Judas Einleitung

Autor: Reinhard Briggeler
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Einleitung

Indem der Judasbrief in der biblischen Einteilung direkt vor der Offenbarung steht, nimmt er eine äusserst prominente Stellung ein. Es passt auch wunderbar zur Offenbarung und mit den Themen des Buches über Glaubensabfall und Gericht, kann es mit Recht als eine Art Einleitung zur Offenbarung bezeichnet werden. Zudem kann getrost behauptet werden, dass dieses kleine Buch noch nie so aktuell war wie am heutigen Tag. Es hat eine Spannweite von Kain (V 11) bis zum Gericht vor dem grossen, weissen Thron am Ende des 1000-jährigen Reiches (V 15). Darüber hinaus ist es von jemandem geschrieben, der hier auf Erden mehr Zeit mit Jesus verbracht hatte als kaum ein anderer, und dessen feurige Leidenschaft in jedem einzelnen Vers dieses Buches zu spüren ist. Schon allein auf Grund dieser Dinge könnte man meinen, der Judasbrief sei ein bekannter und beliebter Brief unter den Gläubigen. In der Tat aber ist dieser Brief zweifellos der unbekannteste und am wenigsten beachtete Brief des gesamten Neuen Testaments. Warum? Zwei Hauptgründe sollen hier genannt werden. Erstens, weil er mit seinen 25 Versen ein kleiner und unscheinbarer Brief ist. Aus Sicht des natürlichen Menschen ist alles, was klein ist zugleich wenig beachtenswert. Zweitens ist die Botschaft überaus ernstlich, unbequem und herausfordernd. Nicht gerade Wunschmerkmale einer Predigt, sei es für die Verkündiger als auch für die Zuhörer.

Abfassungszeit

Was Petrus ankündigte (vor allem in 2Pt 2), war bei Judas bereits Realität. Somit hat Judas seinen Brief sicherlich nach dem 2. Petrusbrief geschrieben, das heisst nach dem Jahr 67 n.Chr. Dies ergibt eine ungefähre Abfassungszeit zwischen 70 - 80 n.Chr. Über den Abfassungsort lässt sich nichts in Erfahrung bringen, möglicherweise aus Jerusalem selbst.

Zwei Hauptthemen

Kampf um die Wahrheit

Gewisse Menschen haben sich in die Gemeinden "nebeneingeschlichen" (V 4). Genau übersetzt heisst es "von der Seite eintauchen" und bedeutet so viel wie "durch die Hintertür eintreten" oder "sich hineinstehlen". Wer diese falschen Lehrer sind, welche Charakterzüge sie haben, wie der Umgang mit ihnen geschehen soll und wie Gott sie richten wird, soll in der Auslegung erörtert werden.

Wichtig ist es zu erkennen, dass es im Judasbrief nicht um einen Kampf gegen die Irrlehrer an sich geht, denn unser Kampf ist nicht gegen Fleisch und Blut (Eph 6,12). Es ist vielmehr ein Kampf um die Wahrheit, der aber über Leben und Tod entscheidet (Joh 8,32). Angriffe auf die Wahrheit sind so alt wie die Menschheitsgeschichte selbst, denn es begann schon im Garten Eden, als Satan Gottes Wort verdrehte und Eva überredete, ihrem Schöpfer ungehorsam zu sein (Gen 3,1-6). Seitdem hat Satan, der Vater der Lüge (Joh 8,44), seine erbitterten Angriffe auf die göttliche Wahrheit unermüdlich fortgesetzt, denn er will um jeden Preis verhindern, dass Gottes Reich sich weiter ausdehnt.

Daher ist dieses Thema des Judasbriefes so immens wichtig, denn es geht um den Kampf um die Wahrheit. Nicht irgendeine Wahrheit, sondern die Wahrheit! Gott der Vater ist die Wahrheit (Jes 65,16), Gott der Sohn ist die Wahrheit (Joh 14,6) und Gott der Heilige Geist ist die Wahrheit (Joh 14,17). Die Bibel ist die Wahrheit (Joh 17,17) und: "die Gemeinde des lebendigen Gottes […], der Pfeiler und die Grundfeste der Wahrheit." (1Tim 3,15)

Diese Grundfeste der Wahrheit, die Gemeinde Gottes, wird mehr und mehr von Menschen unterwandert, die klare Dinge im Wort Gottes verdrehen und sie somit zu einer Lüge machen. Meist ist das nicht so offensichtlich, denn häufig klingen viele Dinge von ihnen gut, aber so wie bei Eva und der Schlange ersichtlich, reicht eine Verdrehung, um alles zu einer Lüge zu machen. Gottes Volk vergisst oft die Wichtigkeit der Wahrheit, Satan aber nie.

Unerschrockene Verkündigung der Wahrheit

Ein weiteres zentrales Thema des Judasbriefes ist das unerschrockene Benennen von Sünde und sündigem Verhalten. Dies ist nicht eine optionale Aufgabe, sondern gehört wesentlich zur Verantwortung der Leiterschaft innerhalb der Gemeinde. Auch wenn es schwerfällt und oft unangenehm ist, darf sie dieser Aufgabe nicht ausweichen. Wird sie vernachlässigt, bedeutet dies Ungehorsam gegenüber der Berufung, die Gott gegeben hat.

Judas selbst ist hierfür ein eindrückliches Beispiel. Ursprünglich hatte er die Absicht, einen ermutigenden Brief über das gemeinsame Heil zu verfassen (V 3). Doch die Situation innerhalb der Gemeinden liess dies nicht zu. Stattdessen sah er sich genötigt, auf brisante und unbequeme Umstände einzugehen. Er sprach Dinge an, die Widerstand hervorrufen konnten, tat dies jedoch ohne Zögern und in grosser Unerschrockenheit.

Gerade für die Leiterschaft und insbesondere für die Verkündiger gibt es viele unterschwellige und sogar perfide Gründe, dieser Art von Predigt aus dem Weg zu gehen. Sei es aus Angst, Gemeindeglieder zu verlieren mit entsprechenden finanziellen Einbussen; oder der Unwille, Konflikte zu ertragen, oder schlicht und einfach Feigheit, mehr die Menschen als Gott fürchtend. Doch wer diesem Druck nachgibt, versäumt es, seiner geistlichen Verantwortung gerecht zu werden. Für alle Hirten der Gemeinde gilt zu jeder Zeit und an jedem Ort derselbe Grundsatz: Wahre Liebe zu Gott und zu Seiner Gemeinde zeigt sich darin, Missstände und sündige Verhaltensweisen klar in der Verkündigung anzusprechen, ohne Ansehen der Person. Zugleich bedeutet sie, die Gläubigen seelsorgerlich zu begleiten und sie zu ermutigen, an der Wahrheit des Wortes festzuhalten.

Judas zeigt mannhaft auf, wie ein Diener Gottes handeln soll: Er unterscheidet klar, was der Wahrheit entspricht, und ist entsprechend bereit, den ganzen Ratschluss Gottes zu verkündigen. Er achtet Gottesfurcht höher als Menschenfurcht, steht mutig für die Wahrheit des Evangeliums ein und ehrt damit den, der das Haupt der Gemeinde ist – den HERRN Jesus Christus.

Struktur

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