein weiteres Ereignis ein. Hier sei kurz angemerkt, dass fast jeder Vers in diesem Kapitel mit dem Wort "und" beginnt. Johannes sah einen "grossen weissen Thron". Dieser gross weisse Richter-Thron ist zu unterscheiden vom Thron Gottes, welchem wir zuvor schon oft in der Offb begegnet sind. Der Thron ist "gross", um anzuzeigen was nun von diesem Thron an Gericht ausgehen wird, und "weiss" wegen der Vollkommenheit, Gerechtigkeit und Reinheit der Urteilsverkündigung.

Obwohl namentlich nicht genannt, sitzt auf diesem "grossen weissen Thron" der Sohn Gottes, Jesus Christus, denn ihm ist alles Gericht von Gott übergeben worden (Joh 5,22). Der Sohn des Menschen wird als Mensch alle Menschen richten.

11b der darauf saß, vor dessen Angesicht die Erde entfloh und der Himmel, und keine Stätte wurde für sie gefunden.

V 11b | Der Apostel sah eine gewaltige, kosmische Erschütterung beim Erscheinen Gottes als Richter: "vor dessen Angesicht die Erde entfloh und der Himmel" Dies zeigt auf, dass die alte Schöpfung, wie wir sie kennen, nicht bestehen kann vor der heiligen Gegenwart Gottes, der nun auf dem "grossen, weissen Thron" sitzt. Bevor das endgültige Gericht gehalten wird, wird zuerst der jetzige Himmel, das Universum und auch die von Gott für das 1000-jährige Reich erneuerte Erde im Feuer vernichtet werden. Damit erfüllt sich Jesu Wort an seine Jünger: "Der Himmel und die Erde werden vergehen, meine Worte aber sollen nicht vergehen." (Mt 24,35) (Vgl. Lk 21,33)

Die Formulierung "und keine Stätte wurde für sie gefunden." meint, dass die alte Welt endgültig vergeht, sie verschwindet, sie hat keinen Bestand mehr (Vgl. 2Petr 3,10). Gottes Gericht markiert den vollständigen Übergang von der alten, von der Sünde gezeichneten Schöpfung zu einer neuen, ewigen Ordnung. Es bleibt kein Ort mehr für das Vergangene, es muss dem weichen, was Gott neu schafft.

Dieses Gericht findet statt in der unbeschreiblichen Leere zwischen dem Ende der jetzigen Schöpfung (V 11) und der Schöpfung des neuen Himmels und der neuen Erde (21,1).

12a Und ich sah die Toten, die Großen und die Kleinen, vor dem Thron stehen, und Bücher wurden geöffnet;

V 12a | In der Offb finden wir den Ausdruck "und ich sah" 35 Mal. Hier ist es auffallend, dass dieser Ausdruck zwei Mal verwendet wird. Zuerst "sah" Johannes den Richter-Thron Gottes und den Sohn Gottes auf diesem Thron.

Johannes "sah die Toten" vor dem Richterthron Gottes stehen, das bedeutet: Er sieht alle ungläubig verstorbenen Menschen aus allen Zeitaltern, die sich nun zum endgültigen Gericht versammeln müssen. In diesem Gericht geht es nicht mehr darum, ob jemand gerettet ist oder nicht, denn das steht bereits unwiderruflich fest. Vielmehr wird hier über das Mass der Strafe entschieden, das jedem Einzelnen zukommt. Die Bibel macht deutlich, dass nicht alle verlorenen Menschen die gleiche Strafe zu erwarten haben (Vgl. Mt 11,20-24; Lk 12,47-48; Joh 19,11). Jeder unbussfertige Sünder wird genau das empfangen, was er aufgrund seines Lebenswandels verdient hat. Und niemand wird das gerechte Urteil Gottes infrage stellen können, denn "Bücher wurden geöffnet", in denen alles festgeschrieben ist – unwiderlegbar und wahr.

12b und ein anderes Buch wurde geöffnet, welches das des Lebens ist. Und die Toten wurden gerichtet nach dem, was in den Büchern geschrieben war, nach ihren Werken.

V 12b | Der Sohn Gottes wird in seiner Funktion als Richter die unerlöst verstorbenen Menschen auf der Grundlage dessen richten, was in den "Büchern" geschrieben steht. Welche Bücher sind gemeint?

Zuerst einmal wird es Gottes Wort sein. Jesus sagte: "Wer mich verwirft und meine Worte nicht annimmt, hat den, der ihn richtet: Das Wort, das ich geredet habe, das wird ihn richten am letzten Tag." (Joh 12,48)

Erwähnt wird das "Buch des Lebens". Dieses ist ein Namensverzeichnis und enthält den Namen jedes Menschen, der je geboren wurde (Vgl. Ps 139,16; Dan 12,1-2; Phil 4,2-3; Lk 10,20). Wer zu Lebzeiten nicht umkehrt von seinem sündigen, gottfernen Leben und die Erlösung in Christus Jesus im Glauben nicht annimmt, wird schlussendlich aus dem Buch des Lebens gelöscht werden (Vgl. Ps 69,29; Off 3,5). Niemand der zu diesem Gericht vor dem grossen weissen Thron erscheinen muss, steht im Buch des Lebens.

Ein weiteres Buch wird erwähnt. Es ist das Buch der Werke. Dieses enthält eine detaillierte Beschreibung aller "Werke", welche der Tote zu Lebzeiten getan hat. Das Fehlen des Namens im Buch des Lebens verurteilt den Toten, die Aufzeichnungen seiner Werke hingegen bestimmt das Ausmass seiner Strafe.

13 Und das Meer gab die Toten, die in ihm waren, und der Tod und der Hades gaben die Toten, die in ihnen waren, und sie wurden gerichtet, jeder nach seinen Werken.

V 13 | Dieser Vers beschreibt das universale Gericht Gottes, niemand kann sich diesem Gericht entziehen. Drei Bereiche werden genannt, aus denen "die Toten" hervorkommen müssen: "das Meer, der Tod und das Totenreich (Hades)". Gott ruft sie alle heraus zum letzten, grossen Gericht. Nun ist der Moment der Abrechnung gekommen, an dem keine Ausrede, kein Versteck, kein Vergessen mehr möglich ist. Jeder Mensch steht persönlich vor dem Thron Gottes, und wie es heisst: "sie wurden gerichtet, jeder nach seinen Werken."

Der zweite Tod | 20,14-15

14 Und der Tod und der Hades wurden in den Feuersee geworfen. Dies ist der zweite Tod, der Feuersee. 15 Und wenn jemand nicht geschrieben gefunden wurde in dem Buch des Lebens, so wurde er in den Feuersee geworfen.

V 14-15 | Seit Jahrtausenden hat Gott alle Menschen das ewige Evangelium wissen lassen. Wer es hören wollte, wusste vom kommenden und unabwendbaren Gericht über alles sündige. Denn nur wer an Gott und Sein Wort glaubt, wird seinen Namen am Tage des Gerichts im "Buch des Lebens" finden.

Das Urteil wird ohne Verzögerung vollstreckt: Alle, die in diesem Gericht vor dem grossen weissen Thron erscheinen werden, werden ausnahmslos in den Feuersee geworfen. "Dies ist der zweite Tod" – die ewige Trennung von Gott. Selbst der Tod - der Anspruch auf den Körper erhebt - und der Hades - der Anspruch auf die Seele erhebt - werden in den Feuersee geworfen, denn ihr Zweck ist nun beendet. Der physische Tod der Unerretteten, wie auch ihr Aufenthalt im Hades (Warteraum), ist nur vorübergehend, denn ihre endgültige und ewige Bestimmung ist "der zweite Tod" im "Feuersee."

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