Haggai Kapitel 2

Autor: Michael Briggeler
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C Zweite Predigt: Die kommende Herrlichkeit des Tempels | 2,1-9

Die erste Predigt Haggais und die anschliessende Wirkung beim Volk sind auch heute noch beispiel- und vorbildhaft für jeden Gläubigen. Idealerweise wäre der nächste Bericht, dass das Volk im Gehorsam blieb und sie ohne weitere Vorkommnisse den Tempel vollendeten. Nun ist aber das Leben selten gerade und so kamen dem Volk Zweifel in ihrer Arbeit am neuen Tempel auf, da er ihnen im Vergleich zum salomonischen Tempel gering erschien (2,1-3). In all Seiner Langmut, wiederholte der HERR die Zusicherung Seiner Gegenwart (2,4) durch Seinen Geist (2,5b), erinnerte sie an Seinen Bund mit ihnen (2,5a) und an Seine Allmacht (2,6-8), um ihnen die Verheissung zu geben, dass dieser Tempel sogar noch herrlicher sein werde als derjenige von Salomo (2,9).

Diese zweite Predigt bildet das Zentrum in der Spiegelstruktur des Buches. Hier schwingen sich die Ermutigungen, Zusagen und Verheissungen Gottes zu den höchsten Höhen empor. So lässt sich auch die zweite Predigt anhand einer Spiegelstruktur gliedern, die V 5 als den Schlüsselvers des ganzen Buches offenbart:

C1 Der neue Tempel erscheint gering (2,1-3)

            C2 Gottes Gegenwart (2,4)

                        C3 Gottes Bund und der Heilige Geist (2,5)

            C2' Gottes Allmacht (2,6-8)

C1' Der neue Tempel wird herrlicher sein (2,9)

Hier steht die Sicht des Menschen auf den Tempel (2,1-3) der Sicht Gottes auf den Tempel (2,9) entgegen. Oft ist der Blick des Menschen so getrübt, dass er Gottes Gegenwart (2,4) und Allmacht (2,6-8) vergisst, die er in Seinen Bündnissen mit dem Menschen zugesichert hat (2,5a). Aber nicht nur die Bündnisse Gottes sind im menschlichen Blick oft Gegenstand des Vergessens, sondern auch das Wirken des Heiligen Geistes (2,5b).

C.1 Der neue Tempel erscheint gering | 2,1-3

1 Im siebten Monat, am Einundzwanzigsten des Monats, erging das Wort des HERRN durch den Propheten Haggai, indem er sprach:

V 1 | Wie in Vers 1,1 wurde auch die zweite Predigt Haggais mit dem genauen Datum versehen, womit der Heilige Geist folglich auf etwas hinweist. "Im siebten Monat" ist als eine Doppelung vorgestellt und verdeutlicht, dass es sich immer noch um das zweite Jahr des persischen König Darius I. handelte (Vgl. 1,1.15). "Der siebte Monat" ist im jüdischen Kalender der Monat Tischri, in dem alle drei gesetzlichen Herbstfeste gefeiert werden.

Der "Einundzwanzigste des Monats" ist dabei der letzte Tag des Laubhüttenfestes, dem letzten der unter dem mosaischen Gesetz angeordneten Feste in Lev 23. Diese Feste haben alle prophetischen Charakter, wobei sich die Frühjahrsfeste bereits erfüllt haben und nur noch die Herbstfeste ausstehend sind:

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"Das Wort des HERRN, das durch den Propheten Haggai" in dieser zweiten Predigt während des Gottesdienstes (Vgl. Num 29,32-34) verkündigt wurde, hatte das Laubhüttenfest zum Hintergrund. Um die Botschaft zu verstehen, müssen die Themen jenes Festes vor Augen gehalten werden. Arend Remmers schrieb dazu:

"Das letzte der sieben Feste des HERRN ist ein Fest des Gedenkens und der Freude. Es steht am Ende der Weinlese und damit der gesamten Ernte (Dt 16,13). Sieben Tage wohnten die Israeliten in Hütten aus Blättern und Zweigen und genossen die Früchte der Ernte, erinnerten sich jedoch auch an ihren Auszug und ihre Errettung aus Ägypten (Lev 23,40-43). Die Dauer von sieben Tagen spricht von einer vollkommenen Periode, nämlich dem Tausendjährigen Reich, das den Abschluss aller Wege Gottes mit Seinem Volk auf der Erde bildet."[1]

Das Laubhüttenfest trägt einerseits den Charakter eines Erntedankfestes (Vgl. Lev 23,39). In Anbetracht der verkümmerten Ernten (Vgl. Hag 1,5-11) ist es gut möglich, dass während der ganzen Woche des Festes kaum Freude aufgekommen war und Haggai deswegen am letzten Tag jenes Festes mit einer Botschaft der Ermutigung und des Zuspruchs aufstand.

Dass der "Einundzwanzigste des Monats" Tischri der letzte Tag des Laubhüttenfestes darstellt (siehe Tabelle oben), hat noch eine andere bemerkenswerte Bedeutung. Der Apostel Johannes nannte diesen Tag "den grossen Tag des Festes" und berichtete, wie Jesus an jenem Tag mit einer Kurzpredigt im Tempel aufstand (Vgl. Joh 7,37-38), ähnlich wie Haggai rund 500 Jahre zuvor. Der Zusammenhang der Predigten von Haggai und Jesus wird die Auslegung zu V 9 hervorheben.

Auf der anderen Seite soll das Laubhüttenfest an den Auszug aus Ägypten erinnern und daran, wie der HERR Sein Volk übernatürlich herausführte (Lev 23,43). So findet sich dieses Thema des Auszugs aus Ägypten wenig überraschend in der vorliegenden Predigt (2,5). Übrigens wird hier der Dank dem Volk wohl einfacher gefallen sein als der Dank für die Ernte, schliesslich waren sie knapp 20 Jahre zuvor ebenfalls mit Zeichen und Wundern aus der babylonischen Gefangenschaft befreit worden (Vgl. Jes 48,21).

Bemerkenswert ist auch der Umstand, dass der erste Tempel unter Salomo am Laubhüttenfest eingeweiht wurde (1Kö 8,2) und die Herrlichkeit Gottes den Tempel erfüllte (1Kö 8,11). Die Erinnerung an dieses heilsgeschichtlich wichtige Ereignis hat den motivierenden Zuspruch der Predigt sicherlich noch bestärkt.

Schlussendlich ist noch die prophetische Erfüllung des Laubhüttenfestes zu erwähnen, nämlich das 1000-jährige Friedensreich. Auch dieses wird dem Hörer der zweiten Predigt Haggais begegnen (2,7-8) und so zeigt sich eindrücklich, dass "der Einundzwanzigste des Monats" Tischri wahrlich kein Zufall für die Botschaft Haggais war.

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[1] Arend Remmers, Lexikon Biblische Bilder und Symbole, S. 64

2 Rede doch zu Serubbabel, dem Sohn Schealtiels, dem Statthalter von Juda, und zu Josua, dem Sohn Jozadaks, dem Hohenpriester, und zum Überrest des Volkes und sprich:

V 2 | Wieder waren "Serubbabel" und "Josua" die Empfänger der Predigt. Josua wurde schon bei der ersten Predigt und dem Wirkungsbericht als "Hohenpriester" und Serubbabel als "Statthalter von Juda" bezeichnet. Dies unterstreicht Gottes Absicht, die politische wie auch die geistliche Leiterschaft des Volkes zu erreichen, da diese im einzigartigen Falle Israels eine einzigartige Verbindung aufwies und nicht auf die Gemeinde übertragen werden kann. Die Gemeinde weist in sich nur eine geistliche Leiterschaft auf (Pastoren, Älteste, Diakone), anerkennt aber die Autorität der staatlichen Obrigkeit innerhalb ihres von Gott gegebenen Wirkungskreises (Röm 13,1-7; Tit 3,1; 1Pt 2,13-17).

Zusätzlich wurde in dieser Predigt auch der "Überrest des Volkes" explizit als Empfänger angegeben. Wie die Betrachtung zu V 3 zeigen wird, war es ein Teil des Volkes, der entmutigt war und dadurch alle anderen in ihrem Missmut ansteckte.           

3 Wer ist unter euch übrig geblieben, der dieses Haus in seiner früheren Herrlichkeit gesehen hat? Und wie seht ihr es jetzt? Ist es nicht wie nichts in euren Augen?

V 3 | Diese Predigt wurde von drei Fragen seitens des HERRN eingeleitet.

Erste Frage: "Wer ist unter euch übrig geblieben, der dieses Haus in seiner früheren Herrlichkeit gesehen hat?" Die "frühere Herrlichkeit" bezieht sich auf die herausragende Pracht des salomonischen Tempels (Vgl. 1Kö 6-7; 2Chr 3-4), obschon Er von "diesem Haus" spricht. Das Haus des HERRN bleibt in seiner Wichtigkeit und Bestimmung das Haus des HERRN, unabhängig von Form, Grösse und Ziel in den verschiedenen Zeitaltern. Somit lautete die Frage ans Volk, wer von ihnen den salomonischen Tempel noch "gesehen hat". Bereits bei der Grundsteinlegung des Tempels 16 Jahre zuvor, lebten noch Priester, Leviten und Älteste, die den ersten Tempel gesehen hatten (Esr 3,12). Setzen wir das Erinnerungsvermögen eines Kindes bei fünf Jahren an, bedeutet dies, dass bei jener Predigt Haggais Männer mit 71 Jahren und darüber anwesend waren. Die erste Frage richtete sich ans ganze Volk, die nächsten beiden Fragen galten aber folglich jenen, die den salomonischen Tempel gesehen hatten und sich noch daran erinnern konnten.

Zweite Frage: "Und wie seht ihr es jetzt?" Mit der Bezeichnung "es" sprach der HERR von beiden Tempeln, dem ersten und dem sich im Bau befindenden zweiten Tempel so, als wäre es ein und dasselbe Haus. Dies bestätigt den Blick Gottes auf die verschiedenen Tempel, der sich bereits bei der ersten Frage zeigte. Nun sollte sich die alte Generation an jenen ersten Tempel erinnern und mit dem gelegten Fundament und dem ersten Baufortschritt des zweiten Tempels vergleichen. Wird er weniger, gleich oder sogar prächtiger werden als der salomonische Tempel? In Wahrheit hatten die Alten diesen Vergleich längstens angestellt und so stellte er ihnen eine dritte Frage, die dieses Mal aber die Alten widerspiegelte.

Dritte Frage: "Ist es nicht wie nichts in euren Augen?" Mit der Pracht des ersten Tempels im Gedächtnis, sahen die Alten nach dem Fundament und den ersten gelegten Steinen den zweiten Tempel als "wie nichts" an. Ein niederschmetternder Eindruck! Verzagtheit, Schmerz, Resignation und Unmut schwangen hier mit. Diese Situation war eine Wiederholung des Weihfestes nach der Grundlegung 16 Jahre zuvor, da heisst es von derselben älteren Gruppe: "Viele aber von den Priestern und den Leviten und den Häuptern der Väter, den Alten, die das erste Haus gesehen hatten, weinten mit lauter Stimme, als vor ihren Augen der Grund zu diesem Haus gelegt wurde;" (Esr 3,12a)

Die verschiedenen Qualitätsdefizite, die jene ältere Gruppe festgestellt haben, hielt Matthias Germann in folgender Tabelle fest[1]:

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Es waren in der Tat Qualitätsdefizite gegenüber dem ersten Tempel vorhanden, da lagen die Alten nicht falsch. War es aber deshalb richtig, den Mut zu verlieren? War es deshalb legitim das Gebot Gottes zu missachten und die jüngeren Generationen mit herunter- und vom HERRN wegzuziehen? Die Antwort wird hier schon angedeutet, indem im Grundtext das "eure Augen" hervorgehoben wird. Sie haben die Angelegenheit lediglich aus ihrem eingeschränkten, menschlichen Blick betrachtet und die nachfolgenden Verse werden zeigen, wie Gottes Blick auf den Bau Seines Hauses dem menschlichen Blick diametral entgegensteht.

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[1] Matthias Germann, Notizen zu Haggai Stage ONE

C.2 Gottes Gegenwart | 2,4

4 Und nun sei stark, Serubbabel, spricht der HERR; und sei stark, Josua, Sohn Jozadaks, du Hoherpriester, und seid stark, alles Volk des Landes, spricht der HERR, und arbeitet! Denn ich bin mit euch, spricht der HERR der Heerscharen.

V 4 | In Vers 3 haben die Gedanken der alten Generation gesprochen, aber "nun […] spricht der HERR der Heerscharen". Der Gott, der die Geschichte lenkt und der Herr über die ganze Schöpfung ist, besitzt die höchste Autorität. So war Seine Botschaft, die Er in 2,4-9 durch den Propheten Haggai mitteilte, bindend und ohne Widerspruch zu befolgen, ungeachtet dessen, was die alte Generation dazu sagte.

Diese Botschaft war nicht nur an die alte Generation gerichtet, sondern wieder an "Serubbabel", "Josua" und das ganze "Volk des Landes". Das Problem lag zwar ursprünglich bei den Alten, aber indem sie die jüngeren Generationen in ihrem Missmut ansteckten, lösten sie eine kollektive Baukrise aus und so brauchte das ganze Volk die Ermutigung des HERRN.

Wieder wird die Leiterschaft zuerst genannt und es ist auffällig, dass sich dieses Prinzip durch das ganze Buch zieht. Dies unterstreicht die Wichtigkeit, ja die unabdingbare Notwendigkeit einer Leiterschaft beim Bau des Hauses Gottes. Wo das Haus des HERRN ohne Leiterschaft gebaut wird, wird neben dem Wort Gottes und ohne Mitwirken des Heiligen Geistes gebaut (Vgl. 2,5).

"Sei stark" war der erste Auftrag, der hier gleich in dreifacher Ausführung erscheint. Dieser ermutigende Aufruf ist in der Bibel zum ersten Mal an Josua gerichtet zu finden und dort gleich sieben Mal (Dt 31,6.7; Jos 1,6.7.9.18; 10,25), danach an vielen weiteren Stellen (u.a. 1Sam 4,9; 2Sam 10,12; 13,28; 1Kö 20,22; 2Chr 32,7; Ps 31,25). Im NT hat Paulus den Timotheus dazu aufgerufen stark zu sein (2Tim 2,1), aber auch jeden Christusgläubigen: "seid stark im Herrn und in der Macht seiner Stärke." (Eph 6,10).

Die Frage lautet nur, worin genau stark sein? Vergleichen wir sämtliche Stellen miteinander, sehen wir die verschiedensten Gründe, warum und wozu jemand diese Ermutigung brauchte. Eines haben sie aber alle gemeinsam: Die Ermutigung zielte immer darauf ab, den Willen Gottes in der jeweiligen Situation zu tun. Bei Haggai stand das "sei stark" folglich wenig überraschend mit dem Auftrag "arbeitet!" zusammen. Das Haus des HERRN zu bauen, galt es nun ohne Umschweife anzugehen, selbst wenn sich die alte Generation weiterhin querstellen würde.

An dieser Stelle sei festgehalten, dass von der Bibel her der Wert der älteren Generation ehrenvoll hervorgehoben wird (u.a. Spr 16,31; 20,29) und der Leiterschaft der Gemeinde im Falle einer Ermahnung folgende Anweisung gegeben wird: "Einen älteren Mann fahre nicht hart an, sondern ermahne ihn als einen Vater, […] ältere Frauen als Mütter" (1Tim 5,1a.2a)

Der Grund, warum Israel stark sein konnte, war die Zusage, die der HERR dem Volk bereits bei der Wiederaufnahme der Tempelarbeiten zugesprochen hatte (1,13): "Denn ich bin mit euch". Die Gegenwart Gottes rüstet den Menschen mit der erforderlichen Stärke aus. Wie diese Gegenwart sich beim Menschen manifestiert, wurde im nachfolgenden Schlüsselvers eindrücklich dargelegt.

C.3 Gottes Bund und der Heilige Geist | 2,5

5a Das Wort, das ich mit euch eingegangen bin, als ihr aus Ägypten zogt,

V 5a | "Das Wort, das ich mit euch eingegangen bin, als ihr aus Ägypten zogt," war nicht auf eine einzelne Zusage Gottes beschränkt, sondern umschloss den ganzen Bund Gottes am Sinai. Der Bund war die Zusicherung, dass der HERR seinen Teil des Bundes hält, wenn Israel ihren Teil halten würde. Das schloss den Bau des Tempels in Jerusalem mit ein (Dt 12,5-11). Jedes Gebot Gottes an den Menschen sichert zugleich die Befähigung und Kraft vom HERRN zu, damit der Mensch den Willen Gottes überhaupt tun kann. Aus diesem Grund bekräftigte der HERR diese Erinnerung, die das Volk am Ende des Laubhüttenfestes sowieso schon vor Augen hatte. Sehr wahrscheinlich haben sie während dem Laubhüttenfest die ganze Thora (Fünf Bücher Mose) gelesen (Vgl. Neh 8,13-18). Deshalb wies der HERR hier nur mit einem kurzen Fingerzeig auf den Bund am Sinai hin. Damit sollte für sie bereits sonnenklar gewesen sein, dass der HERR mit ihnen war, schon alleine deswegen, weil Er einen Bund mit ihnen geschlossen hatte und Er treu zu Seinem Wort steht.

Beim Christusgläubigen verhält es sich nicht gleich. Der HERR hat nämlich keinen Bund mit der Gemeinde geschlossen, dazu gibt es schlichtweg keine einzige Bibelstelle. Gemäss der biblischen Definition, sind "das Haus Israel und das Haus Juda" die Bündnispartner des Neuen Bundes (Jer 31,31) und dies wird im NT weder korrigiert noch anders ausgelegt, sondern so von Paulus explizit bestätigt (Hebr 8,10). Der Gläubige der Gemeinde wurde aber Teilhaber der geistlichen Güter Israels (Röm 15,27), so dass er als Diener des Neuen Bundes (2Kor 3,6) die geistlichen Segnungen des Neuen Bundes empfängt. Anbei einige grundlegende Segnungen des Neuen Bundes, die das Fundament vieler weiterer Segnungen bilden:

- Empfang des Heiligen Geistes (1Kor 6,19)
- Wiedergeburt und Erneuerung durch den Heiligen Geist (Tit 3,5)
- Sündenvergebung (Eph 1,7; 4,32; Kol 1,14; 1Joh 2,12)

Das Gesetz Gottes in die Herzen geschrieben (Röm 7,22; 2Kor 3,3)

5b und mein Geist bestehen in eurer Mitte:

V 5b | "und mein Geist bestehen in eurer Mitte" ist die andere Seite der Gegenwart Gottes. Es ist der Heilige Geist, der "bestehen" bleibt, weil Er schon beim Auszug aus Ägypten mit Zeichen und Wundern wirkte, aber auch die Befähigung zu jenem Auszug gab. So schrieb Warren W. Wiersbe:

"Derselbe Heilige Geist, der Mose und die Ältesten befähigt hatte, das Volk zu führen (Num 11,16-17.25; Jes 63,11), würde auch die Juden befähigen, den Tempelbau zu vollenden. Der Prophet Sacharja, der zusammen mit Haggai wirkte, betonte ebenfalls die Wichtigkeit des Vertrauens auf den Heiligen Geist für die Befähigung, die notwendig ist, um Gottes Willen zu tun: "Nicht durch Macht und nicht durch Kraft, sondern durch meinen Geist, spricht der HERR der Heerscharen." (Sach 4,6)[1]

Zurecht hob Warren Wiersbe in Bezug auf den Heiligen Geist die Verbindung zu Sacharja hervor, aber auch bei anderen Propheten ist der Heilige Geist als das Schlüsselelement ihres Dienstes zu finden, so hatte zum Beispiel Micha verkündigt: "ich bin mit Kraft erfüllt durch den Geist des HERRN" (Mi 3,8). Dazu schrieb Reinhard Briggeler:

"Ein wahrer Diener des HERRN steht immer unter der Leitung des Geistes des HERRN, der ein Geist der Kraft, der Liebe und der Besonnenheit ist (2Tim 1,7). Die Stärke eines solchen Dieners liegt nicht in ihm selbst, sondern in der Kraft, die Gott ihm durch Seinen Geist schenkt."[2]

Der Heilige Geist allein ist es, "der in euch wirkt sowohl das Wollen als auch das Wirken, zu seinem Wohlgefallen." (Phil 2,13b) Er ist der unverzichtbare Schatz in uns (2Kor 4,7), der uns überhaupt zu nützlichen Gemeindebauern macht. Ohne den Dienst des Heiligen Geistes (2Kor 3,8) kann die Gemeinde nicht existieren. Er zeugte die Gemeinde (Apg 2,2-4), Er tauft jeden sich zum HERRN hinkehrenden Menschen in die Gemeinde (1Kor 12,13) und Er wird die Gemeinde in der Entrückung zum HERRN Jesus führen (Vgl. 2Thess 2,6-7 mit Offb 22,17). Darüber hinaus rüstet der Heilige Geist die Gemeinde mit den Gnadengaben aus (Röm 12,6-8; 1Kor 12-14; Eph 4,11, 1Pt 4,10-11), die den Gemeindebau nach Gottes Bauplan überhaupt erst ermöglichen. Kein Wunder also, dass Satan eben jenen Gnadengaben so entgegensteht, um den Gemeindebau zu sabotieren. In vielen christlichen Kreisen werden ganze Bibelkapitel über die Gnadengaben herausgestrichen, indem behauptet wird, dass der Heilige Geist heute nicht mehr auf dieselbe Weise wirkt. Da ist es auch wenig erstaunlich, dass in solchen Kreisen der Heilige Geist kaum erwähnt oder gar gemieden wird, sei es in den Predigten, den Gottesdienstliedern oder in Gesprächen zwischen den Gläubigen. Treffend schrieb A.W. Tozer, ein evangelikaler Theologe mit schriftgemässer Betonung auf den Heiligen Geist, zu diesem weitverbreiteten Auslöschen des Geistes (Vgl. 1Thess 5,19):

"Wenn der Heilige Geist heute aus der Gemeinde genommen würde, würde 95% dessen, was wir tun, einfach weitergehen – und niemand würde es merken. Wenn der Heilige Geist in der Gemeinde zur neutestamentlichen Zeit weggenommen worden wäre, hätte 95% dessen, was sie taten, aufgehört, und jeder hätte es gemerkt."[3]     

Es ist wahrlich kein Zufall, dass das Wirken des Heiligen Geistes im Herzstück des zentralen Abschnittes des ganzen Buches thront. Die Juden damals durften sich für den Tempelbau Seines Wirkens sicher sein und der Christusgläubige darf sich heute für den Gemeindebau Seines Wirkens sicher sein, vorausgesetzt er eifert um Seine Gaben (1Kor 14,1).

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[1] Warren W. Wiersbe, Wiersbe Kommentar AT Band II, S. 1901

[2] Reinhard Briggeler, OLOC Kommentar zu Micha 3,8

[3] A.W. Tozer, aus einer Predigtmitschrift zitiert.

5c Fürchtet euch nicht! 

V 5c | Auf Grund Seines Wortes und dem Heiligen Geist, sprach der HERR zum Volk: "Fürchtet euch nicht!" Wenn das Volk sich an Seinem Wort festhalten und auf den Heiligen Geist vertrauen würde, gäbe es keinen Grund sich zu fürchten. Sie sollten sich auch nicht davon einschüchtern lassen, dass der Tempel nun kleiner erscheint als der salomonische Tempel oder wieder Anfeindungen kommen könnten, denn es ist der Wille des HERRN Sein Haus zu bauen.

Die Gemeinde in Smyrna war eine kleine Gemeinde, die grosser Verfolgungen ausgesetzt war. Eine ähnliche Situation, der mit ähnlichen Worten durch den HERRN Jesus begegnet wurde: "Fürchtet nichts" (Offb 2,10a). Der Christusgläubige muss sich vor nichts fürchten, solange das Wort des HERRN und der Heilige Geist auf seiner Seite stehen.

C.2' Gottes Allmacht | 2,6-8

6 Denn so spricht der HERR der Heerscharen: Noch einmal, eine kurze Zeit ist es, da werde ich den Himmel erschüttern und die Erde und das Meer und das Trockene.

V 6 | Das einleitende Wort "Denn" markiert die Verse 6-8 als ein erklärendes Argument, warum die Gegenwart Gottes (2,4), die dem Menschen in Seinem Wort und Seinem Geist begegnet (2,5), alles verändert.

"so spricht der HERR der Heerscharen: Noch einmal […], da werde ich erschüttern." Der HERR kündigte eine zukünftige Erschütterung an, wobei mit dem "Noch einmal" gleichzeitig auf eine vergangene Erschütterung hingewiesen wurde. Es ist interessant, dass Er dem Volk nicht den kleinsten Hinweis gab, von welcher vergangenen Erschütterung Er sprach. Das kann nur bedeuten, dass Er sich immer noch auf den Bund am Sinai bezog (2,5) und das Volk gerade erst in der Thora während des Laubhüttenfestes darüber gelesen hatte (siehe Auslegung zu 2,5a). Tatsächlich finden wir dort eine Erschütterung, die den ganzen Berg Sinai ergriff: "Und der ganze Berg Sinai rauchte, weil der HERR auf ihn herabstieg im Feuer; und sein Rauch stieg auf wie der Rauch eines Schmelzofens, und der ganze Berg bebte sehr." (Ex 19,18; vgl. auch Ri 5,4-5; Ps 68,8-9; 77,19; 114,7)

Die Erschütterung beim Sinai betraf aber nur die "Erde" im engeren, geografischen Sinn und vielleicht auch noch das "Meer"[1]. Nun sprach der HERR von einer zukünftigen Erschütterung, die das ganze "Trockene", sprich das Festland, und sogar den (atmosphärischen) "Himmel" ergreifen wird. Beim Sinai handelte es sich lediglich um eine lokale Erschütterung, in der Zukunft wird es jedoch eine Erschütterung geben, die die vollumfängliche Erde und dessen Atmosphäre zum Beben bringen wird. Doch auch von dieser zukünftigen Erschütterung sollte das Volk bereits gehört haben, denn in Jesaja heisst es: "Darum werde ich die Himmel erzittern lassen, und die Erde wird aufbeben von ihrer Stelle beim Grimm des HERRN der Heerscharen und am Tag seiner Zornglut." (Jes 13,16; vgl. auch Mt 24,29; Mk 13,25; Lk 21,26).

Hier erfahren wir, wann diese zukünftige Erschütterung geschehen wird, nämlich am "Tag seiner Zornglut". Damit ist der Tag des HERRN gemeint, die siebenjährige Trübsalszeit, in der sich die Zorngerichte Gottes über die ganze Erde ausgiessen werden, um die Wiederkunft des HERRN Jesus für das kommende Friedensreich vorzubereiten. Diese zeitliche Einordnung wird von Paulus im Hebräerbrief bestätigt (Hebr 12,26-28)[2] und folglich ist "eine kurze Zeit" in jener prophetischen Sprache zu verstehen, in der vor Gott tausend Jahre wie ein Tag sind (Ps 90,4; 2Pt 3,8).

Indem der HERR das Volk zur Zeit Haggais an die vergangene, aber auch an die noch viel grössere, zukünftige Erschütterung erinnerte, führte Er ihnen Seine Allmacht vor Augen. Beim Anblick der klein erscheinenden Grundsteine des neuen Tempels, vergassen sie völlig, wer eigentlich an ihrer Seite war. Der menschliche Blick vergisst oft die unbegrenzte Allmacht des Schöpfergottes.


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[1] Wir glauben, dass sich der Berg Sinai im biblischen Midian befindet und der Durchzug durch das Schilfmeer den Golf von Akaba betraf. Hatte der Berg Sinai beim Bundesschluss gebebt, könnte es gut sein, dass sich die Erschütterung bis zum Golf von Akaba gezogen hat. Dies hat aber für die Auslegung keine Relevanz.

[2] Eine Erklärung zu diesem Abschnitt im Hebräerbrief und wie Paulus das Zitat von Haggai auf die Juden damals anwandte, siehe Exkurs I am Ende der Auslegung über die zweite Predigt Haggais. Weiter sei angemerkt, dass hier ein stichfester Beweis vorliegt, dass wir Prophetien aus dem Alten Testament, wie eben die vorliegende aus Jes 13,16, durchaus wörtlich nehmen sollen, sofern der Kontext nichts anderes anzeigt. Paulus mag hier eine Anwendung abgeleitet haben, die Ausgangslage blieb jedoch die wörtliche Erfüllung der Prophetie aus Hag 2,6, ohne dabei eine "Vergeistlichung" vorzunehmen. 

7 Und ich werde alle Nationen erschüttern; und die Kostbarkeiten aller Nationen werden kommen, und ich werde dieses Haus mit Herrlichkeit füllen, spricht der HERR der Heerscharen.

V 7 | Das "Und" verbindet die zukünftige Erschütterung mit der Erschütterung "aller Nationen". Damit zeigte der HERR auf, dass Seine Allmacht nicht nur die Natur, sondern auch alle Völker umschliesst. Es liegt in Seiner Befehlsgewalt, dass Er alle Nationen erschüttern kann, damit sie ihre "Kostbarkeiten" bringen, um den Tempel zu einem prächtigen Bauwerk zu erstrahlen. Dieser Befehl wird im 1000-jährigen Reich vom HERRN erschallen und auch das war eigentlich nur eine Erinnerung an das Volk. Sie wussten sehr wohl über den Tempel im Friedensreich Bescheid (Hes 40-48) und dass die Nationen kommen werden, um das kostbare Material für jenen Tempel zur Verfügung zu stellen, um "das Haus meiner Pracht prächtig zu machen" (Jes 60,5-7).

Das "ich werde dieses Haus mit Herrlichkeit füllen" beinhaltet jedoch nicht nur die kostbaren Edelmetalle der Nationen, sondern auch die Herrlichkeit Gottes selbst, die den Tempel des Friedensreiches füllen wird. Die sogenannte Schechina Wolke, eine sichtbare Manifestation Gottes, erfüllte schon den salomonischen Tempel (1Kö 8,10-11; 2Chr 7,1-3) und sie wird auch im zukünftigen Tempel wieder kommen (Hes 43,4-5), ja sogar der Messias Jesus selbst wird von dort aus während dem ganzen Friedensreich regieren (Hes 43,6-7).

8 Mein ist das Silber und mein das Gold, spricht der HERR der Heerscharen.

V 8 | Als dem Schöpfergott gehört dem HERRN alles, was auf der Erde und in den Himmeln ist (Ps 24,1; Dt 10,14; Hi 41,2; 1Kor 10,26) und damit auch das "Silber" und das "Gold". Salomo besass so viel Gold und Silber (1Kö 10,14-15.21.27; 2Chr 1,15), weil der HERR es ihm gab. Das Perserreich zur Zeit Haggais hatte nur so viel Silber, weil der HERR es ihm gab. Die Befehlsgewalt darüber bleibt aber stets bei ihm, so dass er Kyrus so führte, dass das Volk Israel bei der Rückführung unter Serubbabel mit Kostbarkeiten überhäuft wurden (Esr 1,6-10). Auch König Darius I. (1,1) ordnete für den Weiterbau des Tempels an, dass die Juden mit jeglichen Mittel von den persischen Steuern unterstützt werden sollen (Esr 6,6-8).

Diese Prophetien betreffend der Allmacht Gottes über Natur, Mensch und kostbare Materialien, die sich rund um den zukünftigen Tempel eindrücklich zeigen wird (2,6-8), sollte dem Volk ins Bewusstsein rufen, dass der HERR auch aus dem zweiten Tempel ein prächtiges Bauwerk wirken kann. Ist der allmächtige Gott, dem alles gehört, auf der Seite des Menschen, wer kann dann gegen ihn sein? (Röm 8,31)

C.1' Der neue Tempel wird herrlicher sein | 2,9

9 Die letzte Herrlichkeit dieses Hauses wird größer sein als die erste, spricht der HERR der Heerscharen; und an diesem Ort will ich Frieden geben, spricht der HERR der Heerscharen.

V 9 | Das Herz dieser zweiten Predigt liegt beim Bund Gottes und dem Heiligen Geist (2,5), das Ziel der Predigt findet sich nun aber im vorliegenden Vers. Der Blick auf Gottes Wirken in der Vergangenheit (2,5) und Gottes Wirken in der Zukunft (2,6-8), entfaltete nun seine ganze Kraft in der Verheissung auf den Tempel, den sie gerade bauten. Jede zukunftsgerichtete Prophetie hat eine signifikante Relevanz für den Empfänger der Prophetie. Es ist der Blick Gottes, der dem Blick des Menschen diametral entgegensteht. Es ist die Antwort an die ältere Generation, die krampfhaft an der Vergangenheit festhielt, und an das restliche Volk, das sich durch sie entmutigen liess. Denn wo Israel einen verkümmerten Tempel sah, sah der HERR viel weiter. Arnold Fruchtenbaum erklärte diese Weitsicht Gottes mit den folgenden Worten:

"Gott gab ihnen nun die Verheißung, dass die spätere Herrlichkeit dieses Hauses (desjenigen, das sie damals bauten) größer sein wird als die frühere (des salomonischen Tempels). Die Herrlichkeit des ersten war, dass die Schechina den salomonischen Tempel bestätigte, indem sie sich im Allerheiligsten niederließ. Diese Verheißung wurde schließlich auf zweierlei Weise erfüllt.

Erstens wurde es dadurch erfüllt, dass der Tempel, den sie bauten, später von Herodes dem Großen wiederaufgebaut und renoviert wurde. Zu der Zeit, als Herodes der Große mit dem Umbau fertig war, übertraf der Tempel, den sie damals bauten, den salomonischen Tempel an Schönheit und Herrlichkeit. Tatsächlich sagten die Rabbiner: "Wer den Tempel des Herodes nicht gesehen hat, hat in seinem ganzen Leben keine Schönheit gesehen."

Die zweite Art und Weise, wie sich die Verheißung erfüllte, bestand darin, dass der salomonische Tempel die Schechina-Herrlichkeit in Form einer Wolke besaß, während dieser besondere Tempel derjenige ist, in dem Jesus diente, so dass dieser Tempel die Schechina-Herrlichkeit auf eine größere Art und Weise besaß: durch die Inkarnation des Gottmenschen. Die vielen Male, die Jesus im Tempelkomplex wirkte und diente, waren eine Erfüllung dieses Verses: "An diesem Ort werde ich Frieden geben."

In der Tat ist einer der Namen des Messias Sar Shalom, was „Fürst des Friedens“ bedeutet. In Verbindung mit Seinem Werk im Tempel und dem endgültigen Opfer Seines eigenen Blutes hat Er geistigen Frieden in den Herzen der Gläubigen geschaffen. Bei Seiner Wiederkunft wird Er schließlich auch für physischen Frieden in der Welt sorgen."[1]

Mit dieser Auslegung sind wir bei der Predigt Jesu angelangt, die Er ebenfalls im Tempel an einem Einundzwanzigsten des siebten Monats (2,1) hielt: "An dem letzten, dem großen Tag des Festes aber stand Jesus da und rief und sprach: Wenn jemand dürstet, so komme er zu mir und trinke! Wer an mich glaubt, wie die Schrift gesagt hat, aus dessen Leib werden Ströme lebendigen Wassers fließen." (Joh 7,38-39)

Wir finden in dieser Predigt dieselben Elemente wie in der zweiten Predigt von Haggai: In Christus, dem Sohn Gottes, sprach der HERR selbst zum Volk (Vgl. 2,1.4.6.7.8.9). Jeder der durstig ist, kann zu Jesus kommen und bekommt, was er dringend benötigt. Er ist der Versorger, so wie Gott bei Haggai die Versorgung des Tempels versprach (2,6-8). Er verhiess den Heiligen Geist (Ströme des lebendigen Wassers), wie der HERR dem Volk Israel zusicherte, dass der Heilige Geist in ihrer Mitte bestehen bleibe (2,5). Und schliesslich kam in Christus die Herrlichkeit Gottes in jenen Tempel, den Serubbabel, Josua und das restliche Volk damals so entmutigt und zögerlich bauten. Im Messias Jesus, dem Sohn Gottes, erfüllte sich Haggai 2,9 vollends und daher bezeichnete Johannes den Einundzwanzigsten des siebten Monats treffend als "der grosse Tag".

Es sind viele Dinge, die der Christusgläubige aus dieser zweiten Predigt Haggais lernen kann. Vor allen Dingen ist es sicherlich die Erkenntnis, dass der HERR einen ganz anderen Blick auf den Gemeindebau hat als der Mensch. Er schaut nicht auf das Äussere, sondern als Kenner der Herzen (1Sam 16,7; 1Kö 8,39; Ps 44,22; Jer 17,10; Apg 1,24; 15,8; Röm 8,27; Hebr 4,12-13) legt Er einen ganz anderen Massstab an. So sehen wir in den Sendschreiben, dass der HERR Jesus den beiden kleinen Gemeinden die mit Abstand besten Zeugnisse von allen ausstellte (Offb 2,8-11; 3,7-13). Möge uns das immer wieder bewusst sein und mögen wir ungeachtet der äusseren Erscheinung der Gemeinde treu am Bau des Hauses Gottes dranbleiben.


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[1] Arnold Fruchtenbaum, The Book of Haggai, S. 12-13 (eigens übersetzt aus dem Englischen)

Exkurs I: Das Haggai-Zitat im Hebräerbrief | 12,25-29

Der Prophet Haggai wurde im NT nur einmal zitiert, nämlich im Hebräerbrief. Dort bekräftigte Paulus die noch ausstehende wörtliche Erfüllung, leitete daraus aber eine Anwendung für die Empfänger des Briefes ab, den damaligen Juden rund um Jerusalem im Jahre 62 n.Chr. Die nachfolgenden Ausführungen stellen keine detaillierte Auslegung dar, sondern fassen nur zusammen, um das Zitat aus Haggai besser zu verstehen.

Das Hauptproblem der Empfänger des Hebräerbriefes bestand darin, dass sie auf Grund der Verfolgungen für eine gewisse Zeit den Christusglauben ablegen und zurück zum mosaischen Gesetz gehen wollten. Der ganze Brief sollte ihnen aufzeigen, warum das so nicht funktioniert und die Erhabenheit Christi als Mittler des Neuen Bundes unermesslich weit über dem Alten Bund steht. Paulus hatte dargelegt, dass der Christusgläubige nicht zum Berg Sinai gekommen ist, sondern zum Berg Zion und dem himmlischen Jerusalem, zu Christus als dem Mittler des Neuen Bundes und zu seinem Blut (12,18-24). In diesem Kontext steht auch der nachfolgende Abschnitt.

25 Seht zu, dass ihr den nicht abweist, der redet! Denn wenn jene nicht entkamen, die den abwiesen, der auf der Erde die göttlichen Aussprüche gab: wie viel mehr wir nicht, wenn wir uns von dem abwenden, der von den Himmeln her redet! –

V 25 | "Seht zu, dass ihr den nicht abweist, der redet!" zeigt an, dass Paulus nun eine Ermahnung auf Grund der Erhabenheit Christi und des Neuen Bundes gegenüber dem Alten Bund aussprach. Dazu zog er einen Vergleich zur Auszugsgeneration, die das mosaische Gesetz übertrat. Sie haben damit den HERRN "abgewiesen" und niemand konnte entkommen, alle mussten in der Wüste sterben (Num 14,26-35; 32,10-13; Dt 1,34-35; 2,14-15). Wieviel mehr nun wird der Christusgläubige nicht entfliehen können vor Dem, der nun im Sohn gesprochen hat (Hebr 1,1) und immer noch durch den Heiligen Geist vom Himmel her spricht (Vgl. Joh 14,26; Röm 8,14; 1Kor 2,10-13; Hebr 3,7-8).

26 dessen Stimme damals die Erde erschütterte; jetzt aber hat er verheißen und gesagt: „Noch einmal werde ich nicht allein die Erde erbeben lassen, sondern auch den Himmel.“

V 26 | Die Stimme Gottes bei der Einsetzung des Alten Bundes "erschütterte" bereits damals "die Erde" (Ex 19,18; vgl. auch Ri 5,4-5; Ps 68,8-9; 77,19; 114,7) und Paulus wies nun mit dem Zitat aus Haggai 2,6 darauf hin, dass der HERR noch einmal eine Erschütterung bringen, aber dieses Mal "nicht allein die Erde", "sondern auch den Himmel".

27 Aber das „noch einmal“ deutet die Verwandlung der Dinge an, die erschüttert werden als solche, die gemacht sind, damit die, die nicht erschüttert werden, bleiben.

V 27 | Paulus wies darauf hin, dass diese zukünftige Erschütterung eine unerschütterliche Ordnung einleiten wird. Es wird "die Verwandlung der Dinge" sein, damit nur das Unerschütterliche bleibt.

28 Deshalb, da wir ein unerschütterliches Reich empfangen, lasst uns Gnade haben, durch die wir Gott wohlgefällig dienen mögen mit Frömmigkeit und Furcht.

V 28 | Was durch diese grosse Erschütterung bleiben wird, ist das "unerschütterliche Reich", womit das 1000-jährige Reich gemeint ist. So wie eine Erschütterung dem Bundesschluss am Sinai vorausging, so wird auch dem Neuen Bund, der zwischen Christus und Israel geschlossen wird, eine Erschütterung vorausgehen. Da die Gemeinde eine Herrschaftsrolle in jenem unerschütterlichen Reich einnehmen wird (Vgl. Offb 20,6), "empfangen" auch wir dieses Reich. "Deshalb", schrieb Paulus, "lasst uns Gnade haben, durch die wir Gott wohlgefällig dienen mögen mit Frömmigkeit und Furcht." Gott wohlgefällig dienen bedeutet auch den Bau des Hauses Gottes nicht zu vernachlässigen und genau das taten die Empfänger des Hebräerbriefes, sie verliessen sogar die Gemeindeversammlungen gänzlich (Hebr 10,25). Damit passt das Zitat aus Haggai sogar doppelt, da Hag 2,6 dieselbe Problematik aufzeigt wie Hebr 12,25-29. So wie die Juden zur Zeit von Paulus, waren auch die Juden zur Zeit von Haggai entmutigt und hörten auf das Haus Gottes zu bauen.

29 „Denn auch unser Gott ist ein verzehrendes Feuer.“

V 29 | "Denn auch unser Gott ist ein verzehrendes Feuer." ist ein Zitat aus Dt 4,24 und macht deutlich, dass der HERR zwar ein Gott der Gnade ist, aber auch ein Gott des Gerichts. Die ganze Ermahnung zielte auf ein Gericht ab, das jederzeit geschehen konnte. Die Juden standen zwischen der Erschütterung vom Sinai und der kommenden Erschütterung vor der Wiederkunft des HERRN Jesus in Macht und Herrlichkeit, aber dazwischen konnte es jederzeit zu einer weiteren Erschütterung kommen. Daher schrieb Paulus in Vers 26 ein "jetzt" und deutete damit an, dass es schon zuvor eine Erschütterung geben wird. Dies erfüllte sich in der Zerstörung Jerusalems im Jahre 70 n.Chr., bei der der Tempel und der Alte Bund mit dem ganzen mosaischen Gesetzesritus erschüttert wurde und für jeden Juden den garantierten physischen Tod bedeutete, der sich nicht an den Worten Jesu festhielt. Das war die Anwendung des Zitates aus Hag 2,6 für die Empfänger des Hebräerbriefes.

Exkurs II: Die erste Predigt Sacharjas und der zweite Wirkungsbericht

Aus dem Buch Haggai wissen wir nicht, wie die zweite Predigt (2,1-9) vom Volk aufgenommen wurde und inwiefern die Ermutigungen und der erneute Appell zum Bau des Hauses Gottes praktische Auswirkungen hatten. Doch Haggai war nicht der einzige Prophet, der während dem Tempelbau unter Serubbabel und Josua wirkte, sondern auch der Prophet Sacharja: "Und Haggai, der Prophet, und Sacharja, der Sohn Iddos, die Propheten, weissagten den Juden, die in Juda und in Jerusalem waren, im Namen des Gottes Israels, der über ihnen war." (Esr 5,1)

Da die erste Predigt Sacharjas mit anschliessendem Wirkungsbericht zwischen der zweiten und dritten Predigt Haggais verkündet wurde, gibt uns das Buch Sacharja Aufschluss darüber, wie die zweite Predigt Haggais beim Volk angenommen wurde. Auch dieser Exkurs hat nicht das Ziel, die nachfolgenden Verse detailliert auszulegen, sondern in zusammenfassender Weise ein Bild der Reaktion des Volkes zu skizzieren, das für die Betrachtung der dritten Predigt Haggais enorm entscheidend ist.

Predigt | Sacharja 1,1-6a

1 Im achten Monat, im zweiten Jahr des Darius, erging das Wort des HERRN an Sacharja, den Sohn Berekjas, des Sohnes Iddos, den Propheten, indem er sprach:

V 1 | "im zweiten Jahr des Darius" markiert dasselbe Jahr wie alle Predigten Haggais (Hag 1,1.15; 2,10.20), sprich das Jahr 520 v.Chr. Die nachfolgende Predigt hielt Sacharja "Im achten Monat" und damit zwischen der zweiten Predigt Haggais am Einundzwanzigsten des siebten Monats (Hag 2,1) und der dritten und vierten Predigt am Vierundzwanzigsten des neunten Monats (Hag 2,10.20). Damit wissen wir zwar nicht, an welchem Tag des achten Monats Sacharja jene Predigt hielt, aber auf jeden Fall zwischen der zweiten und dritten Predigt Haggais.

2 Der HERR ist heftig erzürnt gewesen über eure Väter.

V 2 | Sacharja begann mit einem Verweis auf die Vorväter, auf die "der HERR heftig erzürnt gewesen" war. Sie hatten Gottes Boten verspottet und damit Gottes Wort verachtet (2Chr 36,15-16), so dass der HERR den prächtigen salomonischen Tempel in einem gewaltigen Gericht zerstören und das Volk nach Babylon verschleppen liess (2Chr 36,17-21).

3 Und sprich zu ihnen: So spricht der HERR der Heerscharen: Kehrt zu mir um, spricht der HERR der Heerscharen, und ich werde zu euch umkehren, spricht der HERR der Heerscharen.

V 3 | Dass der "HERR der Heerscharen" rufen musste "Kehrt zu mir um", verdeutlicht, dass die zweite Predigt Haggais keine signifikante Wirkung zeigte. Es ist nicht klar, ob die ältere Generation weiter das Volk entmutigte oder es andere Gründe gab, warum das Volk das Haus Gottes nicht weiterbaute. Jedenfalls wies der HERR gemäss dem Tun-Ergehen Prinzip einmal mehr darauf hin, dass er sich erst zu ihnen umkehren wird, wenn sie sich zuerst zu ihm gekehrt haben (Vgl. Mal 3,7; Jak 4,8).

4 Seid nicht wie eure Väter, denen die früheren Propheten zuriefen und sprachen: So spricht der HERR der Heerscharen: Kehrt doch um von euren bösen Wegen und von euren bösen Handlungen! Aber sie hörten nicht und achteten nicht auf mich, spricht der HERR.

V 4 | Sie sollten nicht so sein wie ihre "Väter, denen die früheren Propheten" ebenfalls zur Umkehr zuriefen, aber "sie hörten nicht und achteten nicht auf mich, spricht der HERR".

5 Eure Väter, wo sind sie? Und die Propheten, leben sie ewig?

V 5 | "Eure Väter, wo sind sie? Und die Propheten, leben sie ewig?" Die Väter wurden nach Babylon verschleppt und sind in der Fremde gestorben und begraben. Selbst die Propheten reden nicht ewig, sondern treten ab, nachdem sie ihren Auftrag erfüllt haben.

6a Doch meine Worte und meine Beschlüsse, die ich meinen Knechten, den Propheten, gebot, haben sie eure Väter nicht getroffen?

V 6a | Was aber bleibt sind "die Worte" und "Beschlüsse" des HERRN, die Er durch seine "Propheten" verkündigen liess. Diese Beschlüsse trafen ihre Väter und der Tempel wurde zerstört und daher sollte das Volk sich weniger Gedanken dazu machen, wie der Tempel ausschaut, sondern vielmehr darüber, warum der erste Tempel überhaupt zerstört wurde. Sie sollten sich dessen bewusst sein, dass ein weiterer Beschluss Gottes sie jederzeit treffen kann.

Wirkungsbericht | Sacharja 1,6b

6b Und sie kehrten um und sprachen: So wie der HERR der Heerscharen vorhatte, uns nach unseren Wegen und nach unseren Handlungen zu tun, so hat er mit uns getan.

V 6b | Die Erinnerung an die Katastrophe des Exils hatte das Volk nun weiser gemacht und "sie kehrten um". Im Kontext der damaligen Situation bedeutet das, dass sie sich nun endlich wieder zum Tempelbau anschickten und damit den Weg zur dritten Predigt Haggais ebneten.

B' Dritte Predigt: Segen durch Gehorsam des Volkes | 2,10-19

Auch diese Predigt wurde mit dem exakten Datum der Verkündigung eingeleitet (2,10). Bis zu diesem Punkt hatte der HERR zum Tempelbau aufgerufen (1-11) und nach einer ersten Gehorsamsphase des Volkes (1,12-15), musste Er sie noch einmal dazu ermutigen (2,1-9). Der versprochene Segen im Falle von Gehorsam wurde noch nicht thematisiert und wie sich in der Predigt zeigen wird, war er bislang noch nicht eingetreten (2,15-19a). Die vorliegende Botschaft dreht sich allein um die Frage, warum der Segen bis zu jenem Zeitpunkt ausblieb. Der HERR begann mit der Lehre aus dem mosaischen Gesetz (2,11-13), woher er dann die Anwendung auf ihre Situation übertrug (2,14). Danach bewies er diese Anwendung anhand einiger Beobachtungen aus der Vergangenheit bis zum Tag der Verkündigung (2,15-19a), bevor er die Predigt mit dem verheissenen Segen abschloss (2,19b). Damit spiegelt sich diese Predigt über den Segen durch Gehorsam des Volkes mit dem Wirkungsbericht (1,12-15), der den ersten Gehorsam des Volkes dokumentarisch festhält.

B'.1 Datum der dritten Predigt | 2,10

10 Am Vierundzwanzigsten des neunten Monats, im zweiten Jahr des Darius, erging das Wort des HERRN an den Propheten Haggai, indem er sprach:

V 10 | Das Jahr war immer noch das "zweite Jahr des Darius", aber dieses "Wort des HERRN" nun bereits im "neunten Monat", der im hebräischen Kalender Kislew genannt wird.

Der Tag wurde mit dem "Vierundzwanzigsten" angegeben, der jedoch kein Bestandteil, der im mosaischen Gesetz angeordneten Festtage darstellt. Und doch scheint dieser Tag ein enorm wichtiger Tag gewesen zu sein, ja gar einen Wendepunkt markiert zu haben. Nur an jenem Tag sind uns zwei Predigten Haggais überliefert (Vgl. 2,20), wobei von allen Predigten nur in der vorliegenden Predigt das Datum in der Verkündigung selbst noch einmal aufgegriffen wurde (2,18). Wir lesen in diesem Abschnitt zwei Mal von "diesem Tag" (2,18-19) und die Predigt endet mit einer einschneidenden Veränderung, die der HERR dem Volk von jenem Tag an verheissen hatte (2,19b). Was war also so besonders an diesem Tag?

Der Umstand, dass weder ein jüdischer Festtag noch ein Sabbat war und sich das Volk dennoch zum (evtl. sogar mehrmaligem) Gottesdienst beim Tempel eintraf, scheint am Ehesten auf ein Weihfest hinzudeuten. Bereits bei der Legung des Tempelfundaments 16 Jahre zuvor wurde ein grosser Gottesdienst zu jenem Anlass gefeiert (Esr 3,10-13) und so könnte ein weiterer wichtiger Baufortschritt erreicht worden sein. Seit dem Beginn der Bauarbeiten am Vierundzwanzigsten des sechsten Monats sind nach dem Mondkalender exakt drei Monate vergangen (Vgl. 1,12) und in dieser Zeitspanne und unter Berücksichtigung des zögerlichen Bauens, könnte der Rohbau des Allerheiligsten fertiggestellt worden sein. Es ist jedenfalls sehr interessant, dass die Vorbereitungen des Chanukka-Festes, dem Fest der Tempelweihe nach den Makkabäerkämpfen, gerade auf diesen 24. Kislew gelegt wurde (1Makk 4,51-52; 2Makk 10,1-10), den Gott als ein entscheidendes Datum zum Bau des zweiten Tempels markierte.

Dies sind natürlich nur Vermutungen und Erklärungsansätze, stellen aber keine Belehrungsgrundlage für den Gläubigen dar, da die Bibel zu diesem Datum nichts Explizites erwähnt, sondern nur dessen Wichtigkeit im Bau des zweiten Tempels hervorhebt.

Angefügt sei noch, dass im Monat Kislew die Herbsternte vollständig eingefahren wurde. Diese war, wie bereits in der Vergangenheit, äusserst fruchtlos (2,15-19a) und das Volk war gerade dabei die Aussaat für die Frühlingsernte auszustreuen. Inmitten dieser Aussaat mit hoffnungsvollem Blick auf den Spätregen, "erging das Wort des HERRN an den Propheten Haggai".

B'.2 Die Lehre aus dem mosaischen Gesetz | 2,11-13

11 So spricht der HERR der Heerscharen: Frage doch die Priester über das Gesetz und sprich:

V 11 | Die Predigt war zwar an das ganze Volk gerichtet (Vgl. 2,14), aber ähnlich wie in der zweiten Predigt, richtete "der HERR" sich zuerst an eine bestimmte Gruppe, nämlich die "Priester". Die Priester organisierten nicht nur einen reibungslosen Ablauf des Gottesdienstes und waren nicht nur für die verschiedenen Durchführungen der Opferriten verantwortlich, sondern es war ihr von Gott gegebener Auftrag das ganze Volk in Seinem Gesetz zu lehren (Lev 10,10-11; Dt 33,10). Daher heisst es bei Maleachi: "Denn die Lippen des Priesters sollen Erkenntnis bewahren, und das Gesetz sucht man aus seinem Mund, denn er ist ein Bote des HERRN der Heerscharen." (Mal 2,7)

In der zweiten Predigt wurde der alten Generation zwei Fragen gestellt, nun sprach "der HERR der Heerscharen: Frage doch die Priester über das Gesetz" und anschliessend folgten wieder zwei Fragen. Diese Fragen drehten sich dieses Mal um das mosaische Gesetz[1] und dazu sollten die Spezialisten Stellung nehmen. Es war Gottes Absicht, dass die Priester die Kernaussage der Predigt selbst vorbereiten, um seiner Botschaft mehr Überzeugungskraft und offene Türen beim Volk zu erwirken. So hat auch Jesus sehr oft Fragen gestellt, um den Zuhörer den Weg zu Seiner Belehrung selbst antreten zu lassen (u.a. Mt 12,11; 21,25.31.40; Mk 8,36; Lk 10,26).

Hierin ist eine zeitlose Wahrheit für den Gläubigen enthalten. Das Wort Gottes ist die Grundlage des Handelns Gottes mit dem Menschen und ist ihm zum Studium gegeben. Es ist ein oft vollzogener Trugschluss zu denken, man müsse den HERRN lediglich intensiv genug im Gebet suchen, um Weisung zu empfangen. Der Gott der Bibel erwartet, dass Sein Wort studiert und gekannt wird, von Genesis bis Offenbarung. Wenn "der HERR der Heerscharen" nämlich eine Frage über Sein Wort stellt, sollte der Mensch besser antworten können. Es wäre eine lange Liste, wenn man alle Enttäuschungen Jesu aufführen würde, die er auf Grund von falschen, ungenügend oder ganz unbeantworteten Fragen erfahren musste. Im Zeitalter der Gemeinde ist es sogar so, dass jeder Gläubige ein Priester (1Pt 2,5.9; Offb 1,6; 5,10; 20,6) und ein Schriftgelehrter ist (Mt 13,52), oder es zumindest sein sollte.

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[1] Das hier verwendete, hebräische Wort lautet "Thora" und kann auch mit Weisung übersetzt werden. Gottes Gesetz gibt nicht nur eine Rechtsgrundlage, sondern ist zugleich eine ganzheitliche Weisung für den Gläubigen zu einem gottesfürchtigen Leben (Vgl. 2Tim 3,16-17; 2Pt 1,3).

12a Siehe, wenn jemand heiliges Fleisch im Zipfel seines Gewandes trägt und mit seinem Zipfel Brot oder Gekochtes oder Wein oder Öl oder irgendeine Speise berührt, wird es heilig werden?

V 12a | Erste Frage: "wenn jemand heiliges Fleisch im Zipfel seines Gewandes trägt und mit seinem Zipfel Brot oder Gekochtes oder Wein oder Öl oder irgendeine Speise berührt, wird es heilig werden?"

Beim Opfervorgang wurde das Geschlachtete zu "heiligem Fleisch" erklärt (Lev 6,11.18; vgl. Jer 11,15) und der "Zipfel seines Gewandes" diente als Tasche an der Kleidung (Vgl. 2Kö 4,39; Hes 5,3), in der man geheiligtes Fleisch tragen konnte. In Bezug auf Opfergaben bedeutet "heilig" dem Heiligtum gehörend und vor Gott angenommen und damit rein zu sein. Die Frage war nun, ob sich diese Heiligkeit über das Gewand hin zu anderen Nahrungsmitteln wie "Brot oder Gekochtes oder Wein oder Öl oder irgendeine Speise" überträgt. Was, wenn jemand heiliges Fleisch in seiner Tasche trägt und mit dem Saum des Gewandes am Boden liegende Nahrungsmittel berührt, wird die Reinheit weitergegeben?

12b Und die Priester antworteten und sprachen: Nein.

 V 12b | Antwort: "Nein." Es heisst, dass "die Priester antworteten", sie alle schienen sich ihrer Antwort sehr sicher zu sein und das zu Recht. Im Gesetz heisst es nämlich: "Alles, was sein Fleisch anrührt, wird heilig sein;" (Lev 6,20a)

Was mit dem Fleisch in direkter Berührung kommt, wird heilig werden durch und während der Berührung. Damit wird zwar während dem Tragen des heiligen Fleisches das Gewand heilig, nicht aber Personen oder Dinge, die mit dem Gewand in Berührung kommen. Es findet sich im Gesetz keine Stelle, in der die Heiligkeit von einer Person zur anderen, von einem Objekt zum anderen, von einer Person zu einem Objekt oder umgekehrt übertragen wurde. Es gibt folglich keine Verkettung, sondern nur die Quelle der Heiligkeit (im vorliegenden Fall das Opferfleisch) und das, was direkt mit der Quelle in Kontakt kommt.

13a Und Haggai sprach: Wenn ein wegen einer Leiche Verunreinigter dies alles berührt, wird es unrein werden?

V 13a | Zweite Frage: " Wenn ein wegen einer Leiche Verunreinigter dies alles berührt, wird es unrein werden?"

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Gemäss dem Gesetz wird jeder unrein, der einen Toten berührt: "Wer einen Toten berührt, irgendeine Leiche eines Menschen, der wird sieben Tage unrein sein." (Num 19,11) So stellte Haggai im Auftrag des HERRN die Frage, was mit denselben Nahrungsmitteln geschieht, die von einem wegen "einer Leiche Verunreinigter" berührt werden. Die zweite Frage war somit sehr eng an die erste Frage geknüpft, beide wiesen eine ähnliche Verkettung auf: 

Es geht jedoch weniger um die Unterschiede der Kettenbestandteile, sondern was dabei jeweils übertragen wird. In der ersten Frage ging es um den Übertrag von Heiligkeit und Reinheit, in der zweiten Frage hingegen um den Übertrag von Unreinheit. Was, wenn also ein "wegen einer Leiche Verunreinigter" etwas berührt, wird die Unreinheit weitergegeben?

13b Und die Priester antworteten und sprachen: Es wird unrein werden.

V 13b | Antwort: "Es wird unrein werden." Wieder haben die Priester einheitlich geantwortet und wieder haben sie gemäss dem mosaischen Gesetz Recht behalten: "Und alles, was der Unreine berührt, wird unrein sein; und wer ihn berührt, wird unrein sein bis zum Abend." (Num 19,22; vgl. auch Lev 11,28; 21,1.11; Num 6,6-8; 19,11-13). Ein heiliges Gewand heiligt nicht, was es berührt (2,12), aber ein unreiner Mensch verunreinigt, was er anfasst.

Zusammengefasst lautet die Lehre, die der HERR aus dem mosaischen Gesetz zog, wie folgt: Heiligkeit und Reinheit ist nicht übertragbar, Unreinheit hingegen schon. Reinheit bleibt nur im Umkreis der Quelle, währenddessen Unreinheit sich durch die Übertragbarkeit ausbreitet. Es verhält sich damit ähnlich wie bei der Gesundheit des Menschen, die nicht ansteckend ist, wohingegen Krankheit sehr wohl ansteckend sein kann. Mit dieser Lehre, die die Priester in ihrer Aufgabe als Gesetzeskenner bestätigt haben, war nun die Bühne für die Botschaft Gottes optimal vorbereitet.

B'.3 Die Anwendung auf die Situation des Volkes | 2,14

14 Da antwortete Haggai und sprach: So ist dieses Volk und so diese Nation vor mir, spricht der HERR, und so ist alles Tun ihrer Hände; und was sie dort darbringen, ist unrein.

V 14 | Das dreifache "so" unterstreicht die direkte Anwendung von der Lehre aus dem mosaischen Gesetz auf die Situation des Volkes. Wie in 1,2 sprach der HERR von "diesem Volk" und damit von einem Ihm entfernten Volk. Nach dem guten Anfang geriet der Bau am Hause Gottes ins Stocken und das Volk entfernte sich wieder vom HERRN.

Während das hebräische Wort für "Volk" jedoch typischerweise das Volk Israel bezeichnet, wird das hebräische Wort für "Nation" jedoch meistens für die Heidenvölker benutzt.[1] "Der HERR" sah Israel als Sein so weit von Ihm entferntes Volk, dass es von den anderen Nationen kaum bis gar nicht mehr zu unterscheiden war.

Interessant ist hierbei, dass der HERR vom kleinen Überrest, der aus dem babylonischen Exil zurückgekehrt ist, als Nation spricht, obwohl der grössere Teil Israels den Ruf Gottes verweigerte und im Perserreich verweilte. Das Buch Esther zeigt eindrücklich, dass der HERR Sein Volk in Persien wahrlich nicht vergessen hatte, aber die vorliegende Stelle belegt, dass Er seinen Heilsplan nur noch mit dem Überrest weiterverfolgte und dieses für Ihn "ganz Israel" (Vgl. Röm 11,26) darstellte.

Die Frage lautete nun, ob der HERR "So ist dieses Volk und so diese Nation" auf die Frage der Heiligkeit (2,12) oder auf die Frage der Unreinheit (2,13) bezogen hatte. Der negative Unterton von "Nation" lässt es bereits erahnen, aber klarer wird es mit der letzten Aussage "was sie dort darbringen, ist unrein." Das Wort "darbringen" könnte man auch mit opfern übersetzen, womit die Verbindung zum Opferfleisch aus der ersten Frage geknüpft ist. Haggai predigte auf dem Tempelplatz während dem Gottesdienst, bei dem das ganze Volk anwesend war, so dass er vielleicht sogar mit dem Finger auf den Brandopferaltar zeigte, als er "dort" sagte. Dieser Brandopferaltar errichtete der Überrest als aller erstes nach der Rückkehr aus Babylon (Esr 3,2-6), sie hatten dort bereits 17 Jahre Opfer dargebracht.

Diese Opfer waren aber "unrein", obwohl das Opferfleisch durch die Vorbereitung geheiligt wurde. Das kann nur bedeuten, dass das Fleisch durch unreine Hände berührt und gemäss der zweiten Fragestellung (2,13) diese Unreinheit übertragen wurde. Umgekehrt ist es gemäss der ersten Fragestellung (2,12) nicht möglich, die Heiligkeit vom Opferfleisch auf den Opfernden zu übertragen. Das Volk Israel selbst war also unrein, obwohl sie eigentlich ein heiliges Volk sein sollten (Ex 19,6). Sie steckten alles mit ihrer Unreinheit an, was sie berührten, und daher sprach der HERR, dass "alles Tun ihrer Hände" ebenfalls unrein war. Wie die nachfolgenden Verse zeigen werden, hatte ihre Unreinheit Einfluss auf ihre ganze Arbeit, insbesondere in der so wichtigen Landwirtschaft. Selbst das heilige Opferfleisch, wurde durch ihre Hände unrein und nicht umgekehrt.

Warum war das Volk unrein? Unreinheit kommt von Sünde und damit vom Ungehorsam den Geboten Gottes gegenüber. Daher sprach Samuel zu Saul "Siehe, Gehorchen ist besser als Schlachtopfer" (1Sam 15,22; vgl. Ps 40,7-9; 51,18-19; Spr 21,3; Jes 1,11-17; Jer 7,22-23; Hos 6,6; Mi 6,6-8; Mt 9,13; 12,7; Mk 12,33). Mit "besser" meinte Samuel, dass Ungehorsam die Überhand behält, wenn er dem Schlachtopfer gegenübergestellt wird. Ungehorsam verdirbt die Anbetung durch die Opfer, die an und für sich gut wären. Umgekehrt bessert die Anbetung durch die Opfer nicht den Ungehorsam aus.

Welche Sünden machten das Volk unrein? Das ganze Buch Haggai hebt stets nur eine Sünde hervor, nämlich die Missachtung des Gebotes das Haus Gottes zu bauen. Der Heilige Geist inspirierte Haggai zu einem ganzen Bibelbuch, um dem Christusgläubigen zu zeigen (Vgl. Röm 15,4; 1Kor 10,6; 2Tim 3,16-17), wie wichtig dem HERRN der Gehorsam ist, wenn es um den Bau Seines Hauses geht. Viele denken, es sei lediglich Gottes Wille am Sonntag in die Gemeinde zu kommen und den HERRN anzubeten. Das dachte das Volk Israel bei Haggai auch und sind über 16 Jahre hinweg nur zu den Gottesdiensten gekommen und haben dort angebetet. In dieser dritten Predigt Haggais lehrte der HERR aber klar, dass selbst die Anbetung unrein wird, wenn sein Volk nicht an Seinem Haus arbeitet. Im 1. Petrusbrief heisst es daher: "werdet auch ihr selbst als lebendige Steine aufgebaut, ein geistliches Haus, zu einer heiligen Priesterschaft, um darzubringen geistliche Schlachtopfer, Gott wohlangenehm durch Jesus Christus." (1Pt 2,5) Mit dem "werdet aufgebaut" haben wir den Befehl zum Bauen der Gemeinde und erst dadurch können "geistliche Schlachtopfer" gebracht werden, die "Gott wohlangenehm" sind. Es wird schnell überlesen, aber eine dem HERRN wohlgefällige Anbetung, die Teil der geistlichen Schlachtopfer sind (Hebr 13,15), bedingt zuerst den aktiven Bau der Gemeinde.

Das vorliegende Prinzip gilt natürlich nicht nur für den Ungehorsam zum Gemeindebau, sondern für jegliche Unreinheiten im Leben, die selbst heilige Dinge wie die Anbetung mit ihrer Unreinheit anstecken (siehe die ernste Warnung in 1Kor 3,15.17). Der Ungehorsam zum Gemeindebau wird mit dem Buch Haggai zwar hervorgehoben, aber die Belehrung erstreckt sich generell auf jeden Ungehorsam. So schrieb Donald Stamps folgendes zu diesem Abschnitt:

"Wir müssen bedenken, dass die Teilhabe an religiösen Aktivitäten – selbst an geistlicher Anbetung – uns nicht mit Gott in Ordnung bringt, wenn unsere Herzen nicht im Einklang mit seinen Absichten sind. Wir müssen die Tatsache sehr ernst nehmen, dass, wenn wir uns absichtlich gottlosen Einflüssen aussetzen und nicht von sündigen Haltungen und Verhaltensweisen lassen, dies eine negative Wirkung auf unser geistliches Leben hat. Die Schrift lehrt deutlich, dass wenn wir unsere Aufmerksamkeit und Zeit schlechten Einflüssen widmen, diese den guten Charakter verderben (Spr 22,24-25; 1Kor 5,6; 15,22; 2Pt 2,7-8)."[2]

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[1] Wird es für Israel benutzt, ist es entweder negativ oder es wird durch einen Zusatz wie "gross" (z.B. Gen 12,2), "heilig " (z.B. Ex 19,6) oder "weise und verständig" (z.B. Dt 4,6) in ein positives Licht gestellt, indem sich Israel in diesen Dingen von anderen Nationen unterscheiden (sollte). Im Buch Haggai kommt das Wort "Nation" noch drei Mal vor (2,7.22), immer für die heidnischen Nationen.

[2] Donald Stamps, Stamps Studienbibel, S. 1582

B'.4 Der Beweis für die Anwendung | 2,15-19a

15 Und nun richtet doch euer Herz auf die Zeit von diesem Tag an und aufwärts, ehe Stein auf Stein gelegt wurde am Tempel des HERRN!

V 15 | Die Anwendung in Vers 14 ist im Tun-Ergehen Prinzip beweisbar. Wurde alles Tun ihrer Hände mit ihrer Unreinheit angesteckt, so müsste der Ertrag ihrer Arbeit entsprechend schlecht ausfallen, sofern die Anwendung aus dem mosaischen Gesetz korrekt war. Dieser Beweis führte der HERR dem Volk bereits in der ersten Predigt Haggais vor Augen (1,6.10-11), dort mit einem zweimaligen "richtet doch euer Herz auf" (1,5.7). In dieser erneuten Beweisführung sind es sogar deren drei Nennungen (2,15.18), sie sollten also noch einmal und noch intensiver über das Folgende nachdenken und es verinnerlichen.

"Und nun richtet doch euer Herz auf die Zeit" ist wie in 1,5 der Aufruf auf eine bestimmte "Zeit" zu schauen und diese genau zu analysieren. Der HERR gab die zu untersuchende Zeit genau an, nämlich "die Zeit von diesem Tag an und aufwärts". Wie in 2,18 zu sehen sein wird, bedeutet "aufwärts" weiter in die Vergangenheit zurück, quasi aufwärts in der Vergangenheit.

Der Startpunkt, von dem aus in die Vergangenheit geschaut werden sollte, war "von diesem Tag […] ehe Stein auf Stein gelegt wurde am Tempel des Herrn." Der Tag, an dem endlich Steine auf dem bereits 16 Jahre zuvor gegründeten Fundament (Esr 3,10) gelegt wurden, war der Vierundzwanzigste des sechsten Monats. Dieser Tag wurde von Haggai genau dokumentiert (1,12-15) und stellte einen wichtigen Meilenstein im Bau des Tempels dar (siehe die dortige Auslegung).

Der Endpunkt, bis wie weit das Volk in die Vergangenheit "aufwärts" zurückschauen sollte, wurde hier nicht angegeben. Im Blick auf 2,18 wird aber klar, dass sich die zu beobachtende Zeitspanne über jene 16 Jahre zurück zum Legen des Tempelfundamentes erstreckte. Es galt also nun die Zeit zwischen dem Erlöschen der ersten Erweckung bis zur zweiten Erweckung genau zu untersuchen.

16 Bevor dies geschah: Kam man zu einem Garbenhaufen von zwanzig Maß, so wurden es zehn; kam man zum Fass, um fünfzig Eimer zu schöpfen, so wurden es zwanzig.

V 16 | "Bevor dies geschah" bestätigt, dass der Blick auf die Zeit vor dem Weiterbau des Tempels gelegt werden sollte, aufwärts in der Vergangenheit. Dort war es so: "Kam man zu einem Garbenhaufen von zwanzig Maß, so wurden es zehn;"

Der Vergleich mit Rt 3,7 zeigt, dass hier der "Garbenhaufen" auf der Dreschtenne gemeint war. Das "Maß" ist nicht explizit angegeben, es wird sich aber um das damals übliche Hohlmass "Epha" gehandelt haben, das 39,9 Liter entspricht.

Waren "zwanzig Maß" erwartet, wurden es doch nur "zehn". Die jüdischen Weizenbauer erwarteten in den Jahren 536 – 520 v.Chr. jeweils doppelt so viel Ertrag, aber nicht nur sie wurden enttäuscht: "kam man zum Fass, um fünfzig Eimer zu schöpfen, so wurden es zwanzig."

Das Wort "Fass" wird in der Bibel meist mit "Kelter" übersetzt, es handelte sich hier also um den Weinkelter (Vgl. 1,11), wie auch sonst Korn und Wein sehr oft zusammen genannt werden (Num 18,27.30; Dt 15,14; 16,13; 2Kö 6,27; Spr 3,10; Hos 9,2; Joel 2,24; 4,13).  Die Worte "Fass" und "Eimer" erklärte Thomas Ehlert folgendermassen:

"Im zweiten Bild beschrieb Haggai den Prozess unmittelbar nach dem Pressen der Trauben. Die Trauben wurden auf einer leicht abschüssigen Steinplatte ausgelegt und mit den Füssen gepresst. Der ausgepresste Saft lief durch kleine Rinnen in ein meist aus dem Felsen gehauenes Sammelbecken, die Presswanne oder Weinkufe. Dies ist im Text mit dem Wort "Fass" gemeint. In der Weinkufe wurde der Wein über Nacht belassen, damit sich Schwebstoffe absetzen konnten, und am nächsten Tag in Tongefässe ("Eimer") gefüllt und zur Gärung in den Weinkeller gebracht."[1]

Von "fünfzig" erwarteten Eimern, konnten jeweils nur "zwanzig" geschöpft werden. Beim Korn lag die Ertragseinbusse bei 50%, beim Wein sogar bei 60%. Weizenbauer und Winzer, die stellvertretend für die ganze Landwirtschaft genannt wurden, erfuhren über 16 Jahre hinweg massive Missernten. Dabei wären das Korn und der Wein expliziter Bestandteil des Segens gewesen, den das Volk Gottes gemäss dem mosaischen Gesetz im verheissenen Land erhalten sollte: "Du sollst ihm reichlich aufladen von deinem Kleinvieh und von deiner Tenne und von deiner Kelter; von dem, womit der HERR, dein Gott, dich gesegnet hat, sollst du ihm geben." (Dt 15,14)

Schon daraus ist ersichtlich, dass die Fehleinschätzungen der Landwirte nicht an ihrer Inkompetenz oder an der fehlenden Erfahrung lagen, sondern am ausbleibenden Segen von Seiten des Schöpfergottes, wie der nachfolgende Vers nach 1,9.11 noch einmal bekräftigt.

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[1] Thomas Ehlert, Das Buch Haggai Edition C, S. 239

17 Ich schlug euch mit Kornbrand und mit Vergilben, und mit Hagel alle Arbeit eurer Hände; und ihr kehrtet nicht zu mir um, spricht der HERR.

V 17 | "Ich schlug euch" machte eben dies deutlich, dass die Missernten kein Schicksalsschlag, sondern der Schlag Gottes war. Der HERR lenkt Geschichte und Natur gemäss Seinem Heilsplan und Seinen Bestimmungen in den jeweiligen Zeitaltern.

Einerseits schlug er das Volk mit "Kornbrand", was als Begriff für die Austrocknung der Felder durch den trockenen, heissen Ostwind verwendet wurde (Vgl. Gen 41,6.23.27; Hes 17,10; Jona 4,8). Zur Dürre (Vgl. 1,11) kam noch ein grossflächiges "Vergilben" dazu, womit Pilzkrankheiten am Getreide gemeint waren. "Kornbrand" und "Vergilben" traten oft gemeinsam auf (Dt 28,22; 1Kö 8,37; 2Chr 6,28; Amos 4,9), das eine scheint wohl das andere stets begünstigt zu haben.

Der "Hagel" war schon beim Auszug aus Ägypten ein göttliches Gericht (Ex 9,17-26), nur wurde Israel damals davon verschont (Ex 9,26). Jetzt traf sie der "Hagel" mit der vollen Härte, was nicht nur die Wein- und Feigenernte sowie das Vieh zu spüren bekamen (Ps 78,47-48; 105,32-33), sondern "alle Arbeit eurer Hände".

Damit waren bereits sämtliche notwendige Beweise für die Anwendung aus 2,14 vorgebracht. Dort hatte der HERR gesagt, dass alles Tun ihrer Hände unrein war (2,14), was folgerichtig zum Gericht über "alle Arbeit eurer Hände" führte. Das Volk hätte das schon lange zuvor erkennen müssen, schliesslich waren auch der Kornbrand und das Vergilben im mosaischen Gesetz explizit als Fluch im Falle von Ungehorsam aufgeführt: "Der HERR wird dich schlagen mit Schwindsucht und mit Fieberglut und mit Hitze und mit Entzündung und mit Dürre und mit Kornbrand und mit Vergilben des Getreides, und sie werden dich verfolgen, bis du umkommst." (Dt 28,22)

Ob sie es nicht erkannt haben, nicht wahrhaben wollten oder ganz einfach nicht gewollt haben, auf jeden Fall hiess es während den 16 Jahren zwischen der Fundamentlegung bis zur Wiederaufnahme der Tempelarbeiten "ihr kehrtet nicht zu mir um". Israel blieb stur und weigerte sich trotz der grossen Gerichte das Haus Gottes zu bauen, stattdessen rannten sie weiterhin für ihre eigenen Häuser (1,9).

Es sei noch erwähnt, dass in Amos 4,9 eine teilweise wörtliche Parallele zum vorliegenden Vers zu finden ist. Dies ist auch nicht erstaunlich, schliesslich stand Israel zur Zeit von Amos in einer ähnlich rebellischen Verfassung und unterlag ebenfalls dem mosaischen Gesetz. Dies unterstreicht einmal mehr das Handeln Gottes auf Grundlage des Gesetzes in der jeweiligen Haushaltung. So muss der Christusgläubige sich nicht vor den Fluchandrohungen aus Dt 28 fürchten, sondern wegen den geistlichen Segnungen, die er zu verteidigen (Vgl. Eph 1,3 mit Eph 6,10-20) und was er in Bezug auf den Gemeindebau im Preisgericht zu verlieren hat (Vgl. 1Kor 3,15; Hebr 10,35).

18 Richtet doch euer Herz auf die Zeit von diesem Tag an und aufwärts; vom vierundzwanzigsten Tag des neunten Monats an, bis von dem Tag an, als der Tempel des HERRN gegründet wurde, richtet euer Herz darauf!

V 18 |  Nachdem das Volk ihr Herz auf die Zeit von der Fundamentlegung bis zur Wiederaufnahme der Tempelarbeiten richten sollten (2,16-17), gab es nun eine weitere "Zeit", über die sie genau nachdenken sollten. Bei dieser "Zeit" hiess es sogar doppelt darüber nachzudenken, ja sie wurde sogar darin eingerahmt.

Zwischen "Richtet doch euer Herz auf" und "richtet euer Herz darauf!" ist die "Zeit von diesem Tag und aufwärts" angegeben. Der Startpunkt geht "vom vierundzwanzigsten Tag des neunten Monats an", sprich vom Tag der Verkündigung jener Predigt (Vgl. 2,10). Von hier aus sollten sie "aufwärts" in die Vergangenheit bis zum "Tag, als der Tempel des HERRN gegründet wurde" schauen.

Der Endpunkt ist im Vergleich zur vorigen Betrachtung (2,16-17) derselbe, nämlich der Zeitpunkt, als das Volk dem HERRN ungehorsam wurde und aufhörte das Haus Gottes zu bauen. Der Startpunkt aber ist nicht mehr der Tag der Wiederaufnahme des Tempels, sondern nach dem Mondkalender exakt drei Monate später im Gottesdienst der dritten und vierten Predigt Haggais (Vgl. 2,10.20). Der Blick sollte sich also ganz besonders auf jene drei Monate zwischen der Wiederaufnahme der Tempelarbeiten bis zum aktuellen Tag richten. Indem es gleich doppelt heisst, ihr Herz auf diese Zeit zu richten und der Tag der Verkündigung explizit dabei erwähnt wird, kam Haggai offensichtlich zum Kern der ganzen Predigt. Damit wusste das Volk, dass nun die Hauptbotschaft folgte und sie besser aufmerksam hören sollten, was der HERR nun durch Haggai zu sagen hatte.

19a Ist noch die Saat auf dem Speicher? Ja, sogar der Weinstock und der Feigenbaum und der Granatbaum und der Olivenbaum haben nichts getragen.

V 19a | Nach der Erweckung drei Monate zuvor (1,12-15), wäre zu erwarten gewesen, dass sich in der Ernte eine massive Veränderung abzeichnete. Wenn sie aber auf die letzten drei Monte zurückblickten, mussten sie feststellen, dass sich im Vergleich zu den letzten 16 Jahren nichts verändert hatte.

"Ist noch die Saat auf dem Speicher?" Für die Aussaat war kaum mehr Korn im Speicher, da vieles davon auf Grund der Hungersnöte (Vgl. 1,6) als Nahrung verzehrt werden musste. Dies konnte das Volk augenscheinlich feststellen, da sie sich im neunten Monat inmitten der Aussaat-Phase vor dem Spätregen befanden.

Auch "der Weinstock und der Feigenbaum und der Granatbaum und der Olivenbaum haben nichts getragen", also genau so wenig wie in den 16 Jahren zuvor (Vgl. 1,10-11). Warum hat sich nach der ersten Erweckung drei Monate zuvor nichts bezüglich dem Fluch Gottes verändert? Was ist mit der Verheissung Gottes, sein Volk bei Gehorsam zu segnen (Vgl. Dt 28,1-14)?

B'.5 Der verheissene Segen | 2,19b

19b Von diesem Tag an will ich segnen.

V 19b | "Von diesem Tag" ist immer noch derselbe Tag wie im ersten Teil des Verses, nämlich der Vierundzwanzigste des neunten Monats. Die Ernten waren in den vergangenen 16 Jahre katastrophal, aber der HERR sprach "Von diesem Tag an will ich segnen". Da das Volk gerade nur eine kleine Aussaat ausstreute, würde die kommende, übermässige Frühlingsernte unterstreichen, dass der Segen allein vom Schöpfergott, dem Geber jeder guten Gabe kommt (Vgl. Jak 1,17).

Warum aber kam dieser Segen nicht schon drei Monate zuvor, als das Volk die Tempelarbeiten wieder aufnahm? Zwischen dem Weiterbau des Hauses Gottes und der zweiten Predigt Haggais lagen nur dreieinhalb Wochen. In dieser äusserst kurzen Zeit stand die alte Generation auf und stiftete Unmut im ganzen Volk (siehe die Auslegung zu 2,3), was den Tempelbau bereits wieder ins Stocken brachte. Aber nicht einmal die ermutigende Predigt Haggais (2,1-9) reichte aus, um das Volk zurück zum Gehorsam zu führen. Erst nachdem der Prophet Sacharja einige Wochen später predigte und zum Weiterbau des Tempels aufforderte, kehrte das Volk um und wurde dem Gebot das Haus Gottes zu bauen wieder gehorsam (Sach 1,1-6). Von dort vergingen lediglich wiederum nur wenige Wochen bis zur dritten Predigt Haggais, als der HERR dem Volk den eintretenden Segen aus dem mosaischen Gesetz verheissen hatte.

Der Kern dieser dritten Predigt liegt folglich in der Treue des Volkes. Das Tun-Ergehen Prinzip funktioniert nicht wie ein Handel, bei dem man etwas gibt und dafür unmittelbar etwas zurückbekommt. Das Volk sollte verstehen, dass sie nicht für eine Woche am Tempel arbeiten und dafür eine reiche Ernte erwarten konnten. Der HERR wollte zuerst sehen, ob Sein Volk treu ist und sich der Gehorsam nicht nur für kurze Zeit zeigt, um schnell ein wenig Segen zu bekommen, sondern sich bewährt. So zeichnete sich Mose als Mittler des mosaischen Gesetzes als treuer Diener aus (Hebr 3,5) und im Kern jenes Gesetzes dreht sich alles um die Treue: "Und du sollst den HERRN, deinen Gott, lieben mit deinem ganzen Herzen und mit deiner ganzen Seele und mit deiner ganzen Kraft." (Dt 6,5)

Nicht umsonst nannte der HERR Jesus dieses Gebot das höchste Gebot, das das ganze mosaische Gesetz zusammenfasst (Mt 22,26-40). Die Liebe zum HERRN, die wahrhaftig aus ganzem Herzen, ganzer Seele und ganzer Kraft kommt, zeigt sich in der Treue zu Ihm und Seinem Willen. Beim Volk Israel hatte sich diese Liebe erst am Vierundzwanzigsten des neunten Monats im zweiten Jahr des Darius erwiesen, sprich am 18. Dezember 520 v.Chr. Bis dahin waren sie noch vom Ungehorsam verunreinigt (2,14), aber von jenem Tag an kam ein heiliges Volk vor den HERRN, das dadurch im Segen ihres Gottes leben durfte.

Diese Botschaft der Treue, die auch und insbesondere für den Bau des Hauses Gottes gilt, ist für den Christusgläubigen genauso eine zentrale Botschaft Gottes wie für den Juden damals. Auch sein Ziel sollte sein, dass der HERR Jesus bei Seiner Wiederkunft sagen wird "Wohl, du guter und treuer Knecht!" (Mt 25,21a.23a; Lk 19,17a).

Treulosigkeit ist ein Merkmal von Ungläubigen (Röm 1,31), Treue hingegen ist Teil der Frucht unseres wiedergeborenen Geistes (Gal 5,22), die in der Gnade Gottes (Vgl. 1Kor 7,25) durch den Heiligen Geist in uns gewirkt wird.

Der HERR ist in Seiner Dreieinigkeit das grösste Vorbild für Treue, ja es ist ein Merkmal Seines Wesens (u.a. Dt 7,9; 32,4; Ps 33,4; 36,6; 89,2-3; Kla 3,22-23; Jes 49,7; 1Kor 1,9; 10,13; 2Kor 1,18; 1Thess 5,24; 2Thess 3,3; Hebr 2,17; 1Pt 4,19; Offb 1,5; 3,14; 19,11). Wir finden im NT nicht grundlose viele weitere Vorbilder in der Treue, anbei seien nur einige genannt: Paulus (1Kor 7,25; 1Tim 1,12), Timotheus (1Kor 4,17), Tychikus (Eph 6,21; Kol 4,17), Epaphroditus (Phil 4,3), Epaphras (Kol 1,7), Onesimus (Kol 4,9), Silvanus (1Pt 5,12) und Antipas (Offb 2,13).

Jeder Christusgläubige ist aufgerufen es diesen Vorbildern gleichzutun und "Treue in Christus" zu sein (Eph 1,1; Kol 1,2), denn nur Treue gehören zu Christus (Vgl. Offb 17,14). Der Herr Jesus sucht treue und kluge Verwalter (Mt 24,45; Lk 12,42) und daher schrieb Paulus "Im Übrigen sucht man hier an den Verwaltern, dass einer für treu befunden werde." (1Kor 4,2) Das "hier" bezieht sich auf das Gemeindezeitalter (Vgl. 1Kor 4,1) und diese Aussage steht im Kontext des Gemeindebaus, gleich wie bei Haggai. Ein Leben mit dem HERRN Jesus zu leben ist unmöglich ohne den Bau der Gemeinde, auch wenn es viele gibt, die sich gläubig nennen, aber keiner Gemeinde zugehörig sind. Die Treue bleibt für den HERRN entscheidend, auch wenn es immer mehr werden, die ohne Dienst in der Gemeinde sind oder gar ihre Gemeinde verlassen und in eine andere ziehen, welche ihren persönlichen Bedürfnissen gerade ein wenig besser entspricht.

Der HERR hat einem jeden Gläubigen Gnadengaben gegeben (1Pt 4,10), mit denen er der Gemeinde Gottes dienen soll. Bewährt sich seine Treue darin nicht, verliert er die geschenkten Segnungen mit Auswirkungen auf das Preisgericht (1Kor 3,15). Das ist die eine Seite der Botschaft aus der dritten Predigt Haggais. Die andere Seite ist der bleibende Segen, wenn der Gläubige treu am Hause Gottes baut. Daher sollte er täglich sein Herz auf die folgenden Worte Jesu richten: "Sei getreu bis zum Tod, und ich werde dir die Krone des Lebens geben." (Offb 3,10b)

A' Vierte Predigt: Verheissung zum Bau des Tempels | 2,20-23

Die letzte überlieferte Predigt Haggais folgt einem ähnlichen thematischen Aufbau wie die zweite Predigt: Zuerst Datum und Empfänger der Verkündigung (2,20-21a; vgl. 2,1-2), dann einen prophetischen Ausblick (2,21b-22; vgl. 2,6-8) und schliesslich der Bezug der zukunftsgerichteten Prophetie auf die aktuelle Situation (2,23; vgl. 2,9). Der Inhalt wiederum spiegelt sich mit der ersten Predigt, in der zum Tempelbau aufgerufen wurde und nun, nachdem sich die Treue des Volkes in dieser Aufgabe bewährte, gab der HERR neben der Segensverheissung (2,19b) noch eine ganz besondere Verheissung (2,23).

A'.1 Datum und Empfänger der vierten Predigt | 2,20-21a

20 Und das Wort des HERRN erging zum zweiten Mal an Haggai, am Vierundzwanzigsten des Monats, indem er sprach:

V 20 | Die Verkündigung wurde auf den "Vierundzwanzigsten des Monats" datiert, jedoch ohne Jahresangabe. Der Hinweis "zum zweiten Mal" verweist aber auf die dritte Predigt, die ebenfalls am "Vierundzwanzigsten des Monats" gehalten wurde (2,10), nämlich "im zweiten Jahr des Darius" (520 v.Chr.). Von allen Datierungen im Buch Haggai, nimmt dieses Datum eine besondere Stellung ein, da uns von jenem Gottesdienst zwei Predigten überliefert sind. Dies unterstreicht die Wichtigkeit der bewährten Treue gegenüber den Geboten Gottes und zeigt einmal mehr die zeitlose, göttliche Weisheit: "Besser das Ende einer Sache als ihr Anfang;" (Pred 7,8a)

21a Rede zu Serubbabel, dem Statthalter von Juda, und sprich:

V 21a | Der HERR sprach: "Rede zu Serubbabel, dem Statthalter von Juda". Bisher waren alle Predigten Haggais an das ganze Volk gerichtet, auch wenn zweimal zuerst eine bestimmte Gruppe angesprochen wurde (die Alten in 2,3 und die Priester in 2,11). Wie 2,23 zeigen wird, war die vorliegende Botschaft in der Tat ausschliesslich an Serubbabel gerichtet, obschon auch diese im Rahmen eines Gottesdienstes (siehe Auslegung zu 2,10) verkündet wurde und damit für das ganze Volk wichtig war.

Damit ist eine weitere Spiegelung zur ersten Predigt ersichtlich, die ebenfalls nur die Leiterschaft als Empfänger aufführt (1,1). Dort war die Botschaft dennoch an das ganze Volk gerichtet (siehe Auslegung zu 1,8), verdeutlicht aber damit die Wichtigkeit der Leiterschaft beim Bau des Hauses Gottes. Die letzte Predigt schliesst diesen Kreis, der den Tempelbau mit der göttlichen

(An-) Ordnung der Leiterschaft umrahmt.

Auffällig ist, dass Serubbabel in allen vergangenen Predigten immer zusammen mit Josua genannt wurde (1,1.12.14; 2,2.4), um die politische Leitung mit der geistlichen Leitung zu ergänzen. Warum bekam hier nur Serubabbel eine Verheissung? Einige leiten aus diesem Vers ab, dass Josua dem Serubbabel unterstellt war und zu jener Zeit der geistlichen Führung weniger Priorität zugesprochen wurde. Aber nur, weil im Buch Haggai keine persönliche Verheissung an Josua zu finden ist, heisst nicht, dass es sie nicht gab. Im Gegenteil, ein Blick ins Buch Sacharja zeigt, dass knapp drei Monate später auch Josua eine Verheissung bekam: "Und der Engel des HERRN bezeugte Josua und sprach: So spricht der HERR der Heerscharen: Wenn du auf meinen Wegen wandeln und wenn du meinen Dienst versehen wirst, so sollst du sowohl mein Haus richten als auch meine Vorhöfe behüten; und du sollst ein- und ausgehen unter diesen, die hier stehen." (Sach 3,6-7)

Im Reich Gottes gibt es immer auch in der Leiterschaft Strukturen mit verschiedenen Autoritäten und Aufgabenfelder, so auch im Zeitalter der Gemeinde mit Pastoren, Ältesten und Diakonen. Der HERR beruft in Seiner Souveränität und Weisheit Leiterdienste, die sich ergänzen und stärken, aber nicht konkurrieren. Das gemeinsame Auftreten, dieselbe Lehre verkündigen (Vgl. 1Kor 1,10; Phil 3,16) und einander zu bestätigen, zeugen von der Einheit des Geistes (Eph 4,3), die der HERR für den Gemeindebau unabdingbar fordert.

A'.2 Die zukünftige Erschütterung | 2,21b-22

21b Ich werde den Himmel und die Erde erschüttern.

V 21b | Mit den Versen 21b-22 verfolgte der HERR zweierlei Ziele: Einerseits sollte der zeitliche Rahmen abgesteckt werden, in dem sich die Verheissung an Serubabbel in Vers 23 bewegt. Andererseits bekräftigte die hier beschriebene Allmacht Gottes die unumstössliche Zusicherung, dass diese Verheissung auch wirklich so in Erfüllung gehen wird.

"Ich werde" findet sich bis zum Ende der Predigt fünf Mal, womit der HERR der alleinige Akteur ist. Die Botschaft enthält keinen Aufruf oder Ermahnung an Serubbabel, sondern ist ausschliesslich eine Verheissung, die gänzlich im Wirken Gottes gegründet ist.

Das erste "Ich werde" ist eine fast identische Wiederholung zu 2,6: "Ich werde den Himmel und die Erde erschüttern." Damit bedurfte es in dieser Predigt keine weitere Erklärung, um welche Erschütterung es sich handelt. Das Volk wusste noch von der zweiten Predigt gut zwei Monate zuvor, dass es sich um die grosse, zukünftige Erschütterung von Himmel und Erde am Tag der Zornglut Gottes handelt (Vgl. Jes 13,16; siehe die Auslegung zu 2,6). Der Hörer wurde damit wieder in die sieben-jährige Trübsalszeit versetzt, in der sich der Zorn Gottes über die ganze Erde ausgiessen und damit den atmosphärischen Himmel und die Erde erschüttern wird.       

22a Und ich werde den Thron der Königreiche umstürzen und die Macht der Königreiche der Nationen vernichten

V 22a | Das zweite "ich werde" umschliesst zwei Dinge. Erstens wird der HERR "den Thron der Königreiche umstürzen", also einen "Thron" von mehreren "Königreiche". Gemäss der biblischen Prophetie wird dem wiedererstandenen römischen Reich (Vgl. Offb 17,8.11) die Herrschaft für dreieinhalb Jahre gegeben (Dan 7,25). Dieses Reich wird im Buch Daniel als ein schreckliches Tier (Dan 7,7-12) und im Buch der Offenbarung als das Tier aus dem Meer (Offb 13,1-8) beschrieben, das anfänglich von 10 Königen regiert wird (Dan 7,24; Offb 17,12) und den hier erwähnten "Königreichen" entspricht. Dieser europäische Zusammenschluss wird einem bestimmten Herrscher die alleinige Macht übergeben (Offb 17,13), nämlich dem kommenden Diktator (das kleine Horn in Dan 7,8.11). Der Umsturz dieses Thrones spricht von der Vernichtung jenes europäischen Diktators, der zusammen mit dem jüdischen Antichristen bei der Ankunft des Messias Jesus durch den Hauch Seines Mundes vernichtet (2Thess 2,7) und direkt in den ewigen Feuersee geworfen wird (Offb 19,20).

Zweitens wird der HERR auch "die Macht der Königreiche der Nationen vernichten". Nicht nur der Diktator, sondern das ganze wiedererstandene römische Reich wird im Kampf gegen den HERRN Jesus zermalmt werden (Vgl. Dan 2,45; Sach 12,9). Während sich das Erschüttern von Himmel und Erde auf die ganze Trübsalszeit bezieht (Vgl. Offb 6,12; 8,5; 11,13.19; 16,18), betreffen die Schilderungen im vorliegenden Vers nur das Ende der Zorngerichte, nämlich eine ganz bestimmte Phase in der sogenannten Harmagedon-Auseinandersetzung. Diese kann in insgesamt sieben Phasen unterteilt werden, wobei der Kampf des HERRN Jesus gegen die feindlichen Armeen bereits die sechste Phase darstellt[1]:

[1] Die nachfolgende Übersicht ist aus dem Micha Kommentar von Reinhard Briggeler entnommen (Einführung in Micha 4-5).

Harmagedon-Auseinandersetzung.jpg

 

22b und ich werde die Streitwagen umstürzen und die, die darauf fahren; und die Pferde und ihre Reiter sollen hinfallen, jeder durchs Schwert des anderen.

V 22b | Der HERR wird verschiedene Methoden anwenden, um die feindlichen Armeen zu besiegen. Eine davon wird die Pest und die Fieberseuche sein (Hab 3,3-5; Sach 14,12), eine andere die Stärkung der jüdischen Streitkräfte (Mi 4,13; Sach 12,8; 14,14). Wieder eine andere wird hier durch das dritte "ich werde" eingeleitet: "ich werde die Streitwagen umstürzen und die, die darauf fahren". Wie Reiter und Streitwagen einfach so umstürzen werden, hat der HERR bei Sacharja präziser ausgeführt: "An jenem Tag, spricht der HERR, werde ich alle Pferde mit Scheuwerden und ihre Reiter mit Wahnsinn schlagen; und über das Haus Juda werde ich meine Augen offen halten und alle Pferde der Völker mit Blindheit schlagen." (Sach 12,4)

Die für den Kriegsdienst abgerichteten "Pferde" (Vgl. Hi 38,19-25) werden durch plötzliche "Blindheit" von Scheu überfallen, während die für den Kriegsdienst ausgebildeten Reiter ihren Verstand verlieren. Ob es sich buchstäblich um Pferde und Streitwagen handeln wird oder es moderne Kriegsfahrzeuge beschreibt, muss letztlich offen bleiben. Das Resultat ist in beiden Fällen dasselbe:

"die Pferde und ihre Reiter sollen hinfallen, jeder durchs Schwert des anderen." Die Verwirrung unter den feindlichen Armeen wird solche Ausmasse einnehmen, dass sie aufeinander losgehen werden, ein jeder gegen jeden (Sach 14,13; vgl. Ri 7,22). Die masslose Unterlegenheit der Nationen gegenüber Jesus Christus, dem König der Könige, wird sich damit auf verschiedenen Ebenen allen sicht- und erkennbar offenbaren.  

A'.3 Die zukünftige Stellung Serubbabels | 2,23

23a An jenem Tag, spricht der HERR der Heerscharen, werde ich dich nehmen, Serubbabel, Sohn Schealtiels, meinen Knecht, spricht der HERR, und werde dich wie einen Siegelring machen.

V 23a | Nun folgt der Kern der Predigt, nämlich die Verheissung an Serubbabel. Diese wird von fast jedem Ausleger so gedeutet, dass Serubbabel in die Geschlechtslinie Davids eintreten durfte (Vgl. Mt 1,12-13). Ob diese rein christologische Lesart dem Text entspricht, wird die weitere Auslegung zeigen.

"An jenem Tag" markiert den Zeitpunkt, bei der die nachfolgende Verheissung sich erfüllen wird und bezieht sich im inneren Kontext auf die Harmagedon-Auseinandersetzung der Verse zuvor (Vgl. der identische Wortlaut "An jenem Tag" in der Parallelstelle Sach 12,4). Somit ist jetzt schon ausgeschlossen, dass sich die Verheissung in der Menschwerdung Jesu als Nachkomme Serubabbels erfüllte, noch dass die Erfüllung etwas damit zu tun hatte. Man beachte, dass es "der HERR der Herrscharen" ist, der sprach "An jenem Tag" und der Mensch sich hüten sollte, dem Wort Gottes etwas wegzunehmen oder hinzuzufügen (Spr 30,6; Offb 22,18-19).

Das vierte und das fünfte "ich werde" ist nun an "Serubbabel, Sohn Schealtiels, meinen Knecht" gerichtet. Der HERR selbst wird "dich nehmen" und "dich wie einen Siegelring machen". Der Siegelring wurde von Königen getragen und wer immer solch ein Ring bekam, war ein autorisierter Stellvertreter des Königs. So bekam Joseph vom Pharao einen Siegelring als Zeichen seiner Autorität, als dieser ihn zum zweithöchsten Herrscher Ägyptens einsetzte (Gen 41,42). König Jojakim hingegen wurde auf Grund seiner Widerspenstigkeit und seines Ungehorsams von jeglichem Siegelring Gottes ausgeschlossen und verlor dadurch jede Autorität (Jer 22,24). Der Siegelring weist in der Bibel also oft auf Autorität hin und "machen" kann man auch mit "setzen", "festsetzen" oder "bestimmen" übersetzen. Der HERR wird also Serubbabel zu einer Autoritätsperson machen bzw. einsetzen.

Damit liegt ein weiterer Grund vor, warum die Verheissung nicht auf den Messias bezogen werden kann. Schliesslich sagte der HERR, er werde Serubabbel nehmen und ihm bei der Wiederkunft des Messias in ein Autoritätsamt einsetzen. Serubabbel und Jesus sind aber augenscheinlich nicht dieselben Personen und der Text gibt keinen Grund dazu, es nur ansatzweise in diese Richtung zu deuten, weder zeitlich noch die angesprochene Person betreffend.

Nun stellt sich noch die Frage, welches Autoritätsamt Serubbabel empfangen wird. Arnold Fruchtenbaum erklärt:

"Dieser Vers beschreibt Serubbabels Stellung im Königreich: Er wird wie ein Siegelring sein. Der Siegelring war ein Zeichen der Autorität. Im messianischen Königreich wird Serubbabel eine Position der Autorität einnehmen, weil Gott gesagt hat, dass er Serubbabel für diesen einzigartigen Platz im messianischen Königreich erwählt hat. Nach Jesaja 32,1 und Hesekiel 45,8 wird eine der Autoritätspositionen im messianischen Königreich über Israel eine Position von Fürsten sein. Diesem Vers zufolge wird Serubbabel einer der Fürsten im messianischen Königreich sein."[1]

Das 1000-jährige Friedensreich wird klare Hierarchiestufen unter dem Messias Jesus aufweisen. Die Hierarchie unter den Juden beginnt mit David (Jer 30,9; Hes 34,23-24; 37,24-25; Hos 3,5), gefolgt von den 12 Aposteln (Mt 19,28; Lk 22,28-30), die wiederum über den Fürsten (Jes 32,1; Hes 45,8) sowie den Richtern und Ratgebern (Jes 1,26) stehen. Somit wird Serubbabel in dieser Hierarchieordnung mit höchster Wahrscheinlichkeit die Stellung eines Fürsten Israels einnehmen. Nur wenn man diesen Vers wörtlich auslegt, behält die Verheissung einen Bezug zu Serubbabel als primärer Empfänger der Prophetie. Sie ist also lediglich insofern christologisch, als dass Christus als Errichter und Herrscher des kommenden Friedensreiches das verheissene Autoritätsamt an Serubbabel übertragen wird.

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[1] Arnold Fruchtenbaum, The Book of Haggai, S. 17 (eigens übersetzt aus dem Englischen)

23b Denn ich habe dich erwählt, spricht der HERR der Heerscharen.

V 23b | "Denn ich habe dich erwählt" ist die einfache, aber kraftvolle Begründung, warum Serubbabel mit dieser zukünftigen Stellung im Friedensreich gesegnet wurde. Dasselbe Wort für "erwählt" findet sich bei der Erwählung der Priester (Num 16,5), des Volkes Israel (Dt 7,6), Davids (Ps 78,70) oder auch beim Messias selbst (Jes 42,1; 49,3). Es ist Gottes souveräne Wahl, die sich keiner Anzweiflung oder Prüfung jeglicher Art stellen muss.

Damit erklärt sich nun auch der Zusammenhang zur Allmacht Gottes, die sich in 2,21b-22 gezeigt hat. Es ging darum zu verdeutlichen, dass derjenige, der Himmel und Erde zum Beben bringen und die feindlichen Armeen vernichten wird, auch derjenige ist, der über das anschliessende, unerschütterliche Friedensreich herrschen wird: "Und in den Tagen dieser Könige wird der Gott des Himmels ein Königreich aufrichten, das in Ewigkeit nicht zerstört und dessen Herrschaft keinem anderen Volk überlassen werden wird; es wird alle jene Königreiche zermalmen und vernichten, selbst aber in Ewigkeit bestehen:" Dan (2,44). Der Siegelring hat nur Bedeutung, wenn er von jemandem gegeben wird, der hohe Autorität besitzt. Serubbabel bekam die Verheissung in dieses besondere Amt eingesetzt zu werden von demjenigen, der zuvor alle Königreiche zermalmen und ein ewiges Reich aufrichten wird, nämlich Jesus Christus. Gibt es eine höhere Zusicherung? Gibt es eine stärkere Garantie?

Nach dem fünfmaligem "ich werde", endete der "HERR der Heerscharen" mit einem "ich habe". Der Gläubige lebt "von jedem Wort, das durch den Mund Gottes ausgeht" (Mt 4,4; Vgl. Dt 8,3), sei es die Vergangenheit, die Gegenwart oder die Zukunft betreffend.

Was kann der Christusgläubige aus dieser letzten Predigt Haggais ziehen, die an eine einzelne Person zur damaligen Zeit gerichtet war? Auch hier gibt es thematische Linien, die uns helfen die Lehre des NT  besser zu verstehen.

Es ist auffällig, welchen göttlichen Stellenwert die Leiterschaft beim Tempelbau    einnahm. Sie war eine und teilweise auch der alleinige Adressat aller Predigten Haggais (1,1; 2,1; 2,10; 2,20), sie bildete die Speerspitze des Wirkungsberichtes (1,12.14) und wurde für den Weiterbau des Tempels als erstes durch den HERRN ermutigt (2,4). Kaum in einem anderen Bibelbuch wird so eindrücklich illustriert, wie wichtig dem HERRN die Leiterschaft im Bau Seines Hauses ist. Ohne Leiterschaft ist dieser Bau gemäss den göttlichen Vorgaben unmöglich und das gilt auch beim Bau der Gemeinde Jesu. Der HERR hat die Leiterschaft eingesetzt, um als Gemeinde zu gelangen "zu dem erwachsenen Mann, zu dem Maß des vollen Wuchses der Fülle des Christus;" (Eph 4,13). Auch in der Gemeinde bildet die Leiterschaft die Speerspitze, indem sie im Wort und im Gebet vorangeht, die Ordnungen Gottes in der Gemeinde durchsetzt und jedem Glied des Leibes seelsorgerlich zur Seite steht. Nur auf diese Weise kann die Gemeinde Jesu nach Gottes Bauplan gebaut werden.

Serubbabel und Josua gehörten innerhalb des von Gott berufenen Volkes Israel zur exklusiven Gruppe der Leiterschaft. Dies geschah jedoch nicht auf Grund der Geburtenlinie, äusseren Merkmalen oder eigenem Verdienst. Der HERR sagte durch Haggai klar, dass Serubbabel Leiter war, weil er ihn dazu erwählt hatte (2,23b). Der HERR ist es, der beruft, und der HERR ist es, der einsetzt. So werden auch die Leiter der Gemeinde zu ihrem Amt berufen gemäss der Erwählung Gottes durch den Heiligen Geist, der "einem jeden insbesondere austeilend, wie er will." (1Kor 12,11b) Jegliche Eifersucht und Neid auf Grund der verschiedenen Gnadengaben, einschliesslich der Gnadengabe der Leiterschaft (1Kor 12,28-30; Eph 4,11), ist damit eigentlich direkt gegen das souveräne Handeln Gottes gerichtet.

Der Bau des Tempels bedeutete für das ganze Volk im Segen Gottes zu leben (2,19). Als Leiter bekamen Serubbabel und Josua zusätzlich einen Segen, der nur für sie bestimmt war (2,23; Sach 3,6-7). Analog dazu werden auch die Leiter jeder örtlichen Gemeinde beim Preisgericht eine exklusive Belohnung erhalten, nämlich die Krone der Herrlichkeit. So schreibt der Apostel Petrus an die Ältesten der Gemeinde gerichtet: "Und wenn der Erzhirte offenbar geworden ist, so werdet ihr die unverwelkliche Krone der Herrlichkeit empfangen." (1Pt 5,4)

Zu all den geistlichen Anwendungen, die der Christusgläubige aus dem Buch Haggai ziehen kann, lässt sich abschliessend festhalten, dass es sogar ein Grundlagebuch für den Gemeindebau darstellt. Natürlich finden sich die präzisen Strukturen der Gemeinde nur im NT, ebenso wie man sich in der Gemeinde verhält. Schliesslich war die Gemeinde im AT ein Geheimnis und untersteht nicht dem mosaischen Gesetz, sondern dem Gesetz Christi. Nichtsdestotrotz ist bei Haggai in Bezug auf den Tempelbau eine reiche Fülle an Anweisungen, Warnungen, Ermutigungen und Segnungen zu finden, die sich alle auf den Gemeindebau übertragen lassen. So teilen wir die folgenden Worte von Frank E. Gaebelein:

"Wenigen Propheten gelang es, in einen so kleinen Umfang so viel geistlichen Realitätssinn einzufangen wie Haggai."[1]

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[1] Frank E. Gaebelein, zitiert aus William MacDonald's Kommentar zum Alten Testament, S. 1143

Der weitere Verlauf des Tempelbaus

Das Buch Haggai berichtet von den knapp 3.5 ersten Monaten nach der Wiederaufnahme der Tempelarbeiten. Diese Zeitperiode beinhaltete einiges an Zögern und Entmutigungen, endete aber im Gehorsam und weiteren Verheissungen. Wie verlief aber der weitere Bau des Tempels? Rund drei Monate nach der letzten Predigt Haggais, hatte der HERR die Fertigstellung des Tempels durch die Hände Serubbabels prophezeit: "Die Hände Serubbabels haben dieses Haus gegründet, und seine Hände werden es vollenden;" (Sach 4,9; vgl. 4,7).

Es dauerte weitere vier Jahre, bis der Tempel am 12. März 516 v.Chr. vollendet wurde. 20 Jahre nach der Grundsteinlegung und knapp vier Jahre nach der Wiederaufnahme der Tempelarbeiten, hatte die babylonische Exil-Generation endlich wieder ein Haus Gottes in ihrer Mitte: "Und die Ältesten der Juden bauten; und es gelang ihnen durch die Weissagung Haggais, des Propheten, und Sacharjas, des Sohnes Iddos; und sie bauten und vollendeten nach dem Befehl des Gottes Israels und nach dem Befehl Kores’ und Darius’ und Artasastas, des Königs von Persien. Und dieses Haus wurde bis zum dritten Tag des Monats Adar fertig gestellt, das ist das sechste Jahr der Regierung des Königs Darius." (Esr 6,14-15)

Wie gelang es dem Volk den Tempel zu bauen und fertigzustellen? "durch die Weissagung Haggais, des Propheten, und Sacharjas, des Sohnes Iddos;" Es gelang ihnen, weil der HERR durch Haggai und Sacharja zu ihnen sprach. Es gelang ihnen, weil sie Ehrfurcht vor dem HERRN hatten, und es gelang ihnen, weil der Heilige Geist bei ihnen war und wirkte. Aktuell haben die Juden keinen Tempel und es ist auch nicht das Zeitalter für einen solchen Tempel, aber die Prophetie Hesekiels ist augenscheinlich noch ausstehend (Hes 40-48). Eines Tages wird es wieder ein "Alija" Gottes geben und ein noch prächtigerer Tempel wird in der Mitte Israels stehen (2,7-8). Jener Tempel im Friedensreich aber wird vom Messias Jesus, dem König der Könige, höchstpersönlich gebaut werden (Sach 6,12-13) und Weisung wird nicht von Propheten, sondern ebenfalls direkt von Ihm ausgehen (Jes 2,2-4; Mi 4,1-3).

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